Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Wenn aber Silvia sich als ein Wunder zeiget/
Wie aus den Augen Feur als einem AEthna steiget/
Wie ihre Brust ein Schnee der voller Flammen steckt/
So wird die Liebes-Gluth in Hertz und Sinn erweckt.


Auf ihre Jugend.
Die Rose riechet schön/ die noch nicht auffgeblüht/
Die jungen Tauben sind zur Kost die allerbesten/
Am liebsten auf dem Tisch man junge Möhren sieht/
Die jungen Hüner sind ein Labsahl denen Gästen.
Der frische Pomerantz den alten übersteigt/
Am delicatsten sind die frisch und jungen Bohnen/
Ein junges Pferd mehr Muth als wie ein altes zeigt/
Der alten Krafft zerfällt bey heurigen Citronen.
Geht nun dem Alterthum die frische Jugend für?
So kanst du Silvia dich auch nicht mehr beschönen/
Der Mädgen Jugend reicht die herrlichste Plaisir.
Weil eine junge Schooß Lust und Vergnügung kröhnen.


Sus, pueri bini, puer unus, nupta, maritus,
Cultello, Lympha, fune, dolore cadunt,


Ein Schwein/ zwey Kinders/ und ein Kind/ das Weib/ der
Mann
Gehn durch Stahl/ Wasser/ Strick und Gram ihr Sterben an.


Uber den Feld - Zug der hohen Alliirten in
Flandern/ im Jahr 1708. und 1709. und folgen-
den andern.
DU stoltzer Ludewig, doch jetzo mehr als klein/
Sieh wie dein Hochmuth fällt/ und deine Grösse ein;
Wenn die verknüpffte Macht dich ihre Stärcke zeiget/
So wird bey Audemard dir Hertz und Muth gebeuget.
Halt deine Krone vest/ sie wackelt Ludewig,
Ein Kleinod ist schon fort durch Audenardens Sieg.
Die
A a 3
Sinn-Gedichte.
Wenn aber Silvia ſich als ein Wunder zeiget/
Wie aus den Augen Feur als einem Æthna ſteiget/
Wie ihre Bruſt ein Schnee der voller Flammen ſteckt/
So wird die Liebes-Gluth in Hertz und Sinn erweckt.


Auf ihre Jugend.
Die Roſe riechet ſchoͤn/ die noch nicht auffgebluͤht/
Die jungen Tauben ſind zur Koſt die allerbeſten/
Am liebſten auf dem Tiſch man junge Moͤhren ſieht/
Die jungen Huͤner ſind ein Labſahl denen Gaͤſten.
Der friſche Pomerantz den alten uͤberſteigt/
Am delicatſten ſind die friſch und jungen Bohnen/
Ein junges Pferd mehr Muth als wie ein altes zeigt/
Der alten Krafft zerfaͤllt bey heurigen Citronen.
Geht nun dem Alterthum die friſche Jugend fuͤr?
So kanſt du Silvia dich auch nicht mehr beſchoͤnen/
Der Maͤdgen Jugend reicht die herrlichſte Plaiſir.
Weil eine junge Schooß Luſt und Vergnuͤgung kroͤhnen.


Sus, pueri bini, puer unus, nupta, maritus,
Cultello, Lympha, fune, dolore cadunt,


Ein Schwein/ zwey Kinders/ und ein Kind/ das Weib/ der
Mann
Gehn durch Stahl/ Waſſer/ Strick und Gram ihr Sterben an.


