Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

wollte mit dem grimmigen Thiere nichts zu thun haben, und nahm Reiß aus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zu Muthe war, sprach sie 'Bär, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?' 'Du hast gut reden,' antwortete der Bär, 'es sitzt ein grimmiges Thier mit Glotzaugen in dem Hause des Rothen, und wir können es nicht herausjagen.' Die Biene sprach 'du dauerst mich, Bär, ich bin ein armes, schwaches Geschöpf, das ihr im Wege nicht anguckt, aber ich will sehen ob ich euch helfen kann.' Sie flog in die Fuchshöhle, setzte sich der Ziege auf den glatten, geschorenen Kopf und stach sie so gewaltig, daß sie aufsprang, meh! meh! schrie, und wie toll in die Welt hineinlief, und weiß niemand auf diese Stunde wo sie hingelaufen ist.



wollte mit dem grimmigen Thiere nichts zu thun haben, und nahm Reiß aus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zu Muthe war, sprach sie ‘Baͤr, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?’ ‘Du hast gut reden,’ antwortete der Baͤr, ‘es sitzt ein grimmiges Thier mit Glotzaugen in dem Hause des Rothen, und wir koͤnnen es nicht herausjagen.’ Die Biene sprach ‘du dauerst mich, Baͤr, ich bin ein armes, schwaches Geschoͤpf, das ihr im Wege nicht anguckt, aber ich will sehen ob ich euch helfen kann.’ Sie flog in die Fuchshoͤhle, setzte sich der Ziege auf den glatten, geschorenen Kopf und stach sie so gewaltig, daß sie aufsprang, meh! meh! schrie, und wie toll in die Welt hineinlief, und weiß niemand auf diese Stunde wo sie hingelaufen ist.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0258" n="227"/>
wollte mit dem grimmigen Thiere nichts zu thun haben, und nahm Reiß aus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zu Muthe war, sprach sie &#x2018;Ba&#x0364;r, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?&#x2019; &#x2018;Du hast gut reden,&#x2019; antwortete der Ba&#x0364;r, &#x2018;es sitzt ein grimmiges Thier mit Glotzaugen in dem Hause des Rothen, und wir ko&#x0364;nnen es nicht herausjagen.&#x2019; Die Biene sprach &#x2018;du dauerst mich, Ba&#x0364;r, ich bin ein armes, schwaches Gescho&#x0364;pf, das ihr im Wege nicht anguckt, aber ich will sehen ob ich euch helfen kann.&#x2019; Sie flog in die Fuchsho&#x0364;hle, setzte sich der Ziege auf den glatten, geschorenen Kopf und stach sie so gewaltig, daß sie aufsprang, meh! meh! schrie, und wie toll in die Welt hineinlief, und weiß niemand auf diese Stunde wo sie hingelaufen ist.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0258] wollte mit dem grimmigen Thiere nichts zu thun haben, und nahm Reiß aus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zu Muthe war, sprach sie ‘Baͤr, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?’ ‘Du hast gut reden,’ antwortete der Baͤr, ‘es sitzt ein grimmiges Thier mit Glotzaugen in dem Hause des Rothen, und wir koͤnnen es nicht herausjagen.’ Die Biene sprach ‘du dauerst mich, Baͤr, ich bin ein armes, schwaches Geschoͤpf, das ihr im Wege nicht anguckt, aber ich will sehen ob ich euch helfen kann.’ Sie flog in die Fuchshoͤhle, setzte sich der Ziege auf den glatten, geschorenen Kopf und stach sie so gewaltig, daß sie aufsprang, meh! meh! schrie, und wie toll in die Welt hineinlief, und weiß niemand auf diese Stunde wo sie hingelaufen ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/258
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/258>, abgerufen am 24.04.2024.