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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. declination der ländernamen.
vrankenlant?) führte sich nach und nach der unorg.
ländername burgunden, swaben, sahsen ein, und wurde
wie ein neutraler sing. construiert, vgl. M. S. 2, 63a
kerlingen stat mit vride, vlandern hat, swaben ist
M. S. 1, 200b 2, 174b; meister alex. 142a etc. Einen
gen. swabens, kriechens gibt es aber nicht und die
deutschere bildung der ländernamen durch wechselnde
beisätze herrscht noch immer vor (z. b. Gudr. 1a 8b in
eirlande, auß eirreiche).
4) (neuh.) die meisten ländernamen sind neutral und des
-s gen. fähig, z. b. brabant, indien, aegypten, spa-
nien, armenien, portugall, würtemberg, schaumburg etc.
gleichergestalt die urspr. dat. pl. hessen, schwaben, fran-
ken, siebenbürgen (wo der sinn dem sg. widerstrebt,
vgl. M. S. 2, 7a gein sibenbürgen) etc. Nur einige
fem. auf -ei erhalten sich: lombardei, türkei, bulga-
rei, noch wenigere mit cons. auslaut, z. b. die schweiz,
die krimm.


Declination des pronomens.
A. persönliches ungeschlechtiges pronomen.

(goth.) I. sg. ik. meina. mis. mik. -- dl. vit. ugka-
ra. ugkis. ugkis. -- pl. veis. unsara. unsis (uns) unsis
(uns) -- II. thu. theina. thus. thuk. -- dl. jut? igqvara.
igqvis. igqvis -- pl. jus. izvara. izvis. izvis. -- III. sg.
ohne nom.; gen. seina; dat. sis; acc. sik -- dl. fehlt --
pl. ohne nom.; gen. seina; dat. sis; acc. sik. -- anm. der
nicht vorkommende nom. dl. zweiter pers. ist nach ana-
logie des pl. jus angesetzt, vielleicht lautete er jit oder
it, sicher nicht git, doch jenes jut bestärkt auch der
litth. dl. judu. pl. jaus. -- für thu etwa thau? s. oben s. 97. -
statt der auffallenden nichtunterscheidung des dat. vom
acc. dl. und pl. würde die consequenz im acc. pl. unsik,
izvik fordern.

(alth.) I. sg. ih. mein. mir. mih -- dl. wiz? unchar.
unch. unch. -- pl. weir. unsar. uns. unsih. -- II. dau. din.
dir. dih. -- dl. jiz, iz? inchar. inch. inch. -- pl. eir.
iwar. iu. iwih. -- III. hat nur den gen. sg. sein und den
acc. sg. und pl. sih. -- anm. das lange weir, eir folgt aus
dem goth. veis, jus, vgl. balgeis, sunjus mit pelkei,
sunei; der spätere N. hat kurzes wir, ir, wie belge,
sune: -- gen. pl. dl. endigt sowohl -er, als -ar; statt

II. declination der ländernamen.
vrankenlant?) führte ſich nach und nach der unorg.
ländername burgunden, ſwâben, ſahſen ein, und wurde
wie ein neutraler ſing. conſtruiert, vgl. M. S. 2, 63a
kerlingen ſtât mit vride, vlandern hât, ſwâben iſt
M. S. 1, 200b 2, 174b; meiſter alex. 142a etc. Einen
gen. ſwâbens, kriechens gibt es aber nicht und die
deutſchere bildung der ländernamen durch wechſelnde
beiſätze herrſcht noch immer vor (z. b. Gudr. 1a 8b in
îrlande, ûƷ îrrîche).
4) (neuh.) die meiſten ländernamen ſind neutral und des
-s gen. fähig, z. b. brâbant, indien, aegypten, ſpâ-
nien, armênien, portugall, würtemberg, ſchaumburg etc.
gleichergeſtalt die urſpr. dat. pl. heſſen, ſchwâben, fran-
ken, ſiebenbürgen (wo der ſinn dem ſg. widerſtrebt,
vgl. M. S. 2, 7a gein ſibenbürgen) etc. Nur einige
fem. auf -ei erhalten ſich: lombardei, türkei, bulga-
rei, noch wenigere mit conſ. auslaut, z. b. die ſchweiz,
die krimm.


Declination des pronomens.
A. perſönliches ungeſchlechtiges pronomen.

