Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite
II. anomalien der neuhochd. conjugation.
mäßig schwach: tauge, taugst, taugt; taugen; taugte;
gönne, gönnst, gönnt; gönnen; gönnte.
3) wollen; will, willst, will; wollen; praet. wollte; conj.
wolle; praet. wollte (nicht wöllte); part. gewollt.
4) thaun; thaue, thaust, thaut; thaun, thaut, thaun; praet.
that, thatest, that; thaten; conj. thaue wie der ind.;
praet. thaete; part. gethan. Dichter brauchen in ge-
wissen fallen thoet, für I. und III. praet. ind. (das
mhd. tet).
5) haben; habe, hast, hat; haben, habt, haben; praet.
hatte; conj. habe, habest, habe; haben, habet, haben;
praet. hätte; lauter feste formen, keiner kürzungen
mehr fähig. Fürs concrete tenere gilt: halten.
6) gehen, stehen vorhin s. 982.
7) von den mhd. verbis mit w. j. h sind manche ausge-
storben; die gebliebenen haben entw. h (niemahls j
und w) oder den bloßen vocal; verschiedene ehdem
starke sind letztern beigetreten: a) blaehen. kraehen.
maehen. naehen. schmaehen. drehen. wehen. flehen. blü-
hen. brühen. glühen. mühen. sprühen. drohen. b) bauen.
brauen. kauen. bläuen. dräuen. freuen. reuen. scheuen.
streuen saeen. -- Die bildungssilbe -ew dauert nur in
verwitwen, in beschatten ist sie untergegangen, in
värben, gerben, fälben zu b geworden der wurzel
eingewachsen.
8) bringen, brachte, gebracht; denken, dachte, gedacht;
dünken, dauchte (däuchte), fehlerhaft setzen einige
däucht im praes.; wirken und fürchten gehen regel-
mäßig schwach: wirkte, fürchtete.
9) fragen; frage, fragst, fragt; fragte, gefragt; einige
bilden ein mundartisches frage, fraegst, fraegt; praet.
fraug; fraugen, doch kein part. gefragen.


Neuniederländisches verbum.

Die flexion geschieht, wie in der vorigen periode, nur
daß a) das -e der I. sg. praes. wegfällt, im conj. aber
erhalten wird; b) II. sg. praes. und praet. (aus gründen
der syntax, nicht der form an sich) abgeschafft worden
ist; doch bleibt sg. imp. Die wiederum abweichende
behandlung der wurzelvocale richtet sich nach der buch-
stabenlehre.


II. anomalien der neuhochd. conjugation.
mäßig ſchwach: tauge, taugſt, taugt; taugen; taugte;
gönne, gönnſt, gönnt; gönnen; gönnte.
3) wollen; will, willſt, will; wollen; praet. wollte; conj.
wolle; praet. wollte (nicht wöllte); part. gewollt.
4) thûn; thûe, thûſt, thût; thûn, thût, thûn; praet.
thât, thâteſt, thât; thâten; conj. thûe wie der ind.;
praet. thæte; part. gethân. Dichter brauchen in ge-
wiſſen fâllen thœt, für I. und III. praet. ind. (das
mhd. tët).
5) hâben; hâbe, haſt, hat; hâben, habt, hâben; praet.
hatte; conj. hâbe, hâbeſt, hâbe; hâben, hâbet, hâben;
praet. hätte; lauter feſte formen, keiner kürzungen
mehr fähig. Fürs concrete tenere gilt: halten.
6) gêhen, ſtêhen vorhin ſ. 982.
7) von den mhd. verbis mit w. j. h ſind manche ausge-
ſtorben; die gebliebenen haben entw. h (niemahls j
und w) oder den bloßen vocal; verſchiedene ehdem
ſtarke ſind letztern beigetreten: α) blæhen. kræhen.
mæhen. næhen. ſchmæhen. drêhen. wêhen. flêhen. bluͤ-
hen. bruͤhen. gluͤhen. muͤhen. ſpruͤhen. drôhen. β) bauen.
brauen. kauen. bläuen. dräuen. freuen. reuen. ſcheuen.
ſtreuen ſæen. — Die bildungsſilbe -ew dauert nur in
verwitwen, in beſchatten iſt ſie untergegangen, in
värben, gerben, fälben zu b geworden der wurzel
eingewachſen.
8) bringen, brachte, gebracht; denken, dachte, gedacht;
dünken, dauchte (däuchte), fehlerhaft ſetzen einige
däucht im praeſ.; wirken und fürchten gehen regel-
mäßig ſchwach: wirkte, fürchtete.
9) frâgen; frâge, frâgſt, frâgt; frâgte, gefrâgt; einige
bilden ein mundartiſches frâge, frægſt, frægt; praet.
frûg; frûgen, doch kein part. gefrâgen.


