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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Poetische Grab-Schrifften.
Cleliens.
Porsenna rühmet mich/ und ehret meine That/
Was Mutius gethan/ und Cocles ausgerichtet.
Hat ein verwegnes Weib durch seine That vernichtet/
Es bringt die Bürgen durch und liefert sie der Stadl.


Casimirs, Königs in Pohlen.
Mein Haupt hat eine Kron verächtlich abgelegt/
Wer dieses rohte Gold auf seinen Wirbel trägt
Muß stets in Sorgen stehn/ und sich mit Kummer kräncken/
Denn Kronen können nichts als Coloquinten schencken.


Tamerlans.
Den Türcken/ Russen und Sines hab ich besieget/
Der Tartar stellte mir sein Cambala selbst an/
Der Persen Tauris ist durch meine Macht bekrieget/
Hier liegt ein kühner Held/ der grosse Tamerlan.


Des keuschen Josephs.
Der Keuschheit wahres Bild ruht hier in dieser Grufft/
Die Wollust wolte zwar ihm Netz und Fall-Strick stellen
Doch kunte sie sein Heyl nicht gantz zu Boden fällen/
Denn/ so das Unglück preßt/ zuletzt das Glücke rufft.


Esaus.
Jch jagte Tag und Nacht den Seegen zu erlangen/
Jedoch es war umsonst; Der Mutter schnelle List
Hulff/ daß ihn Jacob nahm/ wie ich ihn wolt' erlangen;
Hier lerne jedermann was Weiber Schalckheit ist.


Sisserahs.
Jch suchte Schutz/ und fand daselbsten mein Verderben/
Die Schuld war mein/ warum? ich hing mich an ein Weib/
Wer ihren Worten traut/ der tödtet seinen Leib/
Und muß/ eh' er es meynt durch einen Nagel sterben.
Cae-
Poëtiſche Grab-Schrifften.
Cleliens.
Porſenna ruͤhmet mich/ und ehret meine That/
Was Mutius gethan/ und Cocles ausgerichtet.
Hat ein verwegnes Weib durch ſeine That vernichtet/
Es bringt die Buͤrgen durch und liefert ſie der Stadl.


Caſimirs, Koͤnigs in Pohlen.
Mein Haupt hat eine Kron veraͤchtlich abgelegt/
Wer dieſes rohte Gold auf ſeinen Wirbel traͤgt
Muß ſtets in Sorgen ſtehn/ und ſich mit Kummer kraͤncken/
Denn Kronen koͤnnen nichts als Coloquinten ſchencken.


Tamerlans.
Den Tuͤrcken/ Ruſſen und Sines hab ich beſieget/
Der Tartar ſtellte mir ſein Cambala ſelbſt an/
Der Perſen Tauris iſt durch meine Macht bekrieget/
Hier liegt ein kuͤhner Held/ der groſſe Tamerlan.


Des keuſchen Joſephs.
Der Keuſchheit wahres Bild ruht hier in dieſer Grufft/
Die Wolluſt wolte zwar ihm Netz und Fall-Strick ſtellen
Doch kunte ſie ſein Heyl nicht gantz zu Boden faͤllen/
Denn/ ſo das Ungluͤck preßt/ zuletzt das Gluͤcke rufft.


Eſaus.
Jch jagte Tag und Nacht den Seegen zu erlangen/
Jedoch es war umſonſt; Der Mutter ſchnelle Liſt
Hulff/ daß ihn Jacob nahm/ wie ich ihn wolt’ erlangen;
Hier lerne jedermann was Weiber Schalckheit iſt.


Siſſerahs.
Jch ſuchte Schutz/ und fand daſelbſten mein Verderben/
Die Schuld war mein/ warum? ich hing mich an ein Weib/
Wer ihren Worten traut/ der toͤdtet ſeinen Leib/
Und muß/ eh’ er es meynt durch einen Nagel ſterben.
Cæ-
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[470/0488] Poëtiſche Grab-Schrifften. Cleliens. Porſenna ruͤhmet mich/ und ehret meine That/ Was Mutius gethan/ und Cocles ausgerichtet. Hat ein verwegnes Weib durch ſeine That vernichtet/ Es bringt die Buͤrgen durch und liefert ſie der Stadl. Caſimirs, Koͤnigs in Pohlen. Mein Haupt hat eine Kron veraͤchtlich abgelegt/ Wer dieſes rohte Gold auf ſeinen Wirbel traͤgt Muß ſtets in Sorgen ſtehn/ und ſich mit Kummer kraͤncken/ Denn Kronen koͤnnen nichts als Coloquinten ſchencken. Tamerlans. Den Tuͤrcken/ Ruſſen und Sines hab ich beſieget/ Der Tartar ſtellte mir ſein Cambala ſelbſt an/ Der Perſen Tauris iſt durch meine Macht bekrieget/ Hier liegt ein kuͤhner Held/ der groſſe Tamerlan. Des keuſchen Joſephs. Der Keuſchheit wahres Bild ruht hier in dieſer Grufft/ Die Wolluſt wolte zwar ihm Netz und Fall-Strick ſtellen Doch kunte ſie ſein Heyl nicht gantz zu Boden faͤllen/ Denn/ ſo das Ungluͤck preßt/ zuletzt das Gluͤcke rufft. Eſaus. Jch jagte Tag und Nacht den Seegen zu erlangen/ Jedoch es war umſonſt; Der Mutter ſchnelle Liſt Hulff/ daß ihn Jacob nahm/ wie ich ihn wolt’ erlangen; Hier lerne jedermann was Weiber Schalckheit iſt. Siſſerahs. Jch ſuchte Schutz/ und fand daſelbſten mein Verderben/ Die Schuld war mein/ warum? ich hing mich an ein Weib/ Wer ihren Worten traut/ der toͤdtet ſeinen Leib/ Und muß/ eh’ er es meynt durch einen Nagel ſterben. Cæ-

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/488>, abgerufen am 29.03.2024.