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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Sinn-Gedichte.
Dem nicht die Geilheit lacht aus ungezähmten Augen/
Das nicht die Flammen will aus jeden Zunder saugen/
Solch Mädgen ist schon reich/ die Tugend steurt es aus/
Und führt es jeder Zeit in ein berühmtes Haus.


Auf Solindens Nahmens-Tag.
O Sonne! die du pflegst beständig zu erfreuen
Dis grosse Rund der Welt/ zieh deine Strahlen ein/
O Sonne! die du pflegst die Erde zu erfreuen/
Heut muß zurücke stehn dein angenehmer Schein.
Heut geht die Sonne auf die uns Solinda giebet/
Jndem ein holder Glantz aus ihren Augen bricht/
Der Nahme kommt dazu/ einjeder der sie liebet/
Spricht/ Sonne weiche doch vor diesem Wunder-Licht.


An einen der im Schlaffe eine Schooß
vor Venedig ansahe.
Hilf Himmel! was ist dis/ soll das Venedig seyn
Was du so unverhofft im Schlaffe angeschauet?
Es schliest ein weisses Meer zwar diese Gegend ein
Allein der Ort ist nicht von Menschen aufferbauet.
Drum ists Venedig nicht/ es ist auch nicht so groß/
Es ist/ mein schau doch zu/ Brunetten ihre Schooß.


Uber der Catholica blosse Brüste.
DU trägst Catholica die Brüste ziemlich bloß/
Und reichst der lüstern Welt die scharff verbohtne Frucht
Als eine Eva dar/ die jeder Adam sucht/
Weil sie ein reitzend Feur der Liebe in sich hegt/
Das da den Appetit nach dieser Kost erregt;
Allein sie ist mit Gifft und Wermuth angewürtzt/
Man wird/ indem man ißt/ ins schwartze Grab gestürtzt/
Denn ist die Wollust klein/ und das Verderben groß.
Als
Sinn-Gedichte.
Dem nicht die Geilheit lacht aus ungezaͤhmten Augen/
Das nicht die Flammen will aus jeden Zunder ſaugen/
Solch Maͤdgen iſt ſchon reich/ die Tugend ſteurt es aus/
Und fuͤhrt es jeder Zeit in ein beruͤhmtes Haus.


Auf Solindens Nahmens-Tag.
O Sonne! die du pflegſt beſtaͤndig zu erfreuen
Dis groſſe Rund der Welt/ zieh deine Strahlen ein/
O Sonne! die du pflegſt die Erde zu erfreuen/
Heut muß zuruͤcke ſtehn dein angenehmer Schein.
Heut geht die Sonne auf die uns Solinda giebet/
Jndem ein holder Glantz aus ihren Augen bricht/
Der Nahme kommt dazu/ einjeder der ſie liebet/
Spricht/ Sonne weiche doch vor dieſem Wunder-Licht.


An einen der im Schlaffe eine Schooß
vor Venedig anſahe.
Hilf Himmel! was iſt dis/ ſoll das Venedig ſeyn
Was du ſo unverhofft im Schlaffe angeſchauet?
Es ſchlieſt ein weiſſes Meer zwar dieſe Gegend ein
Allein der Ort iſt nicht von Menſchen aufferbauet.
Drum iſts Venedig nicht/ es iſt auch nicht ſo groß/
Es iſt/ mein ſchau doch zu/ Brunetten ihre Schooß.


Uber der Catholica bloſſe Bruͤſte.
DU traͤgſt Catholica die Bruͤſte ziemlich bloß/
Und reichſt der luͤſtern Welt die ſcharff verbohtne Frucht
Als eine Eva dar/ die jeder Adam ſucht/
Weil ſie ein reitzend Feur der Liebe in ſich hegt/
Das da den Appetit nach dieſer Koſt erregt;
Allein ſie iſt mit Gifft und Wermuth angewuͤrtzt/
Man wird/ indem man ißt/ ins ſchwartze Grab geſtuͤrtzt/
Denn iſt die Wolluſt klein/ und das Verderben groß.
Als
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[344/0362] Sinn-Gedichte. Dem nicht die Geilheit lacht aus ungezaͤhmten Augen/ Das nicht die Flammen will aus jeden Zunder ſaugen/ Solch Maͤdgen iſt ſchon reich/ die Tugend ſteurt es aus/ Und fuͤhrt es jeder Zeit in ein beruͤhmtes Haus. Auf Solindens Nahmens-Tag. O Sonne! die du pflegſt beſtaͤndig zu erfreuen Dis groſſe Rund der Welt/ zieh deine Strahlen ein/ O Sonne! die du pflegſt die Erde zu erfreuen/ Heut muß zuruͤcke ſtehn dein angenehmer Schein. Heut geht die Sonne auf die uns Solinda giebet/ Jndem ein holder Glantz aus ihren Augen bricht/ Der Nahme kommt dazu/ einjeder der ſie liebet/ Spricht/ Sonne weiche doch vor dieſem Wunder-Licht. An einen der im Schlaffe eine Schooß vor Venedig anſahe. Hilf Himmel! was iſt dis/ ſoll das Venedig ſeyn Was du ſo unverhofft im Schlaffe angeſchauet? Es ſchlieſt ein weiſſes Meer zwar dieſe Gegend ein Allein der Ort iſt nicht von Menſchen aufferbauet. Drum iſts Venedig nicht/ es iſt auch nicht ſo groß/ Es iſt/ mein ſchau doch zu/ Brunetten ihre Schooß. Uber der Catholica bloſſe Bruͤſte. DU traͤgſt Catholica die Bruͤſte ziemlich bloß/ Und reichſt der luͤſtern Welt die ſcharff verbohtne Frucht Als eine Eva dar/ die jeder Adam ſucht/ Weil ſie ein reitzend Feur der Liebe in ſich hegt/ Das da den Appetit nach dieſer Koſt erregt; Allein ſie iſt mit Gifft und Wermuth angewuͤrtzt/ Man wird/ indem man ißt/ ins ſchwartze Grab geſtuͤrtzt/ Denn iſt die Wolluſt klein/ und das Verderben groß. Als

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/362>, abgerufen am 23.04.2024.