Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

I. neuenglische consonanten. ling. guttur.
den contractionen pence, deice st. pennies, dies. Die
aussprache des s. ist sausen (hiss), die des z. summen
(buzz) ein milder, dem harten hochd. zischlaut unver-
gleichbarer laut, eigentlich aber nur in undeutschen,
romanischen wörtern herrschend, eben jenes buzz selbst
ist nicht sächs, abstammung. Das inlautende s mildert
und nähert sich dem summlaut, am deutlichsten sondern
sich die anlaute s und z. Dem niederl. z begegnet das
engl. wohl in der aussprache, nicht in den wörtern
selbst und beide haben verschiednen grund, daher z. b.
das niederl. zon mild, das engl. sun hart anlautet.

(C. K. G. CH. J. H. Q. X.) gutturales.

Die hauptsache ergibt sich aus dem vorigen zeit-
raum; orthographisch hat man einigen anlauten vor a,
o, k zugetheilt, den meisten c, als: kock (rupes) un-
terschieden von cock (gallus) beide gleicher aussprache.
Vor i bleibt natürlich k. Vor n laßen sich anlautend k
und g gar nicht hören, kne, kneife, gnat, gnaw klin-
gen wie ne, neife, nat, naw. Die syncope des inl. k
dauert fort, wenigstens in der aussprache lautet taken =
tan (sprich: ten, taen) und man schreibt auch vertrauli-
cherweise ta'en, allgemein aber made f. maked. -- Statt
y ist g wieder hergestellt in give, gift, dagegen yate
und gate vermengt. -- Für ht wird ght geschrieben,
doch ht. gesprochen; in enough (satis) gh. wie f.

Schlußbem. die inclination der verneinung ist größ-
tentheils verloren, gilt nur in none (nullus) neither (neu-
ter) nill (nolle); not und nought sind ursprünglich das-
selbe (angels. naviht, navht, nauht, nat wie das hochd.
nicht aus newiht, niht, nit).



Schwedische buchstaben;
vocale.

Gleich der neuhochd. und neuniederl. dichtkunst
beobachtet die schwed. den unterschied stumpfer und klin-
gender reime, welcher lehrt, daß auch hier organische
kürzen mit einfacher consonanz verlängert worden sind.
Darum reimen traeda (calcare): klaeda (amicire) skauren
(scissus): mauren (muro) seder (mores): heder (honos)
ungeachtet im altnord. trodha, skorinn, sidhir kurzen
voc. besitzen *). Darum hat greipa nun auch im part.

*) Ohne zweifel würden auch einem isländischen dichter
heutzutage mala (molere) trodha, skerit, sidhir klingend
M m

I. neuengliſche conſonanten. ling. guttur.
den contractionen pence, dîce ſt. pennies, dies. Die
ausſprache des ſ. iſt ſauſen (hiſſ), die des z. ſummen
(buzz) ein milder, dem harten hochd. ziſchlaut unver-
gleichbarer laut, eigentlich aber nur in undeutſchen,
romaniſchen wörtern herrſchend, eben jenes buzz ſelbſt
iſt nicht ſächſ, abſtammung. Das inlautende ſ mildert
und nähert ſich dem ſummlaut, am deutlichſten ſondern
ſich die anlaute ſ und z. Dem niederl. z begegnet das
engl. wohl in der ausſprache, nicht in den wörtern
ſelbſt und beide haben verſchiednen grund, daher z. b.
das niederl. zon mild, das engl. ſun hart anlautet.

(C. K. G. CH. J. H. Q. X.) gutturales.

Die hauptſache ergibt ſich aus dem vorigen zeit-
raum; orthographiſch hat man einigen anlauten vor a,
o, k zugetheilt, den meiſten c, als: kock (rupes) un-
terſchieden von cock (gallus) beide gleicher ausſprache.
Vor i bleibt natürlich k. Vor n laßen ſich anlautend k
und g gar nicht hören, knê, knîfe, gnat, gnaw klin-
gen wie nê, nîfe, nat, naw. Die ſyncope des inl. k
dauert fort, wenigſtens in der ausſprache lautet tâken =
tân (ſprich: tên, tæn) und man ſchreibt auch vertrauli-
cherweiſe ta’en, allgemein aber mâde f. mâked. — Statt
y iſt g wieder hergeſtellt in give, gift, dagegen yâte
und gâte vermengt. — Für ht wird ght geſchrieben,
doch ht. geſprochen; in enough (ſatis) gh. wie f.

