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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Gedichte.
Daß du magst meine Gluht/ als schädlich/ nicht verdammen/
So da der Tugend-Bahn im minsten nicht verkennt.
Schlägt nun mein Bitten an/ werd' ich Erhörung finden/
So wird mein krancker Geist ins Paradiß verrückt.
Jch werde vor Napel gehn in den Rosen-Gründen/
Wo sich Zibeth und Musch zu meinen Füssen bückt.
Jch werde in dem Port der frohen Hoffnung länden/
Und treiben an das Land der Glückes-Jnsul an/
Die lange Nacht wird sich mit hellem Morgen enden/
Und Memphis Kärcker wird zu einer Nelcken Bahn.
Mein Lotus wird sein Haupt zur blauen Höhe schwingen/
Nachdem ihm seine Sonn' geht in der Nähe auf/
Jch werde durch den Sturm zum grünen Berge dringen/
Weil mir kein Remora verhindert meinem Lauff d)
Wird nun auch kein Verzug an deiner Seiten liegen/
So schreib mir Nachbarinn gewünscht bald wieder zu/
Gedenck/ daß ich den Brand schon lang' genug verschwiegen/
Und setz durch gute Schrifft mein traurges Hertz in Ruh.
(d) Erasmus Francisci schreibet in seinem Geschicht/ Kunst und
Sitten-Spiegel/etc. daß ein kleines Fischlein/ kaum einer El-
len lang/ so auf Latein Remora genannt wird/ gefunden werde/
welches ein grosses Schiff im vollem Lauffe aufhalten kan.


Arismene verweiset ihm seine Dreistigkeit.
Nicht zu dreiste mein Lysander!
Küßt die Brüste/ so euch frey/
Bleibt bey diesen/ laßt das Ander/
Dencket/ daß es heilig sey.
Laßt die geilen Griffe bleiben/
Krönet lieber meine Brust/
Und last eure Finger treiben
Jn dem Marmor-Meer der Lust.
Kühlet eure heisse Finger
Jn des Busens zarten Schnee/
Er wird dadurch nicht geringer
Sondern quillet in die Höh.
Spielet in den zarten Wellen/
Kühlt euch in dem Perlen-Thau/
Küßt
Verliebte und galante Gedichte.
Daß du magſt meine Gluht/ als ſchaͤdlich/ nicht verdammen/
So da der Tugend-Bahn im minſten nicht verkennt.
Schlaͤgt nun mein Bitten an/ werd’ ich Erhoͤrung finden/
So wird mein krancker Geiſt ins Paradiß verruͤckt.
Jch werde vor Napel gehn in den Roſen-Gruͤnden/
Wo ſich Zibeth und Muſch zu meinen Fuͤſſen buͤckt.
Jch werde in dem Port der frohen Hoffnung laͤnden/
Und treiben an das Land der Gluͤckes-Jnſul an/
Die lange Nacht wird ſich mit hellem Morgen enden/
Und Memphis Kaͤrcker wird zu einer Nelcken Bahn.
Mein Lotus wird ſein Haupt zur blauen Hoͤhe ſchwingen/
Nachdem ihm ſeine Sonn’ geht in der Naͤhe auf/
Jch werde durch den Sturm zum gruͤnen Berge dringen/
Weil mir kein Remora verhindert meinem Lauff d)
Wird nun auch kein Verzug an deiner Seiten liegen/
So ſchreib mir Nachbarinn gewuͤnſcht bald wieder zu/
Gedenck/ daß ich den Brand ſchon lang’ genug verſchwiegen/
Und ſetz durch gute Schrifft mein traurges Hertz in Ruh.
(d) Erasmus Francisci ſchreibet in ſeinem Geſchicht/ Kunſt und
Sitten-Spiegel/ꝛc. daß ein kleines Fiſchlein/ kaum einer El-
len lang/ ſo auf Latein Remora genannt wird/ gefunden werde/
welches ein groſſes Schiff im vollem Lauffe aufhalten kan.


Arismene verweiſet ihm ſeine Dreiſtigkeit.
Nicht zu dreiſte mein Lyſander!
Kuͤßt die Bruͤſte/ ſo euch frey/
Bleibt bey dieſen/ laßt das Ander/
Dencket/ daß es heilig ſey.
Laßt die geilen Griffe bleiben/
Kroͤnet lieber meine Bruſt/
Und laſt eure Finger treiben
Jn dem Marmor-Meer der Luſt.
Kuͤhlet eure heiſſe Finger
Jn des Buſens zarten Schnee/
Er wird dadurch nicht geringer
Sondern quillet in die Hoͤh.
Spielet in den zarten Wellen/
Kuͤhlt euch in dem Perlen-Thau/
Kuͤßt
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[47/0065] Verliebte und galante Gedichte. Daß du magſt meine Gluht/ als ſchaͤdlich/ nicht verdammen/ So da der Tugend-Bahn im minſten nicht verkennt. Schlaͤgt nun mein Bitten an/ werd’ ich Erhoͤrung finden/ So wird mein krancker Geiſt ins Paradiß verruͤckt. Jch werde vor Napel gehn in den Roſen-Gruͤnden/ Wo ſich Zibeth und Muſch zu meinen Fuͤſſen buͤckt. Jch werde in dem Port der frohen Hoffnung laͤnden/ Und treiben an das Land der Gluͤckes-Jnſul an/ Die lange Nacht wird ſich mit hellem Morgen enden/ Und Memphis Kaͤrcker wird zu einer Nelcken Bahn. Mein Lotus wird ſein Haupt zur blauen Hoͤhe ſchwingen/ Nachdem ihm ſeine Sonn’ geht in der Naͤhe auf/ Jch werde durch den Sturm zum gruͤnen Berge dringen/ Weil mir kein Remora verhindert meinem Lauff d⁾ Wird nun auch kein Verzug an deiner Seiten liegen/ So ſchreib mir Nachbarinn gewuͤnſcht bald wieder zu/ Gedenck/ daß ich den Brand ſchon lang’ genug verſchwiegen/ Und ſetz durch gute Schrifft mein traurges Hertz in Ruh. ⁽d⁾ Erasmus Francisci ſchreibet in ſeinem Geſchicht/ Kunſt und Sitten-Spiegel/ꝛc. daß ein kleines Fiſchlein/ kaum einer El- len lang/ ſo auf Latein Remora genannt wird/ gefunden werde/ welches ein groſſes Schiff im vollem Lauffe aufhalten kan. Arismene verweiſet ihm ſeine Dreiſtigkeit. Nicht zu dreiſte mein Lyſander! Kuͤßt die Bruͤſte/ ſo euch frey/ Bleibt bey dieſen/ laßt das Ander/ Dencket/ daß es heilig ſey. Laßt die geilen Griffe bleiben/ Kroͤnet lieber meine Bruſt/ Und laſt eure Finger treiben Jn dem Marmor-Meer der Luſt. Kuͤhlet eure heiſſe Finger Jn des Buſens zarten Schnee/ Er wird dadurch nicht geringer Sondern quillet in die Hoͤh. Spielet in den zarten Wellen/ Kuͤhlt euch in dem Perlen-Thau/ Kuͤßt

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/65>, abgerufen am 24.04.2024.