Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

dem es seinen Kuchen gegeben, und sagte: "ich
hab für dich getrunken und gegessen, ich will
dir auch das Schiff geben, das alles thu' ich,
weil du barmherzig gegen mich gewesen bist."
Da gab er ihm das Schiff, das zu Land und
zu Wasser fuhr, und als der König das sah,
mußte er ihm seine Tochter geben. Da ward
die Hochzeit gefeiert, und er erbte das Reich,
und lebte lange Zeit vergnügt mit seiner Ge-
mahlin.

65.
Allerlei-Rauh.

Es war einmal ein König, der hatte eine
Frau, die war die schönste auf der Welt, und
hatte Haare von purem Gold; sie hatten auch
eine Tochter mit einander, die war so schön
wie ihre Mutter, und ihre Haare waren eben
so golden. Einmal ward die Königin krank,
und als sie fühlte, daß sie sterben müsse, rief
sie den König und bat ihn, er möge nach ihrem
Tod doch niemand heirathen, der nicht eben so
schön wäre wie sie, und eben so goldne Haare
hätte; und nachdem ihr der König das verspro-
chen hatte, starb sie. Der König war lange
Zeit so betrübt, daß er gar an keine zweite
Frau dachte, endlich aber ermahnten ihn seine
Räthe, sich wieder zu vermählen: da wurden

dem es ſeinen Kuchen gegeben, und ſagte: „ich
hab fuͤr dich getrunken und gegeſſen, ich will
dir auch das Schiff geben, das alles thu' ich,
weil du barmherzig gegen mich geweſen biſt.“
Da gab er ihm das Schiff, das zu Land und
zu Waſſer fuhr, und als der Koͤnig das ſah,
mußte er ihm ſeine Tochter geben. Da ward
die Hochzeit gefeiert, und er erbte das Reich,
und lebte lange Zeit vergnuͤgt mit ſeiner Ge-
mahlin.

65.
Allerlei-Rauh.

Es war einmal ein Koͤnig, der hatte eine
Frau, die war die ſchoͤnſte auf der Welt, und
hatte Haare von purem Gold; ſie hatten auch
eine Tochter mit einander, die war ſo ſchoͤn
wie ihre Mutter, und ihre Haare waren eben
ſo golden. Einmal ward die Koͤnigin krank,
und als ſie fuͤhlte, daß ſie ſterben muͤſſe, rief
ſie den Koͤnig und bat ihn, er moͤge nach ihrem
Tod doch niemand heirathen, der nicht eben ſo
ſchoͤn waͤre wie ſie, und eben ſo goldne Haare
haͤtte; und nachdem ihr der Koͤnig das verſpro-
chen hatte, ſtarb ſie. Der Koͤnig war lange
Zeit ſo betruͤbt, daß er gar an keine zweite
Frau dachte, endlich aber ermahnten ihn ſeine
Raͤthe, ſich wieder zu vermaͤhlen: da wurden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0342" n="308"/>
dem es &#x017F;einen Kuchen gegeben, und &#x017F;agte: &#x201E;ich<lb/>
hab fu&#x0364;r dich getrunken und gege&#x017F;&#x017F;en, ich will<lb/>
dir auch das Schiff geben, das alles thu' ich,<lb/>
weil du barmherzig gegen mich gewe&#x017F;en bi&#x017F;t.&#x201C;<lb/>
Da gab er ihm das Schiff, das zu Land und<lb/>
zu Wa&#x017F;&#x017F;er fuhr, und als der Ko&#x0364;nig das &#x017F;ah,<lb/>
mußte er ihm &#x017F;eine Tochter geben. Da ward<lb/>
die Hochzeit gefeiert, und er erbte das Reich,<lb/>
und lebte lange Zeit vergnu&#x0364;gt mit &#x017F;einer Ge-<lb/>
mahlin.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>65.<lb/><hi rendition="#g">Allerlei-Rauh</hi>.</head><lb/>
        <p>Es war einmal ein Ko&#x0364;nig, der hatte eine<lb/>
Frau, die war die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te auf der Welt, und<lb/>
hatte Haare von purem Gold; &#x017F;ie hatten auch<lb/>
eine Tochter mit einander, die war &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
wie ihre Mutter, und ihre Haare waren eben<lb/>
&#x017F;o golden. Einmal ward die Ko&#x0364;nigin krank,<lb/>
und als &#x017F;ie fu&#x0364;hlte, daß &#x017F;ie &#x017F;terben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, rief<lb/>
&#x017F;ie den Ko&#x0364;nig und bat ihn, er mo&#x0364;ge nach ihrem<lb/>
Tod doch niemand heirathen, der nicht eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n wa&#x0364;re wie &#x017F;ie, und eben &#x017F;o goldne Haare<lb/>
ha&#x0364;tte; und nachdem ihr der Ko&#x0364;nig das ver&#x017F;pro-<lb/>
chen hatte, &#x017F;tarb &#x017F;ie. Der Ko&#x0364;nig war lange<lb/>
Zeit &#x017F;o betru&#x0364;bt, daß er gar an keine zweite<lb/>
Frau dachte, endlich aber ermahnten ihn &#x017F;eine<lb/>
Ra&#x0364;the, &#x017F;ich wieder zu verma&#x0364;hlen: da wurden<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0342] dem es ſeinen Kuchen gegeben, und ſagte: „ich hab fuͤr dich getrunken und gegeſſen, ich will dir auch das Schiff geben, das alles thu' ich, weil du barmherzig gegen mich geweſen biſt.“ Da gab er ihm das Schiff, das zu Land und zu Waſſer fuhr, und als der Koͤnig das ſah, mußte er ihm ſeine Tochter geben. Da ward die Hochzeit gefeiert, und er erbte das Reich, und lebte lange Zeit vergnuͤgt mit ſeiner Ge- mahlin. 65. Allerlei-Rauh. Es war einmal ein Koͤnig, der hatte eine Frau, die war die ſchoͤnſte auf der Welt, und hatte Haare von purem Gold; ſie hatten auch eine Tochter mit einander, die war ſo ſchoͤn wie ihre Mutter, und ihre Haare waren eben ſo golden. Einmal ward die Koͤnigin krank, und als ſie fuͤhlte, daß ſie ſterben muͤſſe, rief ſie den Koͤnig und bat ihn, er moͤge nach ihrem Tod doch niemand heirathen, der nicht eben ſo ſchoͤn waͤre wie ſie, und eben ſo goldne Haare haͤtte; und nachdem ihr der Koͤnig das verſpro- chen hatte, ſtarb ſie. Der Koͤnig war lange Zeit ſo betruͤbt, daß er gar an keine zweite Frau dachte, endlich aber ermahnten ihn ſeine Raͤthe, ſich wieder zu vermaͤhlen: da wurden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/342
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/342>, abgerufen am 23.04.2024.