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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. mittelenglische consonanten. gutturales.
zutreten, so daß namentlich hase (habet) tase (aufert)
slase (ferit) mase (facit) gase (it) auf die praet. rase (sur-
rexit) wase (fuit) reimen, oder gose (it) auf lose (laus)
fose (inimici) vgl. Rits. 1, 7. 30. 36. 44. 66. 80. 107. 113.
Weber 3, 123. 128. 130 etc. Chaucer, wenn ich nicht
irre, meidet solche reime, setzt auch gewöhnlich -eth,
kein -es, indessen bestätigt der im neuengl. durchge-
führte übergang dieses -eth in -es die verwandtschaft
der laute th und s. (vgl. die zweite schlußbem.). -- z
kommt nur sehr selten in romanischen wörtern vor, z. b.
lazar (leprosus) bazard (casus) dauzein (neuengl. dozen)
und bat dann den s. 166. benannten buzzing sound. Im
neuengl. gibt man ihn unorganisch einigen wörtern,
z. b. hazel (corylus), die mittelengl. ein reines s. haben.

(C. K G. CH. J. H. Q. X) gutturales.

Ich handle hier bloß von dem kehllaut der sächs.,
nicht dem der französ. wörter. -- (K. C) steht vor a, o,
u, a, o, l, n, r mit dem gewöhnlichen laut, nicht vor
e, i, e, ei, wo es sich in ch (ausgespr. sch oder tsch?)
wandelt. Auszunehmen sind diejenigen i und ei, e und
e, welche aus umgelautetem o, u, au, a und o stam-
men; sie behalten den reinen laut der ten., werden aber
mit k, nicht e geschrieben, z. b. king (rex) kisse (oscu-
lari) kembe (pectere) kenne (noscere) kene (audax) etc.
ferner die aus angels. cve, cvi entspringenden ke, ki,
zwischen denen im grunde auch ein (ausgeworfenes)
u liegt, als kell, kill (occidere) keithe (nuntiare). Ohne
einsicht in diese ausnahmen würde die verwandlung des
k in ch willkürlich eingeführt scheinen, was sie schwer-
lich ist; man unterscheidet z. b. chepe (emere) und
kepe (servare) cheild (infans) und killed (occisus) vgl.
mit dem angels. ceapan und cepan, cild und acvelled.
Einige wörter widersprechen indessen: chirche, cherche
(ecclesia) aus cyrice und chiken (pullus gall.) welches
von coc (gallus) herstammt, folglich angels. cycen lau-
ten sollte, gleichwohl durchaus cicen geschrieben wird,
so daß sich in ihm der y-laut, als man noch den i-
laut davon unterschied, frühe verdunkelt haben mag.
Die spätere sprache nahm also chicken f. kicken, ne-
ben cok an. -- Das inlautende k. wird häufig synco-
piert, vgl. tase, mase, tane (:stane reimig) made f. ta-
kes, makes, taken, makede. -- (G) die graphische ähn-
lichkeit dieses buchstaben in hss. mit dem ß hat man
ungeschickt zuweilen in abdrücken durch z wiederge-
geben (vgl. Scotts gloss. zum Tristr. unter z); die laute

K k 2

I. mittelengliſche conſonanten. gutturales.
zutreten, ſo daß namentlich hâſe (habet) tâſe (aufert)
ſlâſe (ferit) mâſe (facit) gâſe (it) auf die praet. râſe (ſur-
rexit) wâſe (fuit) reimen, oder gôſe (it) auf lôſe (laus)
fôſe (inimici) vgl. Ritſ. 1, 7. 30. 36. 44. 66. 80. 107. 113.
Weber 3, 123. 128. 130 etc. Chaucer, wenn ich nicht
irre, meidet ſolche reime, ſetzt auch gewöhnlich -eth,
kein -es, indeſſen beſtätigt der im neuengl. durchge-
führte übergang dieſes -eth in -es die verwandtſchaft
der laute th und ſ. (vgl. die zweite ſchlußbem.). — z
kommt nur ſehr ſelten in romaniſchen wörtern vor, z. b.
lâzar (leproſus) bâzard (caſus) dûzein (neuengl. dozen)
und bat dann den ſ. 166. benannten buzzing ſound. Im
neuengl. gibt man ihn unorganiſch einigen wörtern,
z. b. hazel (corylus), die mittelengl. ein reines ſ. haben.

(C. K G. CH. J. H. Q. X) gutturales.

