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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. allg. vergleichung der declination.
comparation tritt zwischen wurzel und schwache bil-
dung: blindoza, blindozins = blind-oz-a (für blind-
oz-an-s) blind-oz-in-is, während das -n in ib-
n-oz-a, ib-n-oz-in-is vor dem -oz stehet; war-
um das fem. -ozei, -izei laute und nicht -ozo, -izo
(oben s. 757.)? bleibt schwer zu ergründen, vgl. die
fünfte anm.
17) einzelne, wenige spuren schwacher flexion hat das
pronomen, die wegen ihres hohen alters merkwürdig
sind. Der nom. sg. masc. fem. des goth. demonstr. sa,
fo
stimmt zu blinda, blindo; sollte der acc. fem. tho
für thon, der pl. neutr. tho für thona stehen, denn der
starken form wäre in beiden fällen nur tha gemäß?
Ließe ferner das interrog. hvas, neben dem analogen
fem. hvo, auf ein älteres sas statt sa schließen, so
könnten beide für ein älteres blindas streiten (anm. 2.).
Doch weder im angels. stimmt se, seo (nicht sa, se) zu
blinda, blinde, noch im altn. sa; su (nicht si, sa) zu
blindi, blinda; diese casus, ohnehin andern stamms,
als die übrigen, mochten sich frühe verdunkelt ha-
ben. Auch der alleinstehende gen. sg. masc. thessa vom
nom. thessi ist hier nicht besonders wichtig; bei der
bildung der pron. werde ich mehr davon sagen.
18) von vocativ und instr. keine spur bei der schwachen
flexion, welches ihre größere stumpfheit bezeugt. Da
wo diese casus erforderlich sind, steht für erstern über-
all der nom., für letztern der dat., bei subst. sowohl
als adj.
19) die aus mehr als einer ursache nöthige vergleichung
der schwachen form mit dem suffigierten artikel kann
erst nach abhandlung dieser lehre (im vierten buch)
klar gemacht werden.
III. vergleichung fremder sprachen.
1) alle urverwandten erkennen die s. 801. aufgestellten
regeln a. b. (nicht immer c. d.).
2) zum goth. nom. masc. -s stimmt das sanskr. -s oder
-h (welche beide spiranten vorkommen) als: sah (is)
jah (qui) eschah (iste) ambaras (lat. imber, gr. ombros)
dantah (dens) anjah (alius) navah (novus) fällt aber
beim subst. öfter, beim adj. zuweilen weg, z. b.
pita st. pitarch (pater) sarma (felix) -- das gr. -s,
vgl. os (qui) ekeinos (ille) odous (für odonts) gera-
nos
(grus) allos (alius) neos und erfährt gleichfalls apo-
II. allg. vergleichung der declination.
comparation tritt zwiſchen wurzel und ſchwache bil-
dung: blindôza, blindôzins = blind-ôz-a (für blind-
ôz-an-s) blind-ôz-in-is, während das -n in ïb-
n-ôz-a, ïb-n-ôz-in-is vor dem -ôz ſtehet; war-
um das fem. -ôzei, -izei laute und nicht -ôzô, -izô
(oben ſ. 757.)? bleibt ſchwer zu ergründen, vgl. die
fünfte anm.
17) einzelne, wenige ſpuren ſchwacher flexion hat das
pronomen, die wegen ihres hohen alters merkwürdig
ſind. Der nom. ſg. maſc. fem. des goth. demonſtr. ſa,
ſtimmt zu blinda, blindô; ſollte der acc. fem. þô
für þôn, der pl. neutr. þô für þôna ſtehen, denn der
ſtarken form wäre in beiden fällen nur þa gemäß?
Ließe ferner das interrog. hvas, neben dem analogen
fem. hvô, auf ein älteres ſas ſtatt ſa ſchließen, ſo
könnten beide für ein älteres blindas ſtreiten (anm. 2.).
Doch weder im angelſ. ſtimmt ſe, ſëó (nicht ſa, ſe) zu
blinda, blinde, noch im altn. ſâ; ſù (nicht ſi, ſa) zu
blindi, blinda; dieſe caſus, ohnehin andern ſtamms,
als die übrigen, mochten ſich frühe verdunkelt ha-
ben. Auch der alleinſtehende gen. ſg. maſc. þeſſa vom
nom. þeſſi ist hier nicht beſonders wichtig; bei der
bildung der pron. werde ich mehr davon ſagen.
