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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Sinn-Gedichte.
Die so sehr durchdringend ist/ in dem Ambra reichen Küssen/
Und daß/ sie was mehr als Zucker auf die Purpur Lippen streut.
Keine holde Wollust kan einen Geist so sehr entzücken
Und mit süsser Lust bezaubern/ als des Munds Corallen-Belt/
Kan sich ein entzückter Mund an der Liebsten Lippen drücken/
Alsdenn kostet er im Geiste jene Lust der andern Welt.
Denn auf dieser Rosen-Au kommet beyder Geist zusammen/
Um sich allda zubesprechen von der rechten Liebes-Lust.
Jene Lufft der Seuffzer kühlt ihre heisse Liebes-Flammen/
Und die Rede-Kunst der Seelen labet die getreue Brust.


Weiß und Schwartz.
Owen. Epigr. p. 22.
Jch kriegt ein weisses Blat/ und eine schwartze Schrifft/
Da diese mit dem Geist/ jens mit dem Leib' eintrifft


Eigenschafft der Liebe.
Owen. Epigr. p. 37.
Wer liebet/ findt vor sich ein Hoffen/ das betriegt/
Ein Fürchten/ so stets daurt/ und Lust/ die bald verfliegt/
Versanrte Frölichkeit und einen süssen Schmertz/
Denn bey der Liebe findt man Kummer und auch Schertz.


Krieg und Streit.
Owen. Epigr. p. 38.
Bald Krieg/ bald wieder Ruh/ so spielt die falsche Liebe/
Denn Lieb und Zanck sind stets bey dem entflammten Triebe.


An ihre Augen.
Aus dem Frantzösischen.
Was solte mein Gesicht der Sterne-Lauff beschauen/
Und auf den Jrrlichts-Schein ihm sein Geheimniß bauen?
Solt ich mein Ungelück und Glück daraus ersehen?
Nein! Doris dein Gesicht soll mir mein Himmel seyn.
Jn deinen Augen wird mein Glück und Unglück stehen/
Denn da trifft alles wohl/ was ich ersehen/ ein.
Bra-
Z 2
Sinn-Gedichte.
Die ſo ſehr durchdringend iſt/ in dem Ambra reichen Kuͤſſen/
Und daß/ ſie was mehr als Zucker auf die Purpur Lippen ſtreut.
Keine holde Wolluſt kan einen Geiſt ſo ſehr entzuͤcken
Und mit ſuͤſſer Luſt bezaubern/ als des Munds Corallen-Belt/
Kan ſich ein entzuͤckter Mund an der Liebſten Lippen druͤcken/
Alsdenn koſtet er im Geiſte jene Luſt der andern Welt.
Denn auf dieſer Roſen-Au kommet beyder Geiſt zuſammen/
Um ſich allda zubeſprechen von der rechten Liebes-Luſt.
Jene Lufft der Seuffzer kuͤhlt ihre heiſſe Liebes-Flammen/
Und die Rede-Kunſt der Seelen labet die getreue Bruſt.


Weiß und Schwartz.
Owen. Epigr. p. 22.
Jch kriegt ein weiſſes Blat/ und eine ſchwartze Schrifft/
Da dieſe mit dem Geiſt/ jens mit dem Leib’ eintrifft


Eigenſchafft der Liebe.
Owen. Epigr. p. 37.
Wer liebet/ findt vor ſich ein Hoffen/ das betriegt/
Ein Fuͤrchten/ ſo ſtets daurt/ und Luſt/ die bald verfliegt/
Verſanrte Froͤlichkeit und einen ſuͤſſen Schmertz/
Denn bey der Liebe findt man Kummer und auch Schertz.


Krieg und Streit.
Owen. Epigr. p. 38.
Bald Krieg/ bald wieder Ruh/ ſo ſpielt die falſche Liebe/
Denn Lieb und Zanck ſind ſtets bey dem entflam̃ten Triebe.


An ihre Augen.
Aus dem Frantzoͤſiſchen.
Was ſolte mein Geſicht der Sterne-Lauff beſchauen/
Und auf den Jrrlichts-Schein ihm ſein Geheimniß bauen?
Solt ich mein Ungeluͤck und Gluͤck daraus erſehen?
Nein! Doris dein Geſicht ſoll mir mein Himmel ſeyn.
Jn deinen Augen wird mein Gluͤck und Ungluͤck ſtehen/
Denn da trifft alles wohl/ was ich erſehen/ ein.
Bra-
Z 2
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[355/0373] Sinn-Gedichte. Die ſo ſehr durchdringend iſt/ in dem Ambra reichen Kuͤſſen/ Und daß/ ſie was mehr als Zucker auf die Purpur Lippen ſtreut. Keine holde Wolluſt kan einen Geiſt ſo ſehr entzuͤcken Und mit ſuͤſſer Luſt bezaubern/ als des Munds Corallen-Belt/ Kan ſich ein entzuͤckter Mund an der Liebſten Lippen druͤcken/ Alsdenn koſtet er im Geiſte jene Luſt der andern Welt. Denn auf dieſer Roſen-Au kommet beyder Geiſt zuſammen/ Um ſich allda zubeſprechen von der rechten Liebes-Luſt. Jene Lufft der Seuffzer kuͤhlt ihre heiſſe Liebes-Flammen/ Und die Rede-Kunſt der Seelen labet die getreue Bruſt. Weiß und Schwartz. Owen. Epigr. p. 22. Jch kriegt ein weiſſes Blat/ und eine ſchwartze Schrifft/ Da dieſe mit dem Geiſt/ jens mit dem Leib’ eintrifft Eigenſchafft der Liebe. Owen. Epigr. p. 37. Wer liebet/ findt vor ſich ein Hoffen/ das betriegt/ Ein Fuͤrchten/ ſo ſtets daurt/ und Luſt/ die bald verfliegt/ Verſanrte Froͤlichkeit und einen ſuͤſſen Schmertz/ Denn bey der Liebe findt man Kummer und auch Schertz. Krieg und Streit. Owen. Epigr. p. 38. Bald Krieg/ bald wieder Ruh/ ſo ſpielt die falſche Liebe/ Denn Lieb und Zanck ſind ſtets bey dem entflam̃ten Triebe. An ihre Augen. Aus dem Frantzoͤſiſchen. Was ſolte mein Geſicht der Sterne-Lauff beſchauen/ Und auf den Jrrlichts-Schein ihm ſein Geheimniß bauen? Solt ich mein Ungeluͤck und Gluͤck daraus erſehen? Nein! Doris dein Geſicht ſoll mir mein Himmel ſeyn. Jn deinen Augen wird mein Gluͤck und Ungluͤck ſtehen/ Denn da trifft alles wohl/ was ich erſehen/ ein. Bra- Z 2

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/373>, abgerufen am 19.04.2024.