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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. dänische schwache conjugation.
leiht der II. praet. sg. hin und wieder die flexion -st.
als: fikst, togst, ledst, blevst, loeist, gavst, hialpst (Bloch
§. 548.)

Dänische schwache conjugation.

praes. täll-erpl. täll-epraet. tal-tepl. tal-te
bränd-erbrän-debränd-tebränd-te

1) der vocal vor dem -de, -te praet. wird stets synco-
piert, unorganisch das aus diesem voc. im praes. ent-
sprungene g beibehalten in valgte, solgte, daulgte, spurgte
st. valte, solte, daulte, spaurte, ähnlich dem schwed. mis-
brauche: skeiljde, hoeljde, taeljde. -- 2) bei der syncope
bleibt -de nur nach vocal und einfachem b, v, g der
wurzel (straebde, kraevde, havde, lagde, sagde) wird aber
in allen übrigen fällen zu -te, namentlich nach liq. ten.,
d und s; valgde, strakde, tänkde, veisde (Bloch 493. 497.)
st. des allein richtigen valgte, strakte, tänkte, veiste ist
unzuläßige neuerung; vielleicht darf auch nach b -te
folgen: raabte, straebte st. raabde, straebde. Das harte
ndte (sendte, brändte) wird nicht in nde oder nte ge-
mildert; für ltte, stte aber, statt der milderung lte, ste,
unorg. übertritt in die zweite conj. vorgezogen, z. b.
välte, vältede, fäste, fästede (schwed. välta, välte; fästa,
fäste) ähnlich dem neuh. kältete, dürstete (mittelh. kelte.
durste). -- 3) ursprüngl. kurzsilbige wurzeln geben auch
hier spur des ableit. vocals im praes. a) durch gemi-
nation des cons. (wie im alt- und mittelh.) als: tälle
skille, hylle, tämme, vänne, smörre, sätte, räkke, väkke;
altn. telja, hylja, skilja, temja, venja, smyrja, setja, rekja,
vekja; welche gem. im praet. vereinfacht wird: talte,
skeilte, tamte etc. b) durch verhärtung in g (nur nach
l und r) als: välge, sälge, dölge, värge, spörge; altn.
velja, selja, dylja, verja, spyrja. g) manche ganz pa-
rallele wörter zeigen keines von beiden, z. b. qvaele,
altn. qvelja, woraus eben so gut hätte qvälle oder
qvälge werden dürfen; glaede, altn. gledja etc. -- 4) rück-
umlaut im praet. bewahren folgende urspr. kurzsilbige:
talte, tamte (?), vante, satte, rakte, strakte, vakte,
smaurte, lagde, sagde [oder mit kurzem a: talte, rakte,
smurte?]; auffallend selbst jene mit in g verhärtetem j
(d. h. dem ursprünglichen, rückuml. hindernden i):
valgte, solgte (schwed. salde) dulgte, spurgte, doch nicht
vargte, sondern värgte, welches (wie das schwed. taeljde,
hoeljde, nicht taljde, holjde) allerdings richtiger scheint. --

II. däniſche ſchwache conjugation.
leiht der II. praet. ſg. hin und wieder die flexion -ſt.
als: fikſt, tôgſt, lêdſt, blêvſt, lœiſt, gâvſt, hialpſt (Bloch
§. 548.)

Däniſche ſchwache conjugation.