18) von vocativ und inſtr. keine ſpur bei der ſchwachen
flexion, welches ihre größere ſtumpfheit bezeugt. Da
wo dieſe caſus erforderlich ſind, ſteht für erſtern über-
all der nom., für letztern der dat., bei ſubſt. ſowohl
als adj.
19) die aus mehr als einer urſache nöthige vergleichung
der ſchwachen form mit dem ſuffigierten artikel kann
erſt nach abhandlung dieſer lehre (im vierten buch)
klar gemacht werden.
III. vergleichung fremder ſprachen.
1) alle urverwandten erkennen die ſ. 801. aufgeſtellten
regeln a. b. (nicht immer c. d.).
2) zum goth. nom. maſc. -s ſtimmt das ſanſkr. -s oder
-h (welche beide ſpiranten vorkommen) als: ſah (is)
jah (qui) eſchah (iſte) ambaras (lat. imber, gr. ὄμβρος)
dantah (dens) anjah (alius) navah (novus) fällt aber
beim ſubſt. öfter, beim adj. zuweilen weg, z. b.
pitâ ſt. pitarch (pater) ſarmâ (felix) — das gr. -s,
vgl. ὄς (qui) ἐκεῖνος (ille) ὀδοὺς (für ὀδοντς) γέρα-
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[824/0850] II. allg. vergleichung der declination. comparation tritt zwiſchen wurzel und ſchwache bil- dung: blindôza, blindôzins = blind-ôz-a (für blind- ôz-an-s) blind-ôz-in-is, während das -n in ïb- n-ôz-a, ïb-n-ôz-in-is vor dem -ôz ſtehet; war- um das fem. -ôzei, -izei laute und nicht -ôzô, -izô (oben ſ. 757.)? bleibt ſchwer zu ergründen, vgl. die fünfte anm. 17) einzelne, wenige ſpuren ſchwacher flexion hat das pronomen, die wegen ihres hohen alters merkwürdig ſind. Der nom. ſg. maſc. fem. des goth. demonſtr. ſa, fô ſtimmt zu blinda, blindô; ſollte der acc. fem. þô für þôn, der pl. neutr. þô für þôna ſtehen, denn der ſtarken form wäre in beiden fällen nur þa gemäß? Ließe ferner das interrog. hvas, neben dem analogen fem. hvô, auf ein älteres ſas ſtatt ſa ſchließen, ſo könnten beide für ein älteres blindas ſtreiten (anm. 2.). Doch weder im angelſ. ſtimmt ſe, ſëó (nicht ſa, ſe) zu blinda, blinde, noch im altn. ſâ; ſù (nicht ſi, ſa) zu blindi, blinda; dieſe caſus, ohnehin andern ſtamms, als die übrigen, mochten ſich frühe verdunkelt ha- ben. Auch der alleinſtehende gen. ſg. maſc. þeſſa vom nom. þeſſi ist hier nicht beſonders wichtig; bei der bildung der pron. werde ich mehr davon ſagen. 18) von vocativ und inſtr. keine ſpur bei der ſchwachen flexion, welches ihre größere ſtumpfheit bezeugt. Da wo dieſe caſus erforderlich ſind, ſteht für erſtern über- all der nom., für letztern der dat., bei ſubſt. ſowohl als adj. 19) die aus mehr als einer urſache nöthige vergleichung der ſchwachen form mit dem ſuffigierten artikel kann erſt nach abhandlung dieſer lehre (im vierten buch) klar gemacht werden. III. vergleichung fremder ſprachen. 1) alle urverwandten erkennen die ſ. 801. aufgeſtellten regeln a. b. (nicht immer c. d.). 2) zum goth. nom. maſc. -s ſtimmt das ſanſkr. -s oder -h (welche beide ſpiranten vorkommen) als: ſah (is) jah (qui) eſchah (iſte) ambaras (lat. imber, gr. ὄμβρος) dantah (dens) anjah (alius) navah (novus) fällt aber beim ſubſt. öfter, beim adj. zuweilen weg, z. b. pitâ ſt. pitarch (pater) ſarmâ (felix) — das gr. -s, vgl. ὄς (qui) ἐκεῖνος (ille) ὀδοὺς (für ὀδοντς) γέρα- νος (grus) ἄλλος (alius) νέος und erfährt gleichfalls apo-

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/850>, abgerufen am 28.03.2024.