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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Arien.
Als die schöne Muscowitin/ nachdem sie ei-
nen Tag bey ihm gewesen/ wieder wegreisete.
1.
Nur einen Tag die schönen Augen sehn
Jst schon genug mein Hertze zu entzünden/
Doch lange nicht/ daß es auch mag geschehn
Verlangte Hülff' in solcher Zeit zu finden.
Vergebne Quaal/ und ängstigs Seuffzen macht
Die lange Nacht.
2.
Die lange Nacht zeugt endlich Tag und Licht
Wenn Finsterniß die Erde hält bedecket/
Mir aber bleibt kein Hoffen übrig nicht/
Daß bald ein Tag beliebten Schein erwecket.
Mir wird vertauscht der angenehme Schein
Jn Dunckel seyn.
3.
Jn Dunckel seyn manch treuer Sinn genießt
Die schönste Frucht der Zucker süssen Liebe/
Mein Hertz allein vergalte Wermuth küßt
Vor jene Kost der angenehmen Triebe.
Was schönes sehn ohn Lindrung seiner Noht
Jst schon der Tod.
4.
Jst schon der Tod bey manchen sehr verhaßt/
Die niemahls nicht was sträffliches verübet?
Mein Hertz dennoch mit allen Recht erblaßt/
Weil es zu dreist ein Engels-Bild geliebet.
Allein der Spruch und seine Todes-Art
Scheint gar zu hart.
5.
Scheint gar zu hart mein Hertze dir zu seyn/
Und fürchtest du ich möchte seyn von Eysen?
So stelle nur die harte Pröbe ein/
Jch will mich gern wie Wachs bey dir erweisen.
Kehr nur zurück/ erfülle mich mit Lust
Abgott der Brust.
6. Ab-
Verliebte und galante Arien.
Als die ſchoͤne Muſcowitin/ nachdem ſie ei-
nen Tag bey ihm geweſen/ wieder wegreiſete.
1.
Nur einen Tag die ſchoͤnen Augen ſehn
Jſt ſchon genug mein Hertze zu entzuͤnden/
Doch lange nicht/ daß es auch mag geſchehn
Verlangte Huͤlff’ in ſolcher Zeit zu finden.
Vergebne Quaal/ und aͤngſtigs Seuffzen macht
Die lange Nacht.
2.
Die lange Nacht zeugt endlich Tag und Licht
Wenn Finſterniß die Erde haͤlt bedecket/
Mir aber bleibt kein Hoffen uͤbrig nicht/
Daß bald ein Tag beliebten Schein erwecket.
Mir wird vertauſcht der angenehme Schein
Jn Dunckel ſeyn.
3.
Jn Dunckel ſeyn manch treuer Sinn genießt
Die ſchoͤnſte Frucht der Zucker ſuͤſſen Liebe/
Mein Hertz allein vergalte Wermuth kuͤßt
Vor jene Koſt der angenehmen Triebe.
Was ſchoͤnes ſehn ohn Lindrung ſeiner Noht
Jſt ſchon der Tod.
4.
Jſt ſchon der Tod bey manchen ſehr verhaßt/
Die niemahls nicht was ſtraͤffliches veruͤbet?
Mein Hertz dennoch mit allen Recht erblaßt/
Weil es zu dreiſt ein Engels-Bild geliebet.
Allein der Spruch und ſeine Todes-Art
Scheint gar zu hart.
5.
Scheint gar zu hart mein Hertze dir zu ſeyn/
Und fuͤrchteſt du ich moͤchte ſeyn von Eyſen?
So ſtelle nur die harte Proͤbe ein/
Jch will mich gern wie Wachs bey dir erweiſen.
Kehr nur zuruͤck/ erfuͤlle mich mit Luſt
Abgott der Bruſt.
6. Ab-
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[288/0306] Verliebte und galante Arien. Als die ſchoͤne Muſcowitin/ nachdem ſie ei- nen Tag bey ihm geweſen/ wieder wegreiſete. 1. Nur einen Tag die ſchoͤnen Augen ſehn Jſt ſchon genug mein Hertze zu entzuͤnden/ Doch lange nicht/ daß es auch mag geſchehn Verlangte Huͤlff’ in ſolcher Zeit zu finden. Vergebne Quaal/ und aͤngſtigs Seuffzen macht Die lange Nacht. 2. Die lange Nacht zeugt endlich Tag und Licht Wenn Finſterniß die Erde haͤlt bedecket/ Mir aber bleibt kein Hoffen uͤbrig nicht/ Daß bald ein Tag beliebten Schein erwecket. Mir wird vertauſcht der angenehme Schein Jn Dunckel ſeyn. 3. Jn Dunckel ſeyn manch treuer Sinn genießt Die ſchoͤnſte Frucht der Zucker ſuͤſſen Liebe/ Mein Hertz allein vergalte Wermuth kuͤßt Vor jene Koſt der angenehmen Triebe. Was ſchoͤnes ſehn ohn Lindrung ſeiner Noht Jſt ſchon der Tod. 4. Jſt ſchon der Tod bey manchen ſehr verhaßt/ Die niemahls nicht was ſtraͤffliches veruͤbet? Mein Hertz dennoch mit allen Recht erblaßt/ Weil es zu dreiſt ein Engels-Bild geliebet. Allein der Spruch und ſeine Todes-Art Scheint gar zu hart. 5. Scheint gar zu hart mein Hertze dir zu ſeyn/ Und fuͤrchteſt du ich moͤchte ſeyn von Eyſen? So ſtelle nur die harte Proͤbe ein/ Jch will mich gern wie Wachs bey dir erweiſen. Kehr nur zuruͤck/ erfuͤlle mich mit Luſt Abgott der Bruſt. 6. Ab-

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/306>, abgerufen am 16.04.2024.