Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

ßen und ihm Kopf und Pfoten abschneiden.
Also that ers endlich, und kaum war es gesche-
hen, als sich der Fuchs in einen Menschen ver-
wandelte, und war der Bruder der Königin,
der nun endlich erlöst worden war.

58.
Vom treuen Gevatter Sperling.

Es war einmal eine Hirschkuh, die war
mit einem jungen Hirsch ins Kindbett gekom-
men, und bat den Fuchs, Gevatter zu stehen.
Der Fuchs aber lud noch den Sperling dazu,
und der Sperling wollte noch den Haushund,
seinen besondern lieben Freund einladen. Der
Hund aber war von seinem Herrn ans Seil
gelegt worden, weil er einmal von einer Hoch-
zeit ganz betrunken nach Haus gekommen war.
Der Sperling meinte, das hat nicht viel auf
sich, pickte und pickte am Seil einen Faden nach
dem andern los, so lang, bis der Hund frei
war. Nun gingen sie zusammen zum Gevat-
terschmaus, machten sich auch recht lustig, denn
da war alles vollauf; der Hund aber versahs
und übernahm sich wieder im Wein; als sie
aufstanden, war ihm der Kopf so schwer, daß
er sich kaum auf den Beinen erhalten konnte,
doch taumelte er noch ein Stück Wegs nach
Haus fort, endlich aber fiel er hin und blieb

ßen und ihm Kopf und Pfoten abſchneiden.
Alſo that ers endlich, und kaum war es geſche-
hen, als ſich der Fuchs in einen Menſchen ver-
wandelte, und war der Bruder der Koͤnigin,
der nun endlich erloͤſt worden war.

58.
Vom treuen Gevatter Sperling.

Es war einmal eine Hirſchkuh, die war
mit einem jungen Hirſch ins Kindbett gekom-
men, und bat den Fuchs, Gevatter zu ſtehen.
Der Fuchs aber lud noch den Sperling dazu,
und der Sperling wollte noch den Haushund,
ſeinen beſondern lieben Freund einladen. Der
Hund aber war von ſeinem Herrn ans Seil
gelegt worden, weil er einmal von einer Hoch-
zeit ganz betrunken nach Haus gekommen war.
Der Sperling meinte, das hat nicht viel auf
ſich, pickte und pickte am Seil einen Faden nach
dem andern los, ſo lang, bis der Hund frei
war. Nun gingen ſie zuſammen zum Gevat-
terſchmaus, machten ſich auch recht luſtig, denn
da war alles vollauf; der Hund aber verſahs
und uͤbernahm ſich wieder im Wein; als ſie
aufſtanden, war ihm der Kopf ſo ſchwer, daß
er ſich kaum auf den Beinen erhalten konnte,
doch taumelte er noch ein Stuͤck Wegs nach
Haus fort, endlich aber fiel er hin und blieb

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0304" n="270"/>
ßen und ihm Kopf und Pfoten ab&#x017F;chneiden.<lb/>
Al&#x017F;o that ers endlich, und kaum war es ge&#x017F;che-<lb/>
hen, als &#x017F;ich der Fuchs in einen Men&#x017F;chen ver-<lb/>
wandelte, und war der Bruder der Ko&#x0364;nigin,<lb/>
der nun endlich erlo&#x0364;&#x017F;t worden war.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>58.<lb/><hi rendition="#g">Vom treuen Gevatter Sperling</hi>.</head><lb/>
        <p>Es war einmal eine Hir&#x017F;chkuh, die war<lb/>
mit einem jungen Hir&#x017F;ch ins Kindbett gekom-<lb/>
men, und bat den Fuchs, Gevatter zu &#x017F;tehen.<lb/>
Der Fuchs aber lud noch den Sperling dazu,<lb/>
und der Sperling wollte noch den Haushund,<lb/>
&#x017F;einen be&#x017F;ondern lieben Freund einladen. Der<lb/>
Hund aber war von &#x017F;einem Herrn ans Seil<lb/>
gelegt worden, weil er einmal von einer Hoch-<lb/>
zeit ganz betrunken nach Haus gekommen war.<lb/>
Der Sperling meinte, das hat nicht viel auf<lb/>
&#x017F;ich, pickte und pickte am Seil einen Faden nach<lb/>
dem andern los, &#x017F;o lang, bis der Hund frei<lb/>
war. Nun gingen &#x017F;ie zu&#x017F;ammen zum Gevat-<lb/>
ter&#x017F;chmaus, machten &#x017F;ich auch recht lu&#x017F;tig, denn<lb/>
da war alles vollauf; der Hund aber ver&#x017F;ahs<lb/>
und u&#x0364;bernahm &#x017F;ich wieder im Wein; als &#x017F;ie<lb/>
auf&#x017F;tanden, war ihm der Kopf &#x017F;o &#x017F;chwer, daß<lb/>
er &#x017F;ich kaum auf den Beinen erhalten konnte,<lb/>
doch taumelte er noch ein Stu&#x0364;ck Wegs nach<lb/>
Haus fort, endlich aber fiel er hin und blieb<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0304] ßen und ihm Kopf und Pfoten abſchneiden. Alſo that ers endlich, und kaum war es geſche- hen, als ſich der Fuchs in einen Menſchen ver- wandelte, und war der Bruder der Koͤnigin, der nun endlich erloͤſt worden war. 58. Vom treuen Gevatter Sperling. Es war einmal eine Hirſchkuh, die war mit einem jungen Hirſch ins Kindbett gekom- men, und bat den Fuchs, Gevatter zu ſtehen. Der Fuchs aber lud noch den Sperling dazu, und der Sperling wollte noch den Haushund, ſeinen beſondern lieben Freund einladen. Der Hund aber war von ſeinem Herrn ans Seil gelegt worden, weil er einmal von einer Hoch- zeit ganz betrunken nach Haus gekommen war. Der Sperling meinte, das hat nicht viel auf ſich, pickte und pickte am Seil einen Faden nach dem andern los, ſo lang, bis der Hund frei war. Nun gingen ſie zuſammen zum Gevat- terſchmaus, machten ſich auch recht luſtig, denn da war alles vollauf; der Hund aber verſahs und uͤbernahm ſich wieder im Wein; als ſie aufſtanden, war ihm der Kopf ſo ſchwer, daß er ſich kaum auf den Beinen erhalten konnte, doch taumelte er noch ein Stuͤck Wegs nach Haus fort, endlich aber fiel er hin und blieb

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/304
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/304>, abgerufen am 25.04.2024.