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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. allg. vergleichung der declination.
1) bereits die älteste deutsche decl. scheidet (mit einziger
ausnahme des persönl. ungeschl. pronomens) überall
personen und sachen, wiederum die personen in zwei
geschlechter; oberste abtheilung aller decl. ist folglich:
in männliche, weibliche und neutrale. Es gibt hier
vier allgemeine regeln: a) im neutr. sind sich nom. und
acc. jedes num. nothwendig gleich, während masc. fem.
sg. und masc. pl. beide casus ursprünglich scheiden.
b) gen. und dat. jedes num. bildet das neutr. wie das
masc. und beide setzen sich der weibl. flexion entge-
gen; scheinbare ausnahme macht der dat. neutr. des
altn. adj. und pron., welcher sich die organischerweise
auch dem masc. auständige instrumentale form ange-
eignet hat. c) nom. acc. pl. neutr. stimmen zu dem
nom. sg. fem. d) nom. und acc. pl. fem. fallen zu-
sammen, (mit ausnahme der sogleich anm. 2. zu nen-
nenden fälle) -- Das neutr. hat keine eigenthümliche
flexion, als die des nom. sg.
2) gibt es declinationen, wo masc. und fem. zus. fallen?
dies geschieht lediglich a) in der dritten decl. der
subst. und adj.; das goth. magus geht völlig wie han-
dus; thaursus (torridus) vermuthlich wie thaursus (tor-
rida) [vgl. s. 721.]; das altn. mögr, magar, megi, pl.
megir stimmt zu einem muthmaßlichen älteren höndr,
handar, hendi, pl. hendir, woraus allmählig hönd,
handar, hendi (den übrigen wörtern mangelt selbst
dieser dat., vgl. s. 657. anm. 2.) pl. hendr. wurde. --
b) in den s. 610. unter 1. 2. verzeichneten anomalien;
vgl. 630. 646. 663. -- Außerdem aber nirgends, na-
mentlich nicht a) in den zweiten declinationen, de-
ren i sonst dem u der dritten vergleichbar ist; es heißt
haris, harjis, harja, hari; hingegen thivi, thiujos, thiu-
jai, thiuja; ebenso: midis, midjis, midjamma, mid-
jana, aber midja, midjaizos, midjai, midja. b) nicht
in den pron. is, is, imma, ina; his, his, himma,
hina; (thas) this, thamma, thana; hvas, hvis. hvamma,
hvana; -- wo ein fem. (ija) izos, izai, ija; hija, hizos,
hizai, hija; (tha) thizos, thizai, (tha); (hva) hvizos,
hvizai, (hva) zur seire steht. -- Freilich bemerkens-
werth ist, daß ein nom. sg. fem. midja, ija, hija im
C. A. gar nicht vorkommt (für tha, hva stehet so, hvo);
zugeben muß ihn doch die theorie theils wegen des
erweislichen acc. sg. midja, ija, tha, theils wegen der
alth. nom. mitju, siu, diu. Auf der andern seite keine
spur
eines weiblichen dem masc. gleichen midis, is,
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II. allg. vergleichung der declination.
1) bereits die älteſte deutſche decl. ſcheidet (mit einziger
ausnahme des perſönl. ungeſchl. pronomens) überall
perſonen und ſachen, wiederum die perſonen in zwei
geſchlechter; oberſte abtheilung aller decl. iſt folglich:
in männliche, weibliche und neutrale. Es gibt hier
vier allgemeine regeln: a) im neutr. ſind ſich nom. und
acc. jedes num. nothwendig gleich, während maſc. fem.
ſg. und maſc. pl. beide caſus urſprünglich ſcheiden.
b) gen. und dat. jedes num. bildet das neutr. wie das
maſc. und beide ſetzen ſich der weibl. flexion entge-
gen; ſcheinbare ausnahme macht der dat. neutr. des
altn. adj. und pron., welcher ſich die organiſcherweiſe
auch dem maſc. auſtändige inſtrumentale form ange-
eignet hat. c) nom. acc. pl. neutr. ſtimmen zu dem
nom. ſg. fem. d) nom. und acc. pl. fem. fallen zu-
ſammen, (mit ausnahme der ſogleich anm. 2. zu nen-
nenden fälle) — Das neutr. hat keine eigenthümliche
flexion, als die des nom. ſg.
