Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte und galante Gedichte.
Verräth das Himmels-Bild/ wenn du es siehest/ bald/
Denn ein beliebter Blick den andern pflegt zu lohnen.
Nimm sie/ wenn du sie siehst/ in deinem sanfften Schooß/
Verhülle sie in dich/ bedeck ihr Angesichte/
Wehr daß nicht trübe Lufft auf meine Schöne stoß.
Ach! Zephyr gehe fort! beflügel deinen Lauff/
Nimm Anemonen doch in ihrem Schmucke auf!
Bring mir den Himmel her/ mit doppelt hellem Lichte.


Er kan sich in ihre Weise nicht finden.

Sonnet.

Jch weiß Rubelle mich mit dir noch nicht zu stallen/
Jch kenne dich nicht recht. Bald bist du mir zu gut/
Bald wenn ein falscher Wahn bethöret deinen Muth.
So muß ich aus dem Schooß des schönsten Glückes fallen.
Du spielest so mit mir als wie mit einem Ballen/
Sag ob mein Jammer dir vielleichte sanffte thut?
Schmertzt oder dich die Lust/ die kitzelt Seel und Blut?
Eröffne es mein Kind/ so halt ich Maaß in allen.
Wie? wenn ich vorwerths geh/ so eilest du zurücke/
Wenn ich dich froh anschau so krieg ich Donner-Blicke/
Wenn ich nun traurig bin so lachest du mich an/
Wenn ich dich lieben will/ so kennst du nichts als Hassen/
So daß mein treuer Sinn dich nicht bezwingen kan/
Und fall ich von dir ab/ so wilt du mich nicht lassen.


An seine Augen.

Sonnet.

Jhr Augen seht die Rosilis nicht an/
Jhr/ die ihr mir die größte Marter seyd;
Jhr bringt vor Lust nur herbe Traurigkeit:
Ach daß eur Blitz mich nicht erretten kan!
Durch euch wird mir der meiste Drampff gethan/
Jhr macht aus Ruh mir täglich Zanck und Streit/
Wenn ihr euch vor Rosillens Blicken scheut/
So bringt ihr mich auf eine Marter-Bahn.
Jch
Verliebte und galante Gedichte.
Verraͤth das Himmels-Bild/ wenn du es ſieheſt/ bald/
Denn ein beliebter Blick den andern pflegt zu lohnen.
Nimm ſie/ wenn du ſie ſiehſt/ in deinem ſanfften Schooß/
Verhuͤlle ſie in dich/ bedeck ihr Angeſichte/
Wehr daß nicht truͤbe Lufft auf meine Schoͤne ſtoß.
Ach! Zephyr gehe fort! befluͤgel deinen Lauff/
Nimm Anemonen doch in ihrem Schmucke auf!
Bring mir den Himmel her/ mit doppelt hellem Lichte.


Er kan ſich in ihre Weiſe nicht finden.

Sonnet.

Jch weiß Rubelle mich mit dir noch nicht zu ſtallen/
Jch kenne dich nicht recht. Bald biſt du mir zu gut/
Bald wenn ein falſcher Wahn bethoͤret deinen Muth.
So muß ich aus dem Schooß des ſchoͤnſten Gluͤckes fallen.
Du ſpieleſt ſo mit mir als wie mit einem Ballen/
Sag ob mein Jammer dir vielleichte ſanffte thut?
Schmertzt oder dich die Luſt/ die kitzelt Seel und Blut?
Eroͤffne es mein Kind/ ſo halt ich Maaß in allen.
Wie? wenn ich vorwerths geh/ ſo eileſt du zuruͤcke/
Wenn ich dich froh anſchau ſo krieg ich Donner-Blicke/
Wenn ich nun traurig bin ſo lacheſt du mich an/
Wenn ich dich lieben will/ ſo kennſt du nichts als Haſſen/
So daß mein treuer Sinn dich nicht bezwingen kan/
Und fall ich von dir ab/ ſo wilt du mich nicht laſſen.


An ſeine Augen.

Sonnet.

