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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Arien.
Sie beklaget im Closter den Todt ihres
Amanten.
1.
Jhr trüben Augen weinet Blut/
Jhr spahret nur die schlechten Zähren/
Ergiesset euch/ ich kans nicht wehren/
Quilt/ wie ein frischer Brunnen thut.
Der herbe Schmertz/ so meine Brust bekrieget/
Wird nimmermehr durch Frölichkeit besieget
2.
Mein mattes Hertze furchtsahm bebt/
Der Cörper wird sehr hart gequählet/
Wie! daß ich nicht schon längst entseelet!
Das Schicksahl! so beym Sternen schwebt/
Hat mich wol recht zum Marter-Holtz ersehen/
Jch soll davon/ und darf doch nicht vergehen.
3.
Die starcke Stütze ist entzwey/
Worauf ich mich vor dem gelehnet;
Wornach der Geist sich sonst gesehnet/
Jst nicht mehr da/ und schon vorbey.
Ein Donner schlägt mit Sturm und lichten Blitzen
Starck zu mir ein/ wer wil mich nun beschützen?
4.
Mein helles Sonnen-Licht ist fort/
Der Himmel ist durchaus verdunckelt/
So daß kein Freuden Stern mehr funckelt;
Hier ist der rechte Jammer-Ort/
Wo nichts als Nacht und düstre Finsternissen
Die matte Brust und schwachen Geist umschliessen.
5.
Wo soll ich nun ein helles Licht
Jn meiner Angst und Schrecken finden?
Die Dunckelheit wil nicht verschwinden
Bis mir der Tod das Hertze bricht.
Wohlan mein Geist! bereite dich zum Sterben
Du kanst doch nichts als Tod und Grab erwerben.
6. So
S
Verliebte und galante Arien.
Sie beklaget im Cloſter den Todt ihres
Amanten.
1.
Jhr truͤben Augen weinet Blut/
Jhr ſpahret nur die ſchlechten Zaͤhren/
Ergieſſet euch/ ich kans nicht wehren/
Quilt/ wie ein friſcher Brunnen thut.
Der herbe Schmertz/ ſo meine Bruſt bekrieget/
Wird nimmermehr durch Froͤlichkeit beſieget
2.
Mein mattes Hertze furchtſahm bebt/
Der Coͤrper wird ſehr hart gequaͤhlet/
Wie! daß ich nicht ſchon laͤngſt entſeelet!
Das Schickſahl! ſo beym Sternen ſchwebt/
Hat mich wol recht zum Marter-Holtz erſehen/
Jch ſoll davon/ und darf doch nicht vergehen.
3.
Die ſtarcke Stuͤtze iſt entzwey/
Worauf ich mich vor dem gelehnet;
Wornach der Geiſt ſich ſonſt geſehnet/
Jſt nicht mehr da/ und ſchon vorbey.
Ein Donner ſchlaͤgt mit Sturm und lichten Blitzen
Starck zu mir ein/ wer wil mich nun beſchuͤtzen?
4.
Mein helles Sonnen-Licht iſt fort/
Der Himmel iſt durchaus verdunckelt/
So daß kein Freuden Stern mehr funckelt;
Hier iſt der rechte Jammer-Ort/
Wo nichts als Nacht und duͤſtre Finſterniſſen
Die matte Bruſt und ſchwachen Geiſt umſchlieſſen.
5.
Wo ſoll ich nun ein helles Licht
Jn meiner Angſt und Schrecken finden?
Die Dunckelheit wil nicht verſchwinden
Bis mir der Tod das Hertze bricht.
Wohlan mein Geiſt! bereite dich zum Sterben
Du kanſt doch nichts als Tod und Grab erwerben.
6. So
S
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[273/0291] Verliebte und galante Arien. Sie beklaget im Cloſter den Todt ihres Amanten. 1. Jhr truͤben Augen weinet Blut/ Jhr ſpahret nur die ſchlechten Zaͤhren/ Ergieſſet euch/ ich kans nicht wehren/ Quilt/ wie ein friſcher Brunnen thut. Der herbe Schmertz/ ſo meine Bruſt bekrieget/ Wird nimmermehr durch Froͤlichkeit beſieget 2. Mein mattes Hertze furchtſahm bebt/ Der Coͤrper wird ſehr hart gequaͤhlet/ Wie! daß ich nicht ſchon laͤngſt entſeelet! Das Schickſahl! ſo beym Sternen ſchwebt/ Hat mich wol recht zum Marter-Holtz erſehen/ Jch ſoll davon/ und darf doch nicht vergehen. 3. Die ſtarcke Stuͤtze iſt entzwey/ Worauf ich mich vor dem gelehnet; Wornach der Geiſt ſich ſonſt geſehnet/ Jſt nicht mehr da/ und ſchon vorbey. Ein Donner ſchlaͤgt mit Sturm und lichten Blitzen Starck zu mir ein/ wer wil mich nun beſchuͤtzen? 4. Mein helles Sonnen-Licht iſt fort/ Der Himmel iſt durchaus verdunckelt/ So daß kein Freuden Stern mehr funckelt; Hier iſt der rechte Jammer-Ort/ Wo nichts als Nacht und duͤſtre Finſterniſſen Die matte Bruſt und ſchwachen Geiſt umſchlieſſen. 5. Wo ſoll ich nun ein helles Licht Jn meiner Angſt und Schrecken finden? Die Dunckelheit wil nicht verſchwinden Bis mir der Tod das Hertze bricht. Wohlan mein Geiſt! bereite dich zum Sterben Du kanſt doch nichts als Tod und Grab erwerben. 6. So S

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/291>, abgerufen am 28.03.2024.