praeſ. täll-erpl. täll-epraet. tâl-tepl. tâl-te
bränd-erbrän-debränd-tebränd-te

1) der vocal vor dem -de, -te praet. wird ſtets ſynco-
piert, unorganiſch das aus dieſem voc. im praeſ. ent-
ſprungene g beibehalten in vâlgte, ſôlgte, dûlgte, ſpurgte
ſt. vâlte, ſôlte, dûlte, ſpûrte, ähnlich dem ſchwed. mis-
brauche: ſkîljde, hœljde, tæljde. — 2) bei der ſyncope
bleibt -de nur nach vocal und einfachem b, v, g der
wurzel (ſtræbde, krævde, hâvde, lâgde, ſâgde) wird aber
in allen übrigen fällen zu -te, namentlich nach liq. ten.,
d und ſ; valgde, ſtrakde, tänkde, vîſde (Bloch 493. 497.)
ſt. des allein richtigen valgte, ſtrakte, tänkte, vîſte iſt
unzuläßige neuerung; vielleicht darf auch nach b -te
folgen: raabte, ſtræbte ſt. raabde, ſtræbde. Das harte
ndte (ſendte, brändte) wird nicht in nde oder nte ge-
mildert; für ltte, ſtte aber, ſtatt der milderung lte, ſte,
unorg. übertritt in die zweite conj. vorgezogen, z. b.
välte, vältede, fäſte, fäſtede (ſchwed. välta, välte; fäſta,
fäſte) ähnlich dem neuh. kältete, dürſtete (mittelh. kelte.
durſte). — 3) urſprüngl. kurzſilbige wurzeln geben auch
hier ſpur des ableit. vocals im praeſ. α) durch gemi-
nation des conſ. (wie im alt- und mittelh.) als: tälle
ſkille, hylle, tämme, vänne, ſmörre, ſätte, räkke, väkke;
altn. telja, hylja, ſkilja, temja, venja, ſmyrja, ſetja, rekja,
vekja; welche gem. im praet. vereinfacht wird: tâlte,
ſkîlte, tâmte etc. β) durch verhärtung in g (nur nach
l und r) als: välge, ſälge, dölge, värge, ſpörge; altn.
velja, ſelja, dylja, verja, ſpyrja. γ) manche ganz pa-
rallele wörter zeigen keines von beiden, z. b. qvæle,
altn. qvelja, woraus eben ſo gut hätte qvälle oder
qvälge werden dürfen; glæde, altn. gledja etc. — 4) rück-
umlaut im praet. bewahren folgende urſpr. kurzſilbige:
tâlte, tâmte (?), vânte, ſatte, râkte, ſtrâkte, vâkte,
ſmûrte, lâgde, ſâgde [oder mit kurzem a: talte, rakte,
ſmurte?]; auffallend ſelbſt jene mit in g verhärtetem j
(d. h. dem urſprünglichen, rückuml. hindernden i):
valgte, ſolgte (ſchwed. ſålde) dulgte, ſpurgte, doch nicht
vargte, ſondern värgte, welches (wie das ſchwed. tæljde,
hœljde, nicht tâljde, hôljde) allerdings richtiger ſcheint. —

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[1005/1031] II. däniſche ſchwache conjugation. leiht der II. praet. ſg. hin und wieder die flexion -ſt. als: fikſt, tôgſt, lêdſt, blêvſt, lœiſt, gâvſt, hialpſt (Bloch §. 548.) Däniſche ſchwache conjugation. praeſ. täll-er pl. täll-e praet. tâl-te pl. tâl-te bränd-er brän-de bränd-te bränd-te 1) der vocal vor dem -de, -te praet. wird ſtets ſynco- piert, unorganiſch das aus dieſem voc. im praeſ. ent- ſprungene g beibehalten in vâlgte, ſôlgte, dûlgte, ſpurgte ſt. vâlte, ſôlte, dûlte, ſpûrte, ähnlich dem ſchwed. mis- brauche: ſkîljde, hœljde, tæljde. — 2) bei der ſyncope bleibt -de nur nach vocal und einfachem b, v, g der wurzel (ſtræbde, krævde, hâvde, lâgde, ſâgde) wird aber in allen übrigen fällen zu -te, namentlich nach liq. ten., d und ſ; valgde, ſtrakde, tänkde, vîſde (Bloch 493. 497.) ſt. des allein richtigen valgte, ſtrakte, tänkte, vîſte iſt unzuläßige neuerung; vielleicht darf auch nach b -te folgen: raabte, ſtræbte ſt. raabde, ſtræbde. Das harte ndte (ſendte, brändte) wird nicht in nde oder nte ge- mildert; für ltte, ſtte aber, ſtatt der milderung lte, ſte, unorg. übertritt in die zweite conj. vorgezogen, z. b. välte, vältede, fäſte, fäſtede (ſchwed. välta, välte; fäſta, fäſte) ähnlich dem neuh. kältete, dürſtete (mittelh. kelte. durſte). — 3) urſprüngl. kurzſilbige wurzeln geben auch hier ſpur des ableit. vocals im praeſ. α) durch gemi- nation des conſ. (wie im alt- und mittelh.) als: tälle ſkille, hylle, tämme, vänne, ſmörre, ſätte, räkke, väkke; altn. telja, hylja, ſkilja, temja, venja, ſmyrja, ſetja, rekja, vekja; welche gem. im praet. vereinfacht wird: tâlte, ſkîlte, tâmte etc. β) durch verhärtung in g (nur nach l und r) als: välge, ſälge, dölge, värge, ſpörge; altn. velja, ſelja, dylja, verja, ſpyrja. γ) manche ganz pa- rallele wörter zeigen keines von beiden, z. b. qvæle, altn. qvelja, woraus eben ſo gut hätte qvälle oder qvälge werden dürfen; glæde, altn. gledja etc. — 4) rück- umlaut im praet. bewahren folgende urſpr. kurzſilbige: tâlte, tâmte (?), vânte, ſatte, râkte, ſtrâkte, vâkte, ſmûrte, lâgde, ſâgde [oder mit kurzem a: talte, rakte, ſmurte?]; auffallend ſelbſt jene mit in g verhärtetem j (d. h. dem urſprünglichen, rückuml. hindernden i): valgte, ſolgte (ſchwed. ſålde) dulgte, ſpurgte, doch nicht vargte, ſondern värgte, welches (wie das ſchwed. tæljde, hœljde, nicht tâljde, hôljde) allerdings richtiger ſcheint. —

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1005. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1031>, abgerufen am 26.04.2024.