2) gibt es declinationen, wo maſc. und fem. zuſ. fallen?
dies geſchieht lediglich a) in der dritten decl. der
ſubſt. und adj.; das goth. magus geht völlig wie han-
dus; þaúrſus (torridus) vermuthlich wie þaúrſus (tor-
rida) [vgl. ſ. 721.]; das altn. mögr, magar, megi, pl.
megir ſtimmt zu einem muthmaßlichen älteren höndr,
handar, hendi, pl. hendir, woraus allmählig hönd,
handar, hendi (den übrigen wörtern mangelt ſelbſt
dieſer dat., vgl. ſ. 657. anm. 2.) pl. hendr. wurde. —
b) in den ſ. 610. unter 1. 2. verzeichneten anomalien;
vgl. 630. 646. 663. — Außerdem aber nirgends, na-
mentlich nicht α) in den zweiten declinationen, de-
ren i ſonſt dem u der dritten vergleichbar iſt; es heißt
haris, harjis, harja, hari; hingegen þivi, þiujôs, þiu-
jái, þiuja; ebenſo: midis, midjis, midjamma, mid-
jana, aber midja, midjáizôs, midjai, midja. β) nicht
in den pron. ïs, ïs, ïmma, ïna; his, his, himma,
hina; (þas) þis, þamma, þana; hvas, hvis. hvamma,
hvana; — wo ein fem. (ïja) ïzôs, ïzái, ïja; hija, hizôs,
hizái, hija; (þa) þizôs, þizái, (þa); (hva) hvizôs,
hvizái, (hva) zur ſeire ſteht. — Freilich bemerkens-
werth iſt, daß ein nom. ſg. fem. midja, ïja, hija im
C. A. gar nicht vorkommt (für þa, hva ſtehet ſô, hvô);
zugeben muß ihn doch die theorie theils wegen des
erweiſlichen acc. ſg. midja, ija, þa, theils wegen der
alth. nom. mitju, ſiu, diu. Auf der andern ſeite keine
ſpur
eines weiblichen dem maſc. gleichen midis, ïs,
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[801/0827] II. allg. vergleichung der declination. 1) bereits die älteſte deutſche decl. ſcheidet (mit einziger ausnahme des perſönl. ungeſchl. pronomens) überall perſonen und ſachen, wiederum die perſonen in zwei geſchlechter; oberſte abtheilung aller decl. iſt folglich: in männliche, weibliche und neutrale. Es gibt hier vier allgemeine regeln: a) im neutr. ſind ſich nom. und acc. jedes num. nothwendig gleich, während maſc. fem. ſg. und maſc. pl. beide caſus urſprünglich ſcheiden. b) gen. und dat. jedes num. bildet das neutr. wie das maſc. und beide ſetzen ſich der weibl. flexion entge- gen; ſcheinbare ausnahme macht der dat. neutr. des altn. adj. und pron., welcher ſich die organiſcherweiſe auch dem maſc. auſtändige inſtrumentale form ange- eignet hat. c) nom. acc. pl. neutr. ſtimmen zu dem nom. ſg. fem. d) nom. und acc. pl. fem. fallen zu- ſammen, (mit ausnahme der ſogleich anm. 2. zu nen- nenden fälle) — Das neutr. hat keine eigenthümliche flexion, als die des nom. ſg. 2) gibt es declinationen, wo maſc. und fem. zuſ. fallen? dies geſchieht lediglich a) in der dritten decl. der ſubſt. und adj.; das goth. magus geht völlig wie han- dus; þaúrſus (torridus) vermuthlich wie þaúrſus (tor- rida) [vgl. ſ. 721.]; das altn. mögr, magar, megi, pl. megir ſtimmt zu einem muthmaßlichen älteren höndr, handar, hendi, pl. hendir, woraus allmählig hönd, handar, hendi (den übrigen wörtern mangelt ſelbſt dieſer dat., vgl. ſ. 657. anm. 2.) pl. hendr. wurde. — b) in den ſ. 610. unter 1. 2. verzeichneten anomalien; vgl. 630. 646. 663. — Außerdem aber nirgends, na- mentlich nicht α) in den zweiten declinationen, de- ren i ſonſt dem u der dritten vergleichbar iſt; es heißt haris, harjis, harja, hari; hingegen þivi, þiujôs, þiu- jái, þiuja; ebenſo: midis, midjis, midjamma, mid- jana, aber midja, midjáizôs, midjai, midja. β) nicht in den pron. ïs, ïs, ïmma, ïna; his, his, himma, hina; (þas) þis, þamma, þana; hvas, hvis. hvamma, hvana; — wo ein fem. (ïja) ïzôs, ïzái, ïja; hija, hizôs, hizái, hija; (þa) þizôs, þizái, (þa); (hva) hvizôs, hvizái, (hva) zur ſeire ſteht. — Freilich bemerkens- werth iſt, daß ein nom. ſg. fem. midja, ïja, hija im C. A. gar nicht vorkommt (für þa, hva ſtehet ſô, hvô); zugeben muß ihn doch die theorie theils wegen des erweiſlichen acc. ſg. midja, ija, þa, theils wegen der alth. nom. mitju, ſiu, diu. Auf der andern ſeite keine ſpur eines weiblichen dem maſc. gleichen midis, ïs, E e e

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/827>, abgerufen am 19.04.2024.