Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

III. consonantische ableitungen. K.
dem hog-azan, vgl. die lat. cog-ito, clam-ito etc. auch
lens (lent-s) lentis mit unserm linsei. Merkwürdiger scheint
der wechsel zwischen s und th in lio-s = lioh-as und liuh-
ath, lieh-t, so wie dem altn. thio-s (weiche, hüfte) viel-
leicht ein ahd. dioh-t gegenübersteht, falls der mhd. pl.
diehter st. dieher troj. 4011. die vermuthung aufbringt.


ableitungen mit K.

nach der lautverschiebung entspricht der goth. ten. ein
lat. g [genus, kuni], der lat. ten. aber ein goth. h oder
g [coecus, haihs; oculus, augo]; in gewissen wörtern
stimmen jedoch lat. goth. und ahd. tenuis miteinander.
Beide arten goth. tenuis verlangen (wie beim t, oben
s. 193.) gesonderte abhandlung.

I. goth. K = ahd. C = lat. C.

bloß in der verbindung sk, wo s der wurzel gehört, k
die ableitung macht. Ableitender vocal zwischen s und
k findet sich niemahls. Es wird aber bei den ableitun-
gen mit zwei cons. ein -ask, isk vorkommen, dessen s
nicht zur wurzel geschlagen werden darf, dennoch unserm
s-k verwandt scheint. Einzelne fälle laßen zweifelhaft,
welche ableitung s-k oder -sk anzunehmen sei, nament-
lich hat -sk viel für sich, so oft dem s ein andrer cons.
voraussteht, oder eine spirans davor ausgefallen sein
könnte (vgl. die schlußbem.). Im nhd. gilt in verschied-
nen wörtern unorganisches -sch für -s (oben s. 265.) und
selbst -ß (s. 223.) z. b. in arsch, hirsch, welchem durch-
aus kein ahd. s-c entspricht. Mhd. findet sich das nur
in roman. wörtern. -- Wenn sich das s vor k in goth.
z mildert, so tritt lautverschiebung, nämlich g ein, da
nur engverbunden mit s die tenuis zu beharren scheint;
auch einige ahd. quellen, zumahl O. zeigen sg für sc.

1) substantiva

a) starke masculina: goth. fisk-s (piscis). -- ahd.
as-c (fraxinus); los-c? ein unbekanntes thier, wovon los-
ces-haut (pellis ianthina, violfarb, purpurn?) mons. 331,
vgl. das mhd. loesche; thros-c (glis, glidis = glarea, jun.
271.) mons. 412. ein bedenkliches wort, schon des th
wegen, vielleicht chros-c?; teis-c deis-c (stercus) doc. 239a
flor. 988a, vielleicht neutr.?; tis-c (mensa) dis-c (ferculum)
jun. 187; vis-c; vros-c (rana); wuns-c (optio). -- ags. äs-c;
dis-c; fis-c; fros-c; mers-c (mariscus); tus-c (dens maxil-

III. conſonantiſche ableitungen. K.
dem hog-azan, vgl. die lat. cog-ito, clam-ito etc. auch
lens (lent-s) lentis mit unſerm linſî. Merkwürdiger ſcheint
der wechſel zwiſchen ſ und þ in lió-s = lióh-as und líuh-
aþ, lieh-t, ſo wie dem altn. þió-s (weiche, hüfte) viel-
leicht ein ahd. dioh-t gegenüberſteht, falls der mhd. pl.
diehter ſt. dieher troj. 4011. die vermuthung aufbringt.


ableitungen mit K.

nach der lautverſchiebung entſpricht der goth. ten. ein
lat. g [genus, kuni], der lat. ten. aber ein goth. h oder
g [coecus, haíhs; oculus, áugô]; in gewiſſen wörtern
ſtimmen jedoch lat. goth. und ahd. tenuis miteinander.
Beide arten goth. tenuis verlangen (wie beim t, oben
ſ. 193.) geſonderte abhandlung.

I. goth. K = ahd. C = lat. C.

bloß in der verbindung ſk, wo ſ der wurzel gehört, k
die ableitung macht. Ableitender vocal zwiſchen ſ und
k findet ſich niemahls. Es wird aber bei den ableitun-
gen mit zwei conſ. ein -aſk, iſk vorkommen, deſſen ſ
nicht zur wurzel geſchlagen werden darf, dennoch unſerm
ſ-k verwandt ſcheint. Einzelne fälle laßen zweifelhaft,
welche ableitung ſ-k oder -ſk anzunehmen ſei, nament-
lich hat -ſk viel für ſich, ſo oft dem ſ ein andrer conſ.
vorausſteht, oder eine ſpirans davor ausgefallen ſein
könnte (vgl. die ſchlußbem.). Im nhd. gilt in verſchied-
nen wörtern unorganiſches -ſch für -s (oben ſ. 265.) und
ſelbſt -Ʒ (ſ. 223.) z. b. in arſch, hirſch, welchem durch-
aus kein ahd. ſ-c entſpricht. Mhd. findet ſich das nur
in roman. wörtern. — Wenn ſich das ſ vor k in goth.
z mildert, ſo tritt lautverſchiebung, nämlich g ein, da
nur engverbunden mit ſ die tenuis zu beharren ſcheint;
auch einige ahd. quellen, zumahl O. zeigen ſg für ſc.

