Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Das unbeständige Frauen-Zimmer.
Aus dem Jtaliänischen.
Wenn schon der Himmel lacht/ und Nereus Fluhten schertzen/
So stürmmt es bald daselbst/ wo jetzt die Stille prangt:
Und die Beständigkeit hat in der Weiber Hertzen/
Den Ort der Wanckelmuth noch keinen Sitz erlangt.


Das freye Mädgen.
Aus dem Frantzösis.
Mit einer Jungferschafft war ich vor dem begabt/
Und dieses war der Schatz von meiner Eltern Sparen
Allein jetzt hab ich nichts von dem was ich gehabt
Mein kleines Erbtheil hat die Endschafft schon erfahren.
Doch Amor läst es zu/ und heißt es daß man labt
Damit der Männer Sinn wenn wir von funffzehn Jahren
Denn dieses Mädgen fort wie eine Närrinn trabt/
Daß seine Jungferschafft noch länger will verwahren.


An dem Leser.
Jch kan zwar werther Freund mein Werck nicht kostbahr
preisen:
Jch weiß nicht ob mein Buch dir was galantes reicht/
Und ob die Lieblichkeit sich in den Zeilen zeigt/
Kein Hoffmanns Waldau wird sich in den Versen weisen/
Der Geist des Lohensteins wird nicht darinn verspühret.
Jedoch mir ist alsdann das beste Glück beschehrt
Wenn es dein Auge ließt. Ja schätzest du es werth/
So wird es selbst von mir den Sternen zugeführet.

ENDE der Sinn-Gedichte.



IV. Ver-
Sinn-Gedichte.
Das unbeſtaͤndige Frauen-Zimmer.
Aus dem Jtaliaͤniſchen.
Wenn ſchon der Himmel lacht/ und Nereus Fluhten ſchertzen/
So ſtuͤrmmt es bald daſelbſt/ wo jetzt die Stille prangt:
Und die Beſtaͤndigkeit hat in der Weiber Hertzen/
Den Ort der Wanckelmuth noch keinen Sitz erlangt.


Das freye Maͤdgen.
Aus dem Frantzoͤſiſ.
Mit einer Jungferſchafft war ich vor dem begabt/
Und dieſes war der Schatz von meiner Eltern Sparen
Allein jetzt hab ich nichts von dem was ich gehabt
Mein kleines Erbtheil hat die Endſchafft ſchon erfahren.
Doch Amor laͤſt es zu/ und heißt es daß man labt
Damit der Maͤnner Sinn wenn wir von funffzehn Jahren
Denn dieſes Maͤdgen fort wie eine Naͤrrinn trabt/
Daß ſeine Jungferſchafft noch laͤnger will verwahren.


An dem Leſer.
Jch kan zwar werther Freund mein Werck nicht koſtbahr
preiſen:
Jch weiß nicht ob mein Buch dir was galantes reicht/
Und ob die Lieblichkeit ſich in den Zeilen zeigt/
Kein Hoffmanns Waldau wird ſich in den Verſen weiſen/
Der Geiſt des Lohenſteins wird nicht darinn verſpuͤhret.
Jedoch mir iſt alsdann das beſte Gluͤck beſchehrt
Wenn es dein Auge ließt. Ja ſchaͤtzeſt du es werth/
So wird es ſelbſt von mir den Sternen zugefuͤhret.

ENDE der Sinn-Gedichte.