(goth.) I. ſg. ïk. meina. mis. mik. — dl. vit. ugka-
ra. ugkis. ugkis. — pl. veis. unſara. unſis (uns) unſis
(uns) — II. þu. þeina. þus. þuk. — dl. jut? ïgqvara.
ïgqvis. igqvis — pl. jus. ïzvara. ïzvis. ïzvis. — III. ſg.
ohne nom.; gen. ſeina; dat. ſis; acc. ſik — dl. fehlt —
pl. ohne nom.; gen. ſeina; dat. ſis; acc. ſik. — anm. der
nicht vorkommende nom. dl. zweiter perſ. iſt nach ana-
logie des pl. jus angeſetzt, vielleicht lautete er jit oder
ït, ſicher nicht git, doch jenes jut beſtärkt auch der
litth. dl. judu. pl. jûs. — für þu etwa þû? ſ. oben ſ. 97. -
ſtatt der auffallenden nichtunterſcheidung des dat. vom
acc. dl. und pl. würde die conſequenz im acc. pl. unſik,
ïzvik fordern.

(alth.) I. ſg. ih. mîn. mir. mih — dl. wiz? unchar.
unch. unch. — pl. wîr. unſar. uns. unſih. — II. dû. dìn.
dir. dih. — dl. jiz, iz? inchar. inch. inch. — pl. îr.
iwar. iu. iwih. — III. hat nur den gen. ſg. ſîn und den
acc. ſg. und pl. ſih. — anm. das lange wîr, îr folgt aus
dem goth. veis, jus, vgl. balgeis, ſunjus mit pelkî,
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[780/0806] II. declination der ländernamen. vrankenlant?) führte ſich nach und nach der unorg. ländername burgunden, ſwâben, ſahſen ein, und wurde wie ein neutraler ſing. conſtruiert, vgl. M. S. 2, 63a kerlingen ſtât mit vride, vlandern hât, ſwâben iſt M. S. 1, 200b 2, 174b; meiſter alex. 142a etc. Einen gen. ſwâbens, kriechens gibt es aber nicht und die deutſchere bildung der ländernamen durch wechſelnde beiſätze herrſcht noch immer vor (z. b. Gudr. 1a 8b in îrlande, ûƷ îrrîche). 4) (neuh.) die meiſten ländernamen ſind neutral und des -s gen. fähig, z. b. brâbant, indien, aegypten, ſpâ- nien, armênien, portugall, würtemberg, ſchaumburg etc. gleichergeſtalt die urſpr. dat. pl. heſſen, ſchwâben, fran- ken, ſiebenbürgen (wo der ſinn dem ſg. widerſtrebt, vgl. M. S. 2, 7a gein ſibenbürgen) etc. Nur einige fem. auf -ei erhalten ſich: lombardei, türkei, bulga- rei, noch wenigere mit conſ. auslaut, z. b. die ſchweiz, die krimm. Declination des pronomens. A. perſönliches ungeſchlechtiges pronomen. (goth.) I. ſg. ïk. meina. mis. mik. — dl. vit. ugka- ra. ugkis. ugkis. — pl. veis. unſara. unſis (uns) unſis (uns) — II. þu. þeina. þus. þuk. — dl. jut? ïgqvara. ïgqvis. igqvis — pl. jus. ïzvara. ïzvis. ïzvis. — III. ſg. ohne nom.; gen. ſeina; dat. ſis; acc. ſik — dl. fehlt — pl. ohne nom.; gen. ſeina; dat. ſis; acc. ſik. — anm. der nicht vorkommende nom. dl. zweiter perſ. iſt nach ana- logie des pl. jus angeſetzt, vielleicht lautete er jit oder ït, ſicher nicht git, doch jenes jut beſtärkt auch der litth. dl. judu. pl. jûs. — für þu etwa þû? ſ. oben ſ. 97. - ſtatt der auffallenden nichtunterſcheidung des dat. vom acc. dl. und pl. würde die conſequenz im acc. pl. unſik, ïzvik fordern. (alth.) I. ſg. ih. mîn. mir. mih — dl. wiz? unchar. unch. unch. — pl. wîr. unſar. uns. unſih. — II. dû. dìn. dir. dih. — dl. jiz, iz? inchar. inch. inch. — pl. îr. iwar. iu. iwih. — III. hat nur den gen. ſg. ſîn und den acc. ſg. und pl. ſih. — anm. das lange wîr, îr folgt aus dem goth. veis, jus, vgl. balgeis, ſunjus mit pelkî, ſunî; der ſpätere N. hat kurzes wir, ir, wie belge, ſune: — gen. pl. dl. endigt ſowohl -er, als -ar; ſtatt

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/806>, abgerufen am 29.03.2024.