1) ſubſtantiva

α) ſtarke maſculina: goth. fiſk-s (piſcis). — ahd.
aſ-c (fraxinus); loſ-c? ein unbekanntes thier, wovon loſ-
ces-hût (pellis ianthina, violfarb, purpurn?) monſ. 331,
vgl. das mhd. lœſche; throſ-c (glis, glidis = glarea, jun.
271.) monſ. 412. ein bedenkliches wort, ſchon des th
wegen, vielleicht chroſ-c?; teiſ-c deiſ-c (ſtercus) doc. 239a
flor. 988a, vielleicht neutr.?; tiſ-c (menſa) diſ-c (ferculum)
jun. 187; viſ-c; vroſ-c (rana); wunſ-c (optio). — agſ. äſ-c;
diſ-c; fiſ-c; froſ-c; merſ-c (mariſcus); tuſ-c (dens maxil-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0294" n="276"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">III. <hi rendition="#i">con&#x017F;onanti&#x017F;che ableitungen. K.</hi></hi></fw><lb/>
dem hog-azan, vgl. die lat. cog-ito, clam-ito etc. auch<lb/>
lens (lent-s) lentis mit un&#x017F;erm lin&#x017F;î. Merkwürdiger &#x017F;cheint<lb/>
der wech&#x017F;el zwi&#x017F;chen &#x017F; und þ in lió-s = lióh-as und líuh-<lb/>
aþ, lieh-t, &#x017F;o wie dem altn. þió-s (weiche, hüfte) viel-<lb/>
leicht ein ahd. dioh-t gegenüber&#x017F;teht, falls der mhd. pl.<lb/>
diehter &#x017F;t. dieher troj. 4011. die vermuthung aufbringt.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#i">ableitungen mit K.</hi> </head><lb/>
              <p>nach der lautver&#x017F;chiebung ent&#x017F;pricht der goth. ten. ein<lb/>
lat. g [genus, kuni], der lat. ten. aber ein goth. h oder<lb/>
g [coecus, haíhs; oculus, áugô]; in gewi&#x017F;&#x017F;en wörtern<lb/>
&#x017F;timmen jedoch lat. goth. und ahd. tenuis miteinander.<lb/>
Beide arten goth. tenuis verlangen (wie beim t, oben<lb/>
&#x017F;. 193.) ge&#x017F;onderte abhandlung.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head>I. <hi rendition="#i">goth. K</hi> = <hi rendition="#i">ahd. C</hi> = <hi rendition="#i">lat. C.</hi></head><lb/>
                <p>bloß in der verbindung <hi rendition="#i">&#x017F;k</hi>, wo &#x017F; der wurzel gehört, k<lb/>
die ableitung macht. Ableitender vocal zwi&#x017F;chen &#x017F; und<lb/>
k findet &#x017F;ich niemahls. Es wird aber bei den ableitun-<lb/>
gen mit zwei con&#x017F;. ein -a&#x017F;k, i&#x017F;k vorkommen, de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;<lb/>
nicht zur wurzel ge&#x017F;chlagen werden darf, dennoch un&#x017F;erm<lb/>
&#x017F;-k verwandt &#x017F;cheint. Einzelne fälle laßen zweifelhaft,<lb/>
welche ableitung &#x017F;-k oder -&#x017F;k anzunehmen &#x017F;ei, nament-<lb/>
lich hat -&#x017F;k viel für &#x017F;ich, &#x017F;o oft dem &#x017F; ein andrer con&#x017F;.<lb/>
voraus&#x017F;teht, oder eine &#x017F;pirans davor ausgefallen &#x017F;ein<lb/>
könnte (vgl. die &#x017F;chlußbem.). Im nhd. gilt in ver&#x017F;chied-<lb/>
nen wörtern unorgani&#x017F;ches -&#x017F;ch für -s (oben &#x017F;. 265.) und<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t -&#x01B7; (&#x017F;. 223.) z. b. in ar&#x017F;ch, hir&#x017F;ch, welchem durch-<lb/>
aus kein ahd. &#x017F;-c ent&#x017F;pricht. Mhd. findet &#x017F;ich das nur<lb/>
in roman. wörtern. &#x2014; Wenn &#x017F;ich das &#x017F; vor k in goth.<lb/>
z mildert, &#x017F;o tritt lautver&#x017F;chiebung, nämlich g ein, da<lb/>
nur engverbunden mit &#x017F; die tenuis zu beharren &#x017F;cheint;<lb/>
auch einige ahd. quellen, zumahl O. zeigen &#x017F;g für &#x017F;c.</p><lb/>
                <p>1) <hi rendition="#i">&#x017F;ub&#x017F;tantiva</hi></p><lb/>