Schlußbem. die inclination der verneinung iſt größ-
tentheils verloren, gilt nur in none (nullus) neither (neu-
ter) nill (nolle); not und nought ſind urſprünglich das-
ſelbe (angelſ. naviht, navht, nauht, nât wie das hochd.
nicht aus newiht, niht, nit).



Schwediſche buchſtaben;
vocale.

Gleich der neuhochd. und neuniederl. dichtkunſt
beobachtet die ſchwed. den unterſchied ſtumpfer und klin-
gender reime, welcher lehrt, daß auch hier organiſche
kürzen mit einfacher conſonanz verlängert worden ſind.
Darum reimen træda (calcare): klæda (amicire) ſkûren
(ſciſſus): mûren (muro) ſêder (mores): hêder (honos)
ungeachtet im altnord. trodha, ſkorinn, ſidhir kurzen
voc. beſitzen *). Darum hat grîpa nun auch im part.

*) Ohne zweifel würden auch einem isländiſchen dichter
heutzutage mala (molere) trodha, ſkerit, ſidhir klingend
M m
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0571" n="545"/><fw place="top" type="header">I. <hi rendition="#i">neuengli&#x017F;che con&#x017F;onanten. ling. guttur.</hi></fw><lb/>
den contractionen pence, dîce &#x017F;t. pennies, dies. Die<lb/>
aus&#x017F;prache des &#x017F;. i&#x017F;t &#x017F;au&#x017F;en (hi&#x017F;&#x017F;), die des z. &#x017F;ummen<lb/>
(buzz) ein milder, dem harten hochd. zi&#x017F;chlaut unver-<lb/>
gleichbarer laut, eigentlich aber nur in undeut&#x017F;chen,<lb/>
romani&#x017F;chen wörtern herr&#x017F;chend, eben jenes buzz &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t nicht &#x017F;äch&#x017F;, ab&#x017F;tammung. Das inlautende &#x017F; mildert<lb/>
und nähert &#x017F;ich dem &#x017F;ummlaut, am deutlich&#x017F;ten &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;ich die anlaute &#x017F; und z. Dem niederl. z begegnet das<lb/>
engl. wohl in der aus&#x017F;prache, nicht in den wörtern<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t und beide haben ver&#x017F;chiednen grund, daher z. b.<lb/>
das niederl. zon mild, das engl. &#x017F;un hart anlautet.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>(C. K. G. CH. J. H. Q. X.) <hi rendition="#i">gutturales.</hi></head><lb/>
              <p>Die haupt&#x017F;ache ergibt &#x017F;ich aus dem vorigen zeit-<lb/>
raum; orthographi&#x017F;ch hat man einigen anlauten vor a,<lb/>
o, k zugetheilt, den mei&#x017F;ten c, als: kock (rupes) un-<lb/>
ter&#x017F;chieden von cock (gallus) beide gleicher aus&#x017F;prache.<lb/>
Vor i bleibt natürlich k. Vor n laßen &#x017F;ich anlautend k<lb/>
und g gar nicht hören, knê, knîfe, gnat, gnaw klin-<lb/>
gen wie nê, nîfe, nat, naw. Die &#x017F;yncope des inl. k<lb/>
dauert fort, wenig&#x017F;tens in der aus&#x017F;prache lautet tâken =<lb/>
tân (&#x017F;prich: tên, tæn) und man &#x017F;chreibt auch vertrauli-<lb/>
cherwei&#x017F;e ta&#x2019;en, allgemein aber mâde f. mâked. &#x2014; Statt<lb/>
y i&#x017F;t g wieder herge&#x017F;tellt in give, gift, dagegen yâte<lb/>
und gâte vermengt. &#x2014; Für ht wird ght ge&#x017F;chrieben,<lb/>
doch ht. ge&#x017F;prochen; in enough (&#x017F;atis) gh. wie f.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#i">Schlußbem.</hi> die inclination der verneinung i&#x017F;t größ-<lb/>
tentheils verloren, gilt nur in none (nullus) neither (neu-<lb/>
ter) nill (nolle); not und nought &#x017F;ind ur&#x017F;prünglich das-<lb/>
&#x017F;elbe (angel&#x017F;. naviht, navht, nauht, nât wie das hochd.<lb/>