Uber den Feld - Zug der hohen Alliirten in
Flandern/ im Jahr 1708. und 1709. und folgen-
den andern.
DU ſtoltzer Ludewig, doch jetzo mehr als klein/
Sieh wie dein Hochmuth faͤllt/ und deine Groͤſſe ein;
Wenn die verknuͤpffte Macht dich ihre Staͤrcke zeiget/
So wird bey Audemard dir Hertz und Muth gebeuget.
Halt deine Krone veſt/ ſie wackelt Ludewig,
Ein Kleinod iſt ſchon fort durch Audenardens Sieg.
Die
A a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0391" n="373"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Wenn aber <hi rendition="#aq">Silvia</hi> &#x017F;ich als ein Wunder zeiget/</l><lb/>
            <l>Wie aus den Augen Feur als einem <hi rendition="#aq">Æthna</hi> &#x017F;teiget/</l><lb/>
            <l>Wie ihre Bru&#x017F;t ein Schnee der voller Flammen &#x017F;teckt/</l><lb/>
            <l>So wird die Liebes-Gluth in Hertz und Sinn erweckt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auf ihre Jugend.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Ro&#x017F;e riechet &#x017F;cho&#x0364;n/ die noch nicht auffgeblu&#x0364;ht/</l><lb/>
            <l>Die jungen Tauben &#x017F;ind zur Ko&#x017F;t die allerbe&#x017F;ten/</l><lb/>
            <l>Am lieb&#x017F;ten auf dem Ti&#x017F;ch man junge Mo&#x0364;hren &#x017F;ieht/</l><lb/>
            <l>Die jungen Hu&#x0364;ner &#x017F;ind ein Lab&#x017F;ahl denen Ga&#x0364;&#x017F;ten.</l><lb/>
            <l>Der fri&#x017F;che Pomerantz den alten u&#x0364;ber&#x017F;teigt/</l><lb/>
            <l>Am <hi rendition="#aq">delicat</hi>&#x017F;ten &#x017F;ind die fri&#x017F;ch und jungen Bohnen/</l><lb/>
            <l>Ein junges Pferd mehr Muth als wie ein altes zeigt/</l><lb/>
            <l>Der alten Krafft zerfa&#x0364;llt bey heurigen Citronen.</l><lb/>
            <l>Geht nun dem Alterthum die fri&#x017F;che Jugend fu&#x0364;r?</l><lb/>
            <l>So kan&#x017F;t du <hi rendition="#aq">Silvia</hi> dich auch nicht mehr be&#x017F;cho&#x0364;nen/</l><lb/>
            <l>Der Ma&#x0364;dgen Jugend reicht die herrlich&#x017F;te <hi rendition="#aq">Plai&#x017F;ir.</hi></l><lb/>
            <l>Weil eine junge Schooß Lu&#x017F;t und Vergnu&#x0364;gung kro&#x0364;hnen.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">S</hi>us, pueri bini, puer unus, nupta, maritus,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Cultello, Lympha, fune, dolore cadunt,</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>in Schwein/ zwey Kinders/ und ein Kind/ das Weib/ der</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Mann</hi> </l><lb/>
            <l>Gehn durch Stahl/ Wa&#x017F;&#x017F;er/ Strick und Gram ihr Sterben an.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Uber den Feld - Zug der hohen <hi rendition="#aq">Alliir</hi>ten in<lb/>
Flandern/ im Jahr 1708. und 1709. und folgen-<lb/>
den andern.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>U &#x017F;toltzer <hi rendition="#aq">Ludewig,</hi> doch jetzo mehr als klein/</l><lb/>
            <l>Sieh wie dein Hochmuth fa&#x0364;llt/ und deine Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ein;</l><lb/>
            <l>Wenn die verknu&#x0364;pffte Macht dich ihre Sta&#x0364;rcke zeiget/</l><lb/>
            <l>So wird bey <hi rendition="#aq">Audemard</hi> dir Hertz und Muth gebeuget.</l><lb/>
            <l>Halt deine Krone ve&#x017F;t/ &#x017F;ie wackelt <hi rendition="#aq">Ludewig,</hi></l><lb/>
            <l>Ein Kleinod i&#x017F;t &#x017F;chon fort durch <hi rendition="#aq">Audenardens</hi> Sieg.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A a 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0391] Sinn-Gedichte. Wenn aber Silvia ſich als ein Wunder zeiget/ Wie aus den Augen Feur als einem Æthna ſteiget/ Wie ihre Bruſt ein Schnee der voller Flammen ſteckt/ So wird die Liebes-Gluth in Hertz und Sinn erweckt. Auf ihre Jugend. Die Roſe riechet ſchoͤn/ die noch nicht auffgebluͤht/ Die jungen Tauben ſind zur Koſt die allerbeſten/ Am liebſten auf dem Tiſch man junge Moͤhren ſieht/ Die jungen Huͤner ſind ein Labſahl denen Gaͤſten. Der friſche Pomerantz den alten uͤberſteigt/ Am delicatſten ſind die friſch und jungen Bohnen/ Ein junges Pferd mehr Muth als wie ein altes zeigt/ Der alten Krafft zerfaͤllt bey heurigen Citronen. Geht nun dem Alterthum die friſche Jugend fuͤr? So kanſt du Silvia dich auch nicht mehr beſchoͤnen/ Der Maͤdgen Jugend reicht die herrlichſte Plaiſir. Weil eine junge Schooß Luſt und Vergnuͤgung kroͤhnen. Sus, pueri bini, puer unus, nupta, maritus, Cultello, Lympha, fune, dolore cadunt, Ein Schwein/ zwey Kinders/ und ein Kind/ das Weib/ der Mann Gehn durch Stahl/ Waſſer/ Strick und Gram ihr Sterben an. Uber den Feld - Zug der hohen Alliirten in Flandern/ im Jahr 1708. und 1709. und folgen- den andern. DU ſtoltzer Ludewig, doch jetzo mehr als klein/ Sieh wie dein Hochmuth faͤllt/ und deine Groͤſſe ein; Wenn die verknuͤpffte Macht dich ihre Staͤrcke zeiget/ So wird bey Audemard dir Hertz und Muth gebeuget. Halt deine Krone veſt/ ſie wackelt Ludewig, Ein Kleinod iſt ſchon fort durch Audenardens Sieg. Die A a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/391
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/391>, abgerufen am 19.04.2024.