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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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eine Kohle und sagte: "ich bin groß genug, ich will mich darüber legen, und ihr sollt über mich fahren." Die Kohle legte sich auch an das Wasser, aber sie berührte es unglücklicher Weise ein wenig, da zischte sie, verlöschte und war todt. Wie das ein Stein sah, wollte er dem Hähnchen helfen, und legte sich über das Wasser, da zog nun das Hähnchen den Wagen selber, wie es ihn aber bald drüben hatte, und war mit dem todten Hühnchen auf dem Land und wollte die andern, die hintenauf saßen auch herauf ziehen, da waren ihrer zu viel geworden, und der Wagen fiel zurück, und alles fiel mit einander in das Wasser und ertrank. Da war das Hähnchen noch allein mit dem todten Hühnchen, und grub ihm da ein Grab, und legte es hinein, und machte einen Hügel darüber, auf den setzte es sich und grämte sich so lang, bis es auch starb; und da war alles todt.

81.
Bruder Lustig.

Es war einmal ein großer Krieg und als der Krieg zu Ende war, kriegten viele Soldaten ihren Abschied. Nun kriegte der Bruder Lustig auch seinen Abschied und sonst nichts als ein kleines Laibchen Commißbrot und vier Kreuzer an Geld; damit zog er fort. Der heilige Petrus aber hatte sich als ein armer Bettler an den Weg gesetzt, und wie der Bruder Lustig daher kam, bat er ihn um ein Almosen, da sprach dieser: "lieber Bettelmann, was soll ich dir geben? ich bin Soldat gewesen und habe

eine Kohle und sagte: „ich bin groß genug, ich will mich daruͤber legen, und ihr sollt uͤber mich fahren.“ Die Kohle legte sich auch an das Wasser, aber sie beruͤhrte es ungluͤcklicher Weise ein wenig, da zischte sie, verloͤschte und war todt. Wie das ein Stein sah, wollte er dem Haͤhnchen helfen, und legte sich uͤber das Wasser, da zog nun das Haͤhnchen den Wagen selber, wie es ihn aber bald druͤben hatte, und war mit dem todten Huͤhnchen auf dem Land und wollte die andern, die hintenauf saßen auch herauf ziehen, da waren ihrer zu viel geworden, und der Wagen fiel zuruͤck, und alles fiel mit einander in das Wasser und ertrank. Da war das Haͤhnchen noch allein mit dem todten Huͤhnchen, und grub ihm da ein Grab, und legte es hinein, und machte einen Huͤgel daruͤber, auf den setzte es sich und graͤmte sich so lang, bis es auch starb; und da war alles todt.

81.
Bruder Lustig.

Es war einmal ein großer Krieg und als der Krieg zu Ende war, kriegten viele Soldaten ihren Abschied. Nun kriegte der Bruder Lustig auch seinen Abschied und sonst nichts als ein kleines Laibchen Commißbrot und vier Kreuzer an Geld; damit zog er fort. Der heilige Petrus aber hatte sich als ein armer Bettler an den Weg gesetzt, und wie der Bruder Lustig daher kam, bat er ihn um ein Almosen, da sprach dieser: „lieber Bettelmann, was soll ich dir geben? ich bin Soldat gewesen und habe

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[405/0469] eine Kohle und sagte: „ich bin groß genug, ich will mich daruͤber legen, und ihr sollt uͤber mich fahren.“ Die Kohle legte sich auch an das Wasser, aber sie beruͤhrte es ungluͤcklicher Weise ein wenig, da zischte sie, verloͤschte und war todt. Wie das ein Stein sah, wollte er dem Haͤhnchen helfen, und legte sich uͤber das Wasser, da zog nun das Haͤhnchen den Wagen selber, wie es ihn aber bald druͤben hatte, und war mit dem todten Huͤhnchen auf dem Land und wollte die andern, die hintenauf saßen auch herauf ziehen, da waren ihrer zu viel geworden, und der Wagen fiel zuruͤck, und alles fiel mit einander in das Wasser und ertrank. Da war das Haͤhnchen noch allein mit dem todten Huͤhnchen, und grub ihm da ein Grab, und legte es hinein, und machte einen Huͤgel daruͤber, auf den setzte es sich und graͤmte sich so lang, bis es auch starb; und da war alles todt. 81. Bruder Lustig. Es war einmal ein großer Krieg und als der Krieg zu Ende war, kriegten viele Soldaten ihren Abschied. Nun kriegte der Bruder Lustig auch seinen Abschied und sonst nichts als ein kleines Laibchen Commißbrot und vier Kreuzer an Geld; damit zog er fort. Der heilige Petrus aber hatte sich als ein armer Bettler an den Weg gesetzt, und wie der Bruder Lustig daher kam, bat er ihn um ein Almosen, da sprach dieser: „lieber Bettelmann, was soll ich dir geben? ich bin Soldat gewesen und habe

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/469>, abgerufen am 29.03.2024.