Neuniederländiſches verbum.

Die flexion geſchieht, wie in der vorigen periode, nur
daß a) das -e der I. ſg. praeſ. wegfällt, im conj. aber
erhalten wird; b) II. ſg. praeſ. und praet. (aus gründen
der ſyntax, nicht der form an ſich) abgeſchafft worden
iſt; doch bleibt ſg. imp. Die wiederum abweichende
behandlung der wurzelvocale richtet ſich nach der buch-
ſtabenlehre.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f1015" n="989"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">anomalien der neuhochd. conjugation.</hi></fw><lb/>
mäßig &#x017F;chwach: tauge, taug&#x017F;t, taugt; taugen; taugte;<lb/>
gönne, gönn&#x017F;t, gönnt; gönnen; gönnte.</item><lb/>
                <item>3) wollen; <hi rendition="#i">will</hi>, will&#x017F;t, will; <hi rendition="#i">wollen;</hi> praet. <hi rendition="#i">wollte;</hi> conj.<lb/>
wolle; praet. wollte (nicht wöllte); part. gewollt.</item><lb/>
                <item>4) <hi rendition="#i">thûn;</hi> thûe, thû&#x017F;t, thût; thûn, thût, thûn; praet.<lb/><hi rendition="#i">thât</hi>, thâte&#x017F;t, thât; <hi rendition="#i">thâten;</hi> conj. thûe wie der ind.;<lb/>
praet. thæte; part. gethân. Dichter brauchen in ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en fâllen <hi rendition="#i">th&#x0153;t</hi>, für I. und III. praet. ind. (das<lb/>
mhd. tët).</item><lb/>
                <item>5) <hi rendition="#i">hâben;</hi> hâbe, ha&#x017F;t, hat; hâben, habt, hâben; praet.<lb/><hi rendition="#i">hatte;</hi> conj. hâbe, hâbe&#x017F;t, hâbe; hâben, hâbet, hâben;<lb/>
praet. hätte; lauter fe&#x017F;te formen, keiner kürzungen<lb/>
mehr fähig. Fürs concrete tenere gilt: halten.</item><lb/>
                <item>6) gêhen, &#x017F;têhen vorhin &#x017F;. 982.</item><lb/>
                <item>7) von den mhd. verbis mit w. j. h &#x017F;ind manche ausge-<lb/>
&#x017F;torben; die gebliebenen haben entw. h (niemahls j<lb/>
und w) oder den bloßen vocal; ver&#x017F;chiedene ehdem<lb/>
&#x017F;tarke &#x017F;ind letztern beigetreten: <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi>) blæhen. kræhen.<lb/>
mæhen. næhen. &#x017F;chmæhen. drêhen. wêhen. flêhen. blu&#x0364;-<lb/>
hen. bru&#x0364;hen. glu&#x0364;hen. mu&#x0364;hen. &#x017F;pru&#x0364;hen. drôhen. <hi rendition="#i">&#x03B2;</hi>) bauen.<lb/>
brauen. kauen. bläuen. dräuen. freuen. reuen. &#x017F;cheuen.<lb/>
&#x017F;treuen &#x017F;æen. &#x2014; Die bildungs&#x017F;ilbe <hi rendition="#i">-ew</hi> dauert nur in<lb/>
verwitwen, in be&#x017F;chatten i&#x017F;t &#x017F;ie untergegangen, in<lb/>
värben, gerben, fälben zu b geworden der wurzel<lb/>
eingewach&#x017F;en.</item><lb/>
                <item>8) bringen, <hi rendition="#i">brachte</hi>, gebracht; denken, <hi rendition="#i">dachte</hi>, gedacht;<lb/>
dünken, <hi rendition="#i">dauchte</hi> (däuchte), fehlerhaft &#x017F;etzen einige<lb/>
däucht im prae&#x017F;.; wirken und fürchten gehen regel-<lb/>
mäßig &#x017F;chwach: wirkte, fürchtete.</item><lb/>