nicht aus newiht, niht, nit).</p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#i">Schwedi&#x017F;che buch&#x017F;taben;</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#i">vocale.</hi> </head><lb/>
            <p>Gleich der neuhochd. und neuniederl. dichtkun&#x017F;t<lb/>
beobachtet die &#x017F;chwed. den unter&#x017F;chied &#x017F;tumpfer und klin-<lb/>
gender reime, welcher lehrt, daß auch hier organi&#x017F;che<lb/>
kürzen mit einfacher con&#x017F;onanz verlängert worden &#x017F;ind.<lb/>
Darum reimen træda (calcare): klæda (amicire) &#x017F;kûren<lb/>
(&#x017F;ci&#x017F;&#x017F;us): mûren (muro) &#x017F;êder (mores): hêder (honos)<lb/>
ungeachtet im altnord. trodha, &#x017F;korinn, &#x017F;idhir kurzen<lb/>
voc. be&#x017F;itzen <note xml:id="note-0571" next="#note-0572" place="foot" n="*)">Ohne zweifel würden auch einem isländi&#x017F;chen dichter<lb/>
heutzutage mala (molere) trodha, &#x017F;kerit, &#x017F;idhir klingend</note>. Darum hat grîpa nun auch im part.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[545/0571] I. neuengliſche conſonanten. ling. guttur. den contractionen pence, dîce ſt. pennies, dies. Die ausſprache des ſ. iſt ſauſen (hiſſ), die des z. ſummen (buzz) ein milder, dem harten hochd. ziſchlaut unver- gleichbarer laut, eigentlich aber nur in undeutſchen, romaniſchen wörtern herrſchend, eben jenes buzz ſelbſt iſt nicht ſächſ, abſtammung. Das inlautende ſ mildert und nähert ſich dem ſummlaut, am deutlichſten ſondern ſich die anlaute ſ und z. Dem niederl. z begegnet das engl. wohl in der ausſprache, nicht in den wörtern ſelbſt und beide haben verſchiednen grund, daher z. b. das niederl. zon mild, das engl. ſun hart anlautet. (C. K. G. CH. J. H. Q. X.) gutturales. Die hauptſache ergibt ſich aus dem vorigen zeit- raum; orthographiſch hat man einigen anlauten vor a, o, k zugetheilt, den meiſten c, als: kock (rupes) un- terſchieden von cock (gallus) beide gleicher ausſprache. Vor i bleibt natürlich k. Vor n laßen ſich anlautend k und g gar nicht hören, knê, knîfe, gnat, gnaw klin- gen wie nê, nîfe, nat, naw. Die ſyncope des inl. k dauert fort, wenigſtens in der ausſprache lautet tâken = tân (ſprich: tên, tæn) und man ſchreibt auch vertrauli- cherweiſe ta’en, allgemein aber mâde f. mâked. — Statt y iſt g wieder hergeſtellt in give, gift, dagegen yâte und gâte vermengt. — Für ht wird ght geſchrieben, doch ht. geſprochen; in enough (ſatis) gh. wie f. Schlußbem. die inclination der verneinung iſt größ- tentheils verloren, gilt nur in none (nullus) neither (neu- ter) nill (nolle); not und nought ſind urſprünglich das- ſelbe (angelſ. naviht, navht, nauht, nât wie das hochd. nicht aus newiht, niht, nit). Schwediſche buchſtaben; vocale. Gleich der neuhochd. und neuniederl. dichtkunſt beobachtet die ſchwed. den unterſchied ſtumpfer und klin- gender reime, welcher lehrt, daß auch hier organiſche kürzen mit einfacher conſonanz verlängert worden ſind. Darum reimen træda (calcare): klæda (amicire) ſkûren (ſciſſus): mûren (muro) ſêder (mores): hêder (honos) ungeachtet im altnord. trodha, ſkorinn, ſidhir kurzen voc. beſitzen *). Darum hat grîpa nun auch im part. *) Ohne zweifel würden auch einem isländiſchen dichter heutzutage mala (molere) trodha, ſkerit, ſidhir klingend M m

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/571
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/571>, abgerufen am 24.04.2024.