                <p><hi rendition="#i">&#x03B1;</hi>) <hi rendition="#i">&#x017F;tarke ma&#x017F;culina:</hi> goth. fi&#x017F;k-s (pi&#x017F;cis). &#x2014; ahd.<lb/>
a&#x017F;-c (fraxinus); lo&#x017F;-c? ein unbekanntes thier, wovon lo&#x017F;-<lb/>
ces-hût (pellis ianthina, violfarb, purpurn?) mon&#x017F;. 331,<lb/>
vgl. das mhd. l&#x0153;&#x017F;che; thro&#x017F;-c (glis, glidis = glarea, jun.<lb/>
271.) mon&#x017F;. 412. ein bedenkliches wort, &#x017F;chon des th<lb/>
wegen, vielleicht chro&#x017F;-c?; tei&#x017F;-c dei&#x017F;-c (&#x017F;tercus) doc. 239<hi rendition="#sup">a</hi><lb/>
flor. 988<hi rendition="#sup">a</hi>, vielleicht neutr.?; ti&#x017F;-c (men&#x017F;a) di&#x017F;-c (ferculum)<lb/>
jun. 187; vi&#x017F;-c; vro&#x017F;-c (rana); wun&#x017F;-c (optio). &#x2014; ag&#x017F;. ä&#x017F;-c;<lb/>
di&#x017F;-c; fi&#x017F;-c; fro&#x017F;-c; mer&#x017F;-c (mari&#x017F;cus); tu&#x017F;-c (dens maxil-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0294] III. conſonantiſche ableitungen. K. dem hog-azan, vgl. die lat. cog-ito, clam-ito etc. auch lens (lent-s) lentis mit unſerm linſî. Merkwürdiger ſcheint der wechſel zwiſchen ſ und þ in lió-s = lióh-as und líuh- aþ, lieh-t, ſo wie dem altn. þió-s (weiche, hüfte) viel- leicht ein ahd. dioh-t gegenüberſteht, falls der mhd. pl. diehter ſt. dieher troj. 4011. die vermuthung aufbringt. ableitungen mit K. nach der lautverſchiebung entſpricht der goth. ten. ein lat. g [genus, kuni], der lat. ten. aber ein goth. h oder g [coecus, haíhs; oculus, áugô]; in gewiſſen wörtern ſtimmen jedoch lat. goth. und ahd. tenuis miteinander. Beide arten goth. tenuis verlangen (wie beim t, oben ſ. 193.) geſonderte abhandlung. I. goth. K = ahd. C = lat. C. bloß in der verbindung ſk, wo ſ der wurzel gehört, k die ableitung macht. Ableitender vocal zwiſchen ſ und k findet ſich niemahls. Es wird aber bei den ableitun- gen mit zwei conſ. ein -aſk, iſk vorkommen, deſſen ſ nicht zur wurzel geſchlagen werden darf, dennoch unſerm ſ-k verwandt ſcheint. Einzelne fälle laßen zweifelhaft, welche ableitung ſ-k oder -ſk anzunehmen ſei, nament- lich hat -ſk viel für ſich, ſo oft dem ſ ein andrer conſ. vorausſteht, oder eine ſpirans davor ausgefallen ſein könnte (vgl. die ſchlußbem.). Im nhd. gilt in verſchied- nen wörtern unorganiſches -ſch für -s (oben ſ. 265.) und ſelbſt -Ʒ (ſ. 223.) z. b. in arſch, hirſch, welchem durch- aus kein ahd. ſ-c entſpricht. Mhd. findet ſich das nur in roman. wörtern. — Wenn ſich das ſ vor k in goth. z mildert, ſo tritt lautverſchiebung, nämlich g ein, da nur engverbunden mit ſ die tenuis zu beharren ſcheint; auch einige ahd. quellen, zumahl O. zeigen ſg für ſc. 1) ſubſtantiva α) ſtarke maſculina: goth. fiſk-s (piſcis). — ahd. aſ-c (fraxinus); loſ-c? ein unbekanntes thier, wovon loſ- ces-hût (pellis ianthina, violfarb, purpurn?) monſ. 331, vgl. das mhd. lœſche; throſ-c (glis, glidis = glarea, jun. 271.) monſ. 412. ein bedenkliches wort, ſchon des th wegen, vielleicht chroſ-c?; teiſ-c deiſ-c (ſtercus) doc. 239a flor. 988a, vielleicht neutr.?; tiſ-c (menſa) diſ-c (ferculum) jun. 187; viſ-c; vroſ-c (rana); wunſ-c (optio). — agſ. äſ-c; diſ-c; fiſ-c; froſ-c; merſ-c (mariſcus); tuſ-c (dens maxil-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/294
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/294>, abgerufen am 19.04.2024.