Ich handle hier bloß von dem kehllaut der ſächſ.,
nicht dem der franzöſ. wörter. — (K. C) ſteht vor a, o,
u, â, ô, l, n, r mit dem gewöhnlichen laut, nicht vor
ë, i, ê, î, wo es ſich in ch (ausgeſpr. ſch oder tſch?)
wandelt. Auszunehmen ſind diejenigen i und î, e und
ê, welche aus umgelautetem o, u, û, a und ô ſtam-
men; ſie behalten den reinen laut der ten., werden aber
mit k, nicht e geſchrieben, z. b. king (rex) kiſſe (oſcu-
lari) kembe (pectere) kenne (noſcere) kêne (audax) etc.
ferner die aus angelſ. cve, cvi entſpringenden ke, ki,
zwiſchen denen im grunde auch ein (ausgeworfenes)
u liegt, als kell, kill (occidere) kîthe (nuntiare). Ohne
einſicht in dieſe ausnahmen würde die verwandlung des
k in ch willkürlich eingeführt ſcheinen, was ſie ſchwer-
lich iſt; man unterſcheidet z. b. chêpe (emere) und
kêpe (ſervare) chîld (infans) und killed (occiſus) vgl.
mit dem angelſ. ceápan und cêpan, cild und acvelled.
Einige wörter widerſprechen indeſſen: chirche, chërche
(eccleſia) aus cyrice und chiken (pullus gall.) welches
von coc (gallus) herſtammt, folglich angelſ. cycen lau-
ten ſollte, gleichwohl durchaus cicen geſchrieben wird,
ſo daß ſich in ihm der y-laut, als man noch den i-
laut davon unterſchied, frühe verdunkelt haben mag.
Die ſpätere ſprache nahm alſo chicken f. kicken, ne-
ben cok an. — Das inlautende k. wird häufig ſynco-
piert, vgl. tâſe, mâſe, tâne (:ſtâne reimig) mâde f. tâ-
kes, mâkes, tâken, mâkede. — (G) die graphiſche ähn-
lichkeit dieſes buchſtaben in hſſ. mit dem Ʒ hat man
ungeſchickt zuweilen in abdrücken durch z wiederge-
geben (vgl. Scotts gloſſ. zum Triſtr. unter z); die laute

K k 2
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[515/0541] I. mittelengliſche conſonanten. gutturales. zutreten, ſo daß namentlich hâſe (habet) tâſe (aufert) ſlâſe (ferit) mâſe (facit) gâſe (it) auf die praet. râſe (ſur- rexit) wâſe (fuit) reimen, oder gôſe (it) auf lôſe (laus) fôſe (inimici) vgl. Ritſ. 1, 7. 30. 36. 44. 66. 80. 107. 113. Weber 3, 123. 128. 130 etc. Chaucer, wenn ich nicht irre, meidet ſolche reime, ſetzt auch gewöhnlich -eth, kein -es, indeſſen beſtätigt der im neuengl. durchge- führte übergang dieſes -eth in -es die verwandtſchaft der laute th und ſ. (vgl. die zweite ſchlußbem.). — z kommt nur ſehr ſelten in romaniſchen wörtern vor, z. b. lâzar (leproſus) bâzard (caſus) dûzein (neuengl. dozen) und bat dann den ſ. 166. benannten buzzing ſound. Im neuengl. gibt man ihn unorganiſch einigen wörtern, z. b. hazel (corylus), die mittelengl. ein reines ſ. haben. (C. K G. CH. J. H. Q. X) gutturales. Ich handle hier bloß von dem kehllaut der ſächſ., nicht dem der franzöſ. wörter. — (K. C) ſteht vor a, o, u, â, ô, l, n, r mit dem gewöhnlichen laut, nicht vor ë, i, ê, î, wo es ſich in ch (ausgeſpr. ſch oder tſch?) wandelt. Auszunehmen ſind diejenigen i und î, e und ê, welche aus umgelautetem o, u, û, a und ô ſtam- men; ſie behalten den reinen laut der ten., werden aber mit k, nicht e geſchrieben, z. b. king (rex) kiſſe (oſcu- lari) kembe (pectere) kenne (noſcere) kêne (audax) etc. ferner die aus angelſ. cve, cvi entſpringenden ke, ki, zwiſchen denen im grunde auch ein (ausgeworfenes) u liegt, als kell, kill (occidere) kîthe (nuntiare). Ohne einſicht in dieſe ausnahmen würde die verwandlung des k in ch willkürlich eingeführt ſcheinen, was ſie ſchwer- lich iſt; man unterſcheidet z. b. chêpe (emere) und kêpe (ſervare) chîld (infans) und killed (occiſus) vgl. mit dem angelſ. ceápan und cêpan, cild und acvelled. Einige wörter widerſprechen indeſſen: chirche, chërche (eccleſia) aus cyrice und chiken (pullus gall.) welches von coc (gallus) herſtammt, folglich angelſ. cycen lau- ten ſollte, gleichwohl durchaus cicen geſchrieben wird, ſo daß ſich in ihm der y-laut, als man noch den i- laut davon unterſchied, frühe verdunkelt haben mag. Die ſpätere ſprache nahm alſo chicken f. kicken, ne- ben cok an. — Das inlautende k. wird häufig ſynco- piert, vgl. tâſe, mâſe, tâne (:ſtâne reimig) mâde f. tâ- kes, mâkes, tâken, mâkede. — (G) die graphiſche ähn- lichkeit dieſes buchſtaben in hſſ. mit dem Ʒ hat man ungeſchickt zuweilen in abdrücken durch z wiederge- geben (vgl. Scotts gloſſ. zum Triſtr. unter z); die laute K k 2

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/541>, abgerufen am 16.04.2024.