IV. Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0400" n="382"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das unbe&#x017F;ta&#x0364;ndige Frauen-Zimmer.<lb/>
Aus dem Jtalia&#x0364;ni&#x017F;chen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>enn &#x017F;chon der Himmel lacht/ und <hi rendition="#aq">Nereus</hi> Fluhten &#x017F;chertzen/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;tu&#x0364;rmmt es bald da&#x017F;elb&#x017F;t/ wo jetzt die Stille prangt:</l><lb/>
            <l>Und die Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit hat in der Weiber Hertzen/</l><lb/>
            <l>Den Ort der Wanckelmuth noch keinen Sitz erlangt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das freye Ma&#x0364;dgen.<lb/>
Aus dem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>it einer Jungfer&#x017F;chafft war ich vor dem begabt/</l><lb/>
            <l>Und die&#x017F;es war der Schatz von meiner Eltern Sparen</l><lb/>
            <l>Allein jetzt hab ich nichts von dem was ich gehabt</l><lb/>
            <l>Mein kleines Erbtheil hat die End&#x017F;chafft &#x017F;chon erfahren.</l><lb/>
            <l>Doch <hi rendition="#aq">Amor</hi> la&#x0364;&#x017F;t es zu/ und heißt es daß man labt</l><lb/>
            <l>Damit der Ma&#x0364;nner Sinn wenn wir von funffzehn Jahren</l><lb/>
            <l>Denn die&#x017F;es Ma&#x0364;dgen fort wie eine Na&#x0364;rrinn trabt/</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;eine Jungfer&#x017F;chafft noch la&#x0364;nger will verwahren.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">An dem Le&#x017F;er.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>ch kan zwar werther Freund mein Werck nicht ko&#x017F;tbahr</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">prei&#x017F;en:</hi> </l><lb/>
            <l>Jch weiß nicht ob mein Buch dir was <hi rendition="#aq">galantes</hi> reicht/</l><lb/>
            <l>Und ob die Lieblichkeit &#x017F;ich in den Zeilen zeigt/</l><lb/>
            <l>Kein <hi rendition="#aq">Hoffmanns Waldau</hi> wird &#x017F;ich in den <hi rendition="#aq">Ver&#x017F;en</hi> wei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Der Gei&#x017F;t des <hi rendition="#aq">Lohen&#x017F;teins</hi> wird nicht darinn ver&#x017F;pu&#x0364;hret.</l><lb/>
            <l>Jedoch mir i&#x017F;t alsdann das be&#x017F;te Glu&#x0364;ck be&#x017F;chehrt</l><lb/>
            <l>Wenn es dein Auge ließt. Ja &#x017F;cha&#x0364;tze&#x017F;t du es werth/</l><lb/>
            <l>So wird es &#x017F;elb&#x017F;t von mir den Sternen zugefu&#x0364;hret.</l>
          </lg><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">ENDE</hi> der Sinn-Gedichte.</hi> </hi> </p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">IV.</hi> <hi rendition="#fr">Ver-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[382/0400] Sinn-Gedichte. Das unbeſtaͤndige Frauen-Zimmer. Aus dem Jtaliaͤniſchen. Wenn ſchon der Himmel lacht/ und Nereus Fluhten ſchertzen/ So ſtuͤrmmt es bald daſelbſt/ wo jetzt die Stille prangt: Und die Beſtaͤndigkeit hat in der Weiber Hertzen/ Den Ort der Wanckelmuth noch keinen Sitz erlangt. Das freye Maͤdgen. Aus dem Frantzoͤſiſ. Mit einer Jungferſchafft war ich vor dem begabt/ Und dieſes war der Schatz von meiner Eltern Sparen Allein jetzt hab ich nichts von dem was ich gehabt Mein kleines Erbtheil hat die Endſchafft ſchon erfahren. Doch Amor laͤſt es zu/ und heißt es daß man labt Damit der Maͤnner Sinn wenn wir von funffzehn Jahren Denn dieſes Maͤdgen fort wie eine Naͤrrinn trabt/ Daß ſeine Jungferſchafft noch laͤnger will verwahren. An dem Leſer. Jch kan zwar werther Freund mein Werck nicht koſtbahr preiſen: Jch weiß nicht ob mein Buch dir was galantes reicht/ Und ob die Lieblichkeit ſich in den Zeilen zeigt/ Kein Hoffmanns Waldau wird ſich in den Verſen weiſen/ Der Geiſt des Lohenſteins wird nicht darinn verſpuͤhret. Jedoch mir iſt alsdann das beſte Gluͤck beſchehrt Wenn es dein Auge ließt. Ja ſchaͤtzeſt du es werth/ So wird es ſelbſt von mir den Sternen zugefuͤhret. ENDE der Sinn-Gedichte. IV. Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/400
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/400>, abgerufen am 18.04.2024.