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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Sinn-Gedichte.
Als wie sie sonsten ist/ wenn sich die Lilje leget
Um ihre schöne Wang' und silber Früchte träget.
Doch wozu dient der Wunsch? da es doch nicht geschicht/
Talestris sehe ich in ihren Bette nicht/
Wer in den schönen Port sein Liebes-Schiff will lencken/
Der muß zum Ancker-Gold viel Lovys d'Oren schencken.


An eine Schöne.
Der Augen helle Pracht und alles ist galant,
Drum glaubt/ mein Engel/ man du seyst aus Engelland!
Doch Jrrland soll bey dir nur mein Vergnügen seyn
Ach nimm mich in die Schooß den weissen Schottland ein.


An Dieselbe.
Wie! findt man Engel nicht/ mein Engel/ auf der Erden?
Sieh/ deine Schönheit läst dich hier zum Engel werden.


Als sie sich als eine Nonne verkleidet.
Die Masque ist recht gut/ allein das Fleisch der Nonnen/
Das fehlet dir mein Kind/ die Wollust wohnt in dir/
Der Liebe Perlen Safft ist offt in dir zerronnen/
Du suchst den Zeit-Vertreib der Nonnen nicht herfür/
Ein wesentliches Werck soll deine Sehnsucht stillen.
Das Kleid soll nur die Brust und nicht die Brunst verhüllen.


Er verlanget ihren Fuß zu küssen.
Madrigall.
Mein Hertze sehnt sich nach den Marmor Füssen/
Und will die heisse Lust
Mit einem Kusse büssen
Der Lippen ihr Rubin
Mag mich nicht zu sich ziehn/
Noch weniger die zarte Brust.
Jst
Sinn-Gedichte.
Als wie ſie ſonſten iſt/ wenn ſich die Lilje leget
Um ihre ſchoͤne Wang’ und ſilber Fruͤchte traͤget.
Doch wozu dient der Wunſch? da es doch nicht geſchicht/
Taleſtris ſehe ich in ihren Bette nicht/
Wer in den ſchoͤnen Port ſein Liebes-Schiff will lencken/
Der muß zum Ancker-Gold viel Lovys d’Oren ſchencken.


An eine Schoͤne.
Der Augen helle Pracht und alles iſt galant,
Drum glaubt/ mein Engel/ man du ſeyſt aus Engelland!
Doch Jrrland ſoll bey dir nur mein Vergnuͤgen ſeyn
Ach nimm mich in die Schooß den weiſſen Schottland ein.


An Dieſelbe.
Wie! findt man Engel nicht/ mein Engel/ auf der Erden?
Sieh/ deine Schoͤnheit laͤſt dich hier zum Engel werden.


Als ſie ſich als eine Nonne verkleidet.
Die Maſque iſt recht gut/ allein das Fleiſch der Nonnen/
Das fehlet dir mein Kind/ die Wolluſt wohnt in dir/
Der Liebe Perlen Safft iſt offt in dir zerronnen/
Du ſuchſt den Zeit-Vertreib der Nonnen nicht herfuͤr/
Ein weſentliches Werck ſoll deine Sehnſucht ſtillen.
Das Kleid ſoll nur die Bruſt und nicht die Brunſt verhuͤllen.


Er verlanget ihren Fuß zu kuͤſſen.
Madrigall.
Mein Hertze ſehnt ſich nach den Marmor Fuͤſſen/
Und will die heiſſe Luſt
Mit einem Kuſſe buͤſſen
Der Lippen ihr Rubin
Mag mich nicht zu ſich ziehn/
Noch weniger die zarte Bruſt.
Jſt
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[333/0351] Sinn-Gedichte. Als wie ſie ſonſten iſt/ wenn ſich die Lilje leget Um ihre ſchoͤne Wang’ und ſilber Fruͤchte traͤget. Doch wozu dient der Wunſch? da es doch nicht geſchicht/ Taleſtris ſehe ich in ihren Bette nicht/ Wer in den ſchoͤnen Port ſein Liebes-Schiff will lencken/ Der muß zum Ancker-Gold viel Lovys d’Oren ſchencken. An eine Schoͤne. Der Augen helle Pracht und alles iſt galant, Drum glaubt/ mein Engel/ man du ſeyſt aus Engelland! Doch Jrrland ſoll bey dir nur mein Vergnuͤgen ſeyn Ach nimm mich in die Schooß den weiſſen Schottland ein. An Dieſelbe. Wie! findt man Engel nicht/ mein Engel/ auf der Erden? Sieh/ deine Schoͤnheit laͤſt dich hier zum Engel werden. Als ſie ſich als eine Nonne verkleidet. Die Maſque iſt recht gut/ allein das Fleiſch der Nonnen/ Das fehlet dir mein Kind/ die Wolluſt wohnt in dir/ Der Liebe Perlen Safft iſt offt in dir zerronnen/ Du ſuchſt den Zeit-Vertreib der Nonnen nicht herfuͤr/ Ein weſentliches Werck ſoll deine Sehnſucht ſtillen. Das Kleid ſoll nur die Bruſt und nicht die Brunſt verhuͤllen. Er verlanget ihren Fuß zu kuͤſſen. Madrigall. Mein Hertze ſehnt ſich nach den Marmor Fuͤſſen/ Und will die heiſſe Luſt Mit einem Kuſſe buͤſſen Der Lippen ihr Rubin Mag mich nicht zu ſich ziehn/ Noch weniger die zarte Bruſt. Jſt

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/351>, abgerufen am 29.03.2024.