Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

steigen, das eine Söhnlein zu nehmen, zu schlach-
ten und zuzurichten.

"Mit was für einer Brühe?" fragte der
Koch. Mit einer braunen, sprach die alte
Königin.

Da ging der Koch in den Keller und sprach:
"ach Frau Königin, die alte Frau Königin will
haben, ich soll heut Abend Euren einen Sohn
schlachten und kochen." Da war die junge
Königin herzlich betrübt und sagte: ach, wollen
wir nicht ein Schweinchen nehmen, das koch
doch so, wie sies haben will, und sprich, es wä-
re mein Kind gewesen.

Der Koch that so und trug das Schwein-
chen in brauner Brühe auf, "da wäre das
Kind," und sie aß es auf mit großem Appetit.

Bald darauf dachte die Alte: das Kinder-
fleisch hat mir so zart geschmeckt, du willst das
zweite auch essen, rief den Koch und hieß ihn
in den Keller gehen, und den zweiten Sohn
schlachten.

"Mit was für einer Brühe soll ich ihn
kochen?" ei, mit einer weißen, sprach die alte
Königin.

Der Koch ging hinunter und sagte: ach,
die alte Frau Königin hat mich geheißen, daß
ich nun auch euer zweites, kleines Söhnlein
schlachten und kochen soll. Die junge Königin

sprach

ſteigen, das eine Soͤhnlein zu nehmen, zu ſchlach-
ten und zuzurichten.

„Mit was fuͤr einer Bruͤhe?“ fragte der
Koch. Mit einer braunen, ſprach die alte
Koͤnigin.

Da ging der Koch in den Keller und ſprach:
„ach Frau Koͤnigin, die alte Frau Koͤnigin will
haben, ich ſoll heut Abend Euren einen Sohn
ſchlachten und kochen.“ Da war die junge
Koͤnigin herzlich betruͤbt und ſagte: ach, wollen
wir nicht ein Schweinchen nehmen, das koch
doch ſo, wie ſies haben will, und ſprich, es waͤ-
re mein Kind geweſen.

Der Koch that ſo und trug das Schwein-
chen in brauner Bruͤhe auf, „da waͤre das
Kind,“ und ſie aß es auf mit großem Appetit.

Bald darauf dachte die Alte: das Kinder-
fleiſch hat mir ſo zart geſchmeckt, du willſt das
zweite auch eſſen, rief den Koch und hieß ihn
in den Keller gehen, und den zweiten Sohn
ſchlachten.

„Mit was fuͤr einer Bruͤhe ſoll ich ihn
kochen?“ ei, mit einer weißen, ſprach die alte
Koͤnigin.

Der Koch ging hinunter und ſagte: ach,
die alte Frau Koͤnigin hat mich geheißen, daß
ich nun auch euer zweites, kleines Soͤhnlein
ſchlachten und kochen ſoll. Die junge Koͤnigin

ſprach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0418" n="384"/>
&#x017F;teigen, das eine So&#x0364;hnlein zu nehmen, zu &#x017F;chlach-<lb/>
ten und zuzurichten.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Mit was fu&#x0364;r einer Bru&#x0364;he?&#x201C; fragte der<lb/>
Koch. Mit einer braunen, &#x017F;prach die alte<lb/>
Ko&#x0364;nigin.</p><lb/>
        <p>Da ging der Koch in den Keller und &#x017F;prach:<lb/>
&#x201E;ach Frau Ko&#x0364;nigin, die alte Frau Ko&#x0364;nigin will<lb/>
haben, ich &#x017F;oll heut Abend Euren einen Sohn<lb/>
&#x017F;chlachten und kochen.&#x201C; Da war die junge<lb/>
Ko&#x0364;nigin herzlich betru&#x0364;bt und &#x017F;agte: ach, wollen<lb/>
wir nicht ein Schweinchen nehmen, das koch<lb/>
doch &#x017F;o, wie &#x017F;ies haben will, und &#x017F;prich, es wa&#x0364;-<lb/>
re mein Kind gewe&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Der Koch that &#x017F;o und trug das Schwein-<lb/>
chen in brauner Bru&#x0364;he auf, &#x201E;da wa&#x0364;re das<lb/>
Kind,&#x201C; und &#x017F;ie aß es auf mit großem Appetit.</p><lb/>
        <p>Bald darauf dachte die Alte: das Kinder-<lb/>
flei&#x017F;ch hat mir &#x017F;o zart ge&#x017F;chmeckt, du will&#x017F;t das<lb/>
zweite auch e&#x017F;&#x017F;en, rief den Koch und hieß ihn<lb/>
in den Keller gehen, und den zweiten Sohn<lb/>
&#x017F;chlachten.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Mit was fu&#x0364;r einer Bru&#x0364;he &#x017F;oll ich ihn<lb/>
kochen?&#x201C; ei, mit einer weißen, &#x017F;prach die alte<lb/>
Ko&#x0364;nigin.</p><lb/>
        <p>Der Koch ging hinunter und &#x017F;agte: ach,<lb/>
die alte Frau Ko&#x0364;nigin hat mich geheißen, daß<lb/>
ich nun auch euer zweites, kleines So&#x0364;hnlein<lb/>
&#x017F;chlachten und kochen &#x017F;oll. Die junge Ko&#x0364;nigin<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;prach</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[384/0418] ſteigen, das eine Soͤhnlein zu nehmen, zu ſchlach- ten und zuzurichten. „Mit was fuͤr einer Bruͤhe?“ fragte der Koch. Mit einer braunen, ſprach die alte Koͤnigin. Da ging der Koch in den Keller und ſprach: „ach Frau Koͤnigin, die alte Frau Koͤnigin will haben, ich ſoll heut Abend Euren einen Sohn ſchlachten und kochen.“ Da war die junge Koͤnigin herzlich betruͤbt und ſagte: ach, wollen wir nicht ein Schweinchen nehmen, das koch doch ſo, wie ſies haben will, und ſprich, es waͤ- re mein Kind geweſen. Der Koch that ſo und trug das Schwein- chen in brauner Bruͤhe auf, „da waͤre das Kind,“ und ſie aß es auf mit großem Appetit. Bald darauf dachte die Alte: das Kinder- fleiſch hat mir ſo zart geſchmeckt, du willſt das zweite auch eſſen, rief den Koch und hieß ihn in den Keller gehen, und den zweiten Sohn ſchlachten. „Mit was fuͤr einer Bruͤhe ſoll ich ihn kochen?“ ei, mit einer weißen, ſprach die alte Koͤnigin. Der Koch ging hinunter und ſagte: ach, die alte Frau Koͤnigin hat mich geheißen, daß ich nun auch euer zweites, kleines Soͤhnlein ſchlachten und kochen ſoll. Die junge Koͤnigin ſprach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/418
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/418>, abgerufen am 25.04.2024.