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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Vermischte Gedichte.
Denn ihr gar zu häuffig laufft/
Und man hundert Dirnens kaufft.
Auf den Trödel-Marckt um einen Dütgen.

4.
Welche kommen selber her/
Um sich zu verhandeln/
Doch die müssen ohnbeschwer
Gleich zurücke wandeln/
Denn wo man gnug haben kan/
Nimmt man das nicht gerne an/
Was kein Käuffer einzukauffen suchet.
5.
Werfft ihr schon dagegen ein/
Und fangt an zu bellen
Männer/ wolt ihr besser seyn/
Als wir Demoisellen.
Ja/ stellet ihr euch gleich erbost/
Bleibt doch dieses unser Trost/
Daß wir vor uns einsam leben können.


Das
Maulische und Meyerische
Hochzeit-Feste
Wurde hiemit beehret im Nahmen eines andern.
ES muß der Jcarus mit Schimpff zu Boden fallen/
Wenn sich sein Unverstand der Sonnen nahe macht/
Und soll ein schlechtes Rohr wie Phoebus Flöhte schallen/
So ist dem Marsyas der Fall schon zugedacht:
Nun solt' ich bald hieraus als einen Beyspiel lernen/
Vom Helicon muß sich mein rühder Geist entfernen.
Allein/ ich soll und muß vor dis mahl Verse schreiben/
So wenig auch mein Geist von dieser Kunst versteht/
Es darf die Schuldigkeit hier nicht zurücke bleiben
Ob schon die Poesie auf schwachen Füssen geht:
Jch muß mich mit Gewalt auf Pindus Spitzen schwingen
Und mit verstimmtem Spiel mein schlechtes Opffer bringen.
Wie
D d 5

Vermiſchte Gedichte.
Denn ihr gar zu haͤuffig laufft/
Und man hundert Dirnens kaufft.
Auf den Troͤdel-Marckt um einen Duͤtgen.

4.
Welche kommen ſelber her/
Um ſich zu verhandeln/
Doch die muͤſſen ohnbeſchwer
Gleich zuruͤcke wandeln/
Denn wo man gnug haben kan/
Nimmt man das nicht gerne an/
Was kein Kaͤuffer einzukauffen ſuchet.
5.
Werfft ihr ſchon dagegen ein/
Und fangt an zu bellen
Maͤnner/ wolt ihr beſſer ſeyn/
Als wir Demoiſellen.
Ja/ ſtellet ihr euch gleich erboſt/
Bleibt doch dieſes unſer Troſt/
Daß wir vor uns einſam leben koͤnnen.


Das
Mauliſche und Meyeriſche
Hochzeit-Feſte
Wurde hiemit beehret im Nahmen eines andern.
ES muß der Jcarus mit Schimpff zu Boden fallen/
Wenn ſich ſein Unverſtand der Sonnen nahe macht/
Und ſoll ein ſchlechtes Rohr wie Phœbus Floͤhte ſchallen/
So iſt dem Marſyas der Fall ſchon zugedacht:
Nun ſolt’ ich bald hieraus als einen Beyſpiel lernen/
Vom Helicon muß ſich mein ruͤhder Geiſt entfernen.
Allein/ ich ſoll und muß vor dis mahl Verſe ſchreiben/
So wenig auch mein Geiſt von dieſer Kunſt verſteht/
Es darf die Schuldigkeit hier nicht zuruͤcke bleiben
Ob ſchon die Poëſie auf ſchwachen Fuͤſſen geht:
Jch muß mich mit Gewalt auf Pindus Spitzen ſchwingen
Und mit verſtimmtem Spiel mein ſchlechtes Opffer bringen.
Wie
D d 5
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[425/0443] Vermiſchte Gedichte. Denn ihr gar zu haͤuffig laufft/ Und man hundert Dirnens kaufft. Auf den Troͤdel-Marckt um einen Duͤtgen. 4. Welche kommen ſelber her/ Um ſich zu verhandeln/ Doch die muͤſſen ohnbeſchwer Gleich zuruͤcke wandeln/ Denn wo man gnug haben kan/ Nimmt man das nicht gerne an/ Was kein Kaͤuffer einzukauffen ſuchet. 5. Werfft ihr ſchon dagegen ein/ Und fangt an zu bellen Maͤnner/ wolt ihr beſſer ſeyn/ Als wir Demoiſellen. Ja/ ſtellet ihr euch gleich erboſt/ Bleibt doch dieſes unſer Troſt/ Daß wir vor uns einſam leben koͤnnen. Das Mauliſche und Meyeriſche Hochzeit-Feſte Wurde hiemit beehret im Nahmen eines andern. ES muß der Jcarus mit Schimpff zu Boden fallen/ Wenn ſich ſein Unverſtand der Sonnen nahe macht/ Und ſoll ein ſchlechtes Rohr wie Phœbus Floͤhte ſchallen/ So iſt dem Marſyas der Fall ſchon zugedacht: Nun ſolt’ ich bald hieraus als einen Beyſpiel lernen/ Vom Helicon muß ſich mein ruͤhder Geiſt entfernen. Allein/ ich ſoll und muß vor dis mahl Verſe ſchreiben/ So wenig auch mein Geiſt von dieſer Kunſt verſteht/ Es darf die Schuldigkeit hier nicht zuruͤcke bleiben Ob ſchon die Poëſie auf ſchwachen Fuͤſſen geht: Jch muß mich mit Gewalt auf Pindus Spitzen ſchwingen Und mit verſtimmtem Spiel mein ſchlechtes Opffer bringen. Wie D d 5

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/443>, abgerufen am 19.04.2024.