Jhr Augen ſeht die Roſilis nicht an/
Jhr/ die ihr mir die groͤßte Marter ſeyd;
Jhr bringt vor Luſt nur herbe Traurigkeit:
Ach daß eur Blitz mich nicht erretten kan!
Durch euch wird mir der meiſte Drampff gethan/
Jhr macht aus Ruh mir taͤglich Zanck und Streit/
Wenn ihr euch vor Roſillens Blicken ſcheut/
So bringt ihr mich auf eine Marter-Bahn.
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0142" n="124"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante</hi> Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Verra&#x0364;th das Himmels-Bild/ wenn du es &#x017F;iehe&#x017F;t/ bald/</l><lb/>
            <l>Denn ein beliebter Blick den andern pflegt zu lohnen.</l><lb/>
            <l>Nimm &#x017F;ie/ wenn du &#x017F;ie &#x017F;ieh&#x017F;t/ in deinem &#x017F;anfften Schooß/</l><lb/>
            <l>Verhu&#x0364;lle &#x017F;ie in dich/ bedeck ihr Ange&#x017F;ichte/</l><lb/>
            <l>Wehr daß nicht tru&#x0364;be Lufft auf meine Scho&#x0364;ne &#x017F;toß.</l><lb/>
            <l>Ach! <hi rendition="#aq">Zephyr</hi> gehe fort! beflu&#x0364;gel deinen Lauff/</l><lb/>
            <l>Nimm <hi rendition="#aq">Anemonen</hi> doch in ihrem Schmucke auf!</l><lb/>
            <l>Bring mir den Himmel her/ mit doppelt hellem Lichte.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Er kan &#x017F;ich in ihre Wei&#x017F;e nicht finden.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Sonnet.</hi> </hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>ch weiß <hi rendition="#aq">Rubelle</hi> mich mit dir noch nicht zu &#x017F;tallen/</l><lb/>
            <l>Jch kenne dich nicht recht. Bald bi&#x017F;t du mir zu gut/</l><lb/>
            <l>Bald wenn ein fal&#x017F;cher Wahn betho&#x0364;ret deinen Muth.</l><lb/>
            <l>So muß ich aus dem Schooß des &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Glu&#x0364;ckes fallen.</l><lb/>
            <l>Du &#x017F;piele&#x017F;t &#x017F;o mit mir als wie mit einem Ballen/</l><lb/>
            <l>Sag ob mein Jammer dir vielleichte &#x017F;anffte thut?</l><lb/>
            <l>Schmertzt oder dich die Lu&#x017F;t/ die kitzelt Seel und Blut?</l><lb/>
            <l>Ero&#x0364;ffne es mein Kind/ &#x017F;o halt ich Maaß in allen.</l><lb/>
            <l>Wie? wenn ich vorwerths geh/ &#x017F;o eile&#x017F;t du zuru&#x0364;cke/</l><lb/>
            <l>Wenn ich dich froh an&#x017F;chau &#x017F;o krieg ich Donner-Blicke/</l><lb/>
            <l>Wenn ich nun traurig bin &#x017F;o lache&#x017F;t du mich an/</l><lb/>
            <l>Wenn ich dich lieben will/ &#x017F;o kenn&#x017F;t du nichts als Ha&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>So daß mein treuer Sinn dich nicht bezwingen kan/</l><lb/>
            <l>Und fall ich von dir ab/ &#x017F;o wilt du mich nicht la&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">An &#x017F;eine Augen.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Sonnet.</hi> </hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>hr Augen &#x017F;eht die <hi rendition="#aq">Ro&#x017F;ilis</hi> nicht an/</l><lb/>
            <l>Jhr/ die ihr mir die gro&#x0364;ßte Marter &#x017F;eyd;</l><lb/>
            <l>Jhr bringt vor Lu&#x017F;t nur herbe Traurigkeit:</l><lb/>
            <l>Ach daß eur Blitz mich nicht erretten kan!</l><lb/>
            <l>Durch euch wird mir der mei&#x017F;te Drampff gethan/</l><lb/>
            <l>Jhr macht aus Ruh mir ta&#x0364;glich Zanck und Streit/</l><lb/>
            <l>Wenn ihr euch vor <hi rendition="#aq">Ro&#x017F;illens</hi> Blicken &#x017F;cheut/</l><lb/>
            <l>So bringt ihr mich auf eine Marter-Bahn.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0142] Verliebte und galante Gedichte. Verraͤth das Himmels-Bild/ wenn du es ſieheſt/ bald/ Denn ein beliebter Blick den andern pflegt zu lohnen. Nimm ſie/ wenn du ſie ſiehſt/ in deinem ſanfften Schooß/ Verhuͤlle ſie in dich/ bedeck ihr Angeſichte/ Wehr daß nicht truͤbe Lufft auf meine Schoͤne ſtoß. Ach! Zephyr gehe fort! befluͤgel deinen Lauff/ Nimm Anemonen doch in ihrem Schmucke auf! Bring mir den Himmel her/ mit doppelt hellem Lichte. Er kan ſich in ihre Weiſe nicht finden. Sonnet. Jch weiß Rubelle mich mit dir noch nicht zu ſtallen/ Jch kenne dich nicht recht. Bald biſt du mir zu gut/ Bald wenn ein falſcher Wahn bethoͤret deinen Muth. So muß ich aus dem Schooß des ſchoͤnſten Gluͤckes fallen. Du ſpieleſt ſo mit mir als wie mit einem Ballen/ Sag ob mein Jammer dir vielleichte ſanffte thut? Schmertzt oder dich die Luſt/ die kitzelt Seel und Blut? Eroͤffne es mein Kind/ ſo halt ich Maaß in allen. Wie? wenn ich vorwerths geh/ ſo eileſt du zuruͤcke/ Wenn ich dich froh anſchau ſo krieg ich Donner-Blicke/ Wenn ich nun traurig bin ſo lacheſt du mich an/ Wenn ich dich lieben will/ ſo kennſt du nichts als Haſſen/ So daß mein treuer Sinn dich nicht bezwingen kan/ Und fall ich von dir ab/ ſo wilt du mich nicht laſſen. An ſeine Augen. Sonnet. Jhr Augen ſeht die Roſilis nicht an/ Jhr/ die ihr mir die groͤßte Marter ſeyd; Jhr bringt vor Luſt nur herbe Traurigkeit: Ach daß eur Blitz mich nicht erretten kan! Durch euch wird mir der meiſte Drampff gethan/ Jhr macht aus Ruh mir taͤglich Zanck und Streit/ Wenn ihr euch vor Roſillens Blicken ſcheut/ So bringt ihr mich auf eine Marter-Bahn. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/142
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/142>, abgerufen am 25.04.2024.