                <item>9) <hi rendition="#i">frâgen</hi>; frâge, frâg&#x017F;t, frâgt; <hi rendition="#i">frâgte</hi>, gefrâgt; einige<lb/>
bilden ein mundarti&#x017F;ches frâge, fræg&#x017F;t, frægt; praet.<lb/><hi rendition="#i">frûg;</hi> frûgen, doch kein part. gefrâgen.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Neuniederländi&#x017F;ches verbum</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>Die flexion ge&#x017F;chieht, wie in der vorigen periode, nur<lb/>
daß a) das -e der I. &#x017F;g. prae&#x017F;. wegfällt, im conj. aber<lb/>
erhalten wird; b) II. &#x017F;g. prae&#x017F;. und praet. (aus gründen<lb/>
der &#x017F;yntax, nicht der form an &#x017F;ich) abge&#x017F;chafft worden<lb/>
i&#x017F;t; doch bleibt &#x017F;g. imp. Die wiederum abweichende<lb/>
behandlung der wurzelvocale richtet &#x017F;ich nach der buch-<lb/>
&#x017F;tabenlehre.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[989/1015] II. anomalien der neuhochd. conjugation. mäßig ſchwach: tauge, taugſt, taugt; taugen; taugte; gönne, gönnſt, gönnt; gönnen; gönnte. 3) wollen; will, willſt, will; wollen; praet. wollte; conj. wolle; praet. wollte (nicht wöllte); part. gewollt. 4) thûn; thûe, thûſt, thût; thûn, thût, thûn; praet. thât, thâteſt, thât; thâten; conj. thûe wie der ind.; praet. thæte; part. gethân. Dichter brauchen in ge- wiſſen fâllen thœt, für I. und III. praet. ind. (das mhd. tët). 5) hâben; hâbe, haſt, hat; hâben, habt, hâben; praet. hatte; conj. hâbe, hâbeſt, hâbe; hâben, hâbet, hâben; praet. hätte; lauter feſte formen, keiner kürzungen mehr fähig. Fürs concrete tenere gilt: halten. 6) gêhen, ſtêhen vorhin ſ. 982. 7) von den mhd. verbis mit w. j. h ſind manche ausge- ſtorben; die gebliebenen haben entw. h (niemahls j und w) oder den bloßen vocal; verſchiedene ehdem ſtarke ſind letztern beigetreten: α) blæhen. kræhen. mæhen. næhen. ſchmæhen. drêhen. wêhen. flêhen. bluͤ- hen. bruͤhen. gluͤhen. muͤhen. ſpruͤhen. drôhen. β) bauen. brauen. kauen. bläuen. dräuen. freuen. reuen. ſcheuen. ſtreuen ſæen. — Die bildungsſilbe -ew dauert nur in verwitwen, in beſchatten iſt ſie untergegangen, in värben, gerben, fälben zu b geworden der wurzel eingewachſen. 8) bringen, brachte, gebracht; denken, dachte, gedacht; dünken, dauchte (däuchte), fehlerhaft ſetzen einige däucht im praeſ.; wirken und fürchten gehen regel- mäßig ſchwach: wirkte, fürchtete. 9) frâgen; frâge, frâgſt, frâgt; frâgte, gefrâgt; einige bilden ein mundartiſches frâge, frægſt, frægt; praet. frûg; frûgen, doch kein part. gefrâgen. Neuniederländiſches verbum. Die flexion geſchieht, wie in der vorigen periode, nur daß a) das -e der I. ſg. praeſ. wegfällt, im conj. aber erhalten wird; b) II. ſg. praeſ. und praet. (aus gründen der ſyntax, nicht der form an ſich) abgeſchafft worden iſt; doch bleibt ſg. imp. Die wiederum abweichende behandlung der wurzelvocale richtet ſich nach der buch- ſtabenlehre.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1015
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 989. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1015>, abgerufen am 25.04.2024.