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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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wo er die vielen Vögel vernähme; endlich hörte ers. Er gieng und fand den Saal, darauf war die Zauberin, und fütterte die Vögel in den sieben tausend Körben. Wie sie den Joringel sah, ward sie bös, sehr bös, schalt, spie Gift und Galle gegen ihn aus, aber sie konnte auf zwei Schritte nicht an ihn kommen. Er kehrte sich nicht an sie, und gieng, besah die Körbe mit den Vögeln; da waren aber viele hundert Nachtigallen, wie sollte er nun seine Jorinde wieder finden? Jndem er so zusah, merkte er daß die Alte heimlich ein Körbchen mit einem Vogel nimmt, und damit nach der Thüre geht. Flugs sprang er hinzu, berührte das Körbchen mit der Blume und auch das alte Weib: nun konnte sie nichts mehr zaubern, und Jorinde stand da, hatte ihn um den Hals gefaßt, so schön wie sie ehemals war. Da machte er auch alle die andern Vögel wieder zu Jungfrauen, und da gieng er mit seiner Jorinde nach Hause, und sie lebten lange vergnügt zusammen.



wo er die vielen Voͤgel vernaͤhme; endlich hoͤrte ers. Er gieng und fand den Saal, darauf war die Zauberin, und fuͤtterte die Voͤgel in den sieben tausend Koͤrben. Wie sie den Joringel sah, ward sie boͤs, sehr boͤs, schalt, spie Gift und Galle gegen ihn aus, aber sie konnte auf zwei Schritte nicht an ihn kommen. Er kehrte sich nicht an sie, und gieng, besah die Koͤrbe mit den Voͤgeln; da waren aber viele hundert Nachtigallen, wie sollte er nun seine Jorinde wieder finden? Jndem er so zusah, merkte er daß die Alte heimlich ein Koͤrbchen mit einem Vogel nimmt, und damit nach der Thuͤre geht. Flugs sprang er hinzu, beruͤhrte das Koͤrbchen mit der Blume und auch das alte Weib: nun konnte sie nichts mehr zaubern, und Jorinde stand da, hatte ihn um den Hals gefaßt, so schoͤn wie sie ehemals war. Da machte er auch alle die andern Voͤgel wieder zu Jungfrauen, und da gieng er mit seiner Jorinde nach Hause, und sie lebten lange vergnuͤgt zusammen.



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[437/0468] wo er die vielen Voͤgel vernaͤhme; endlich hoͤrte ers. Er gieng und fand den Saal, darauf war die Zauberin, und fuͤtterte die Voͤgel in den sieben tausend Koͤrben. Wie sie den Joringel sah, ward sie boͤs, sehr boͤs, schalt, spie Gift und Galle gegen ihn aus, aber sie konnte auf zwei Schritte nicht an ihn kommen. Er kehrte sich nicht an sie, und gieng, besah die Koͤrbe mit den Voͤgeln; da waren aber viele hundert Nachtigallen, wie sollte er nun seine Jorinde wieder finden? Jndem er so zusah, merkte er daß die Alte heimlich ein Koͤrbchen mit einem Vogel nimmt, und damit nach der Thuͤre geht. Flugs sprang er hinzu, beruͤhrte das Koͤrbchen mit der Blume und auch das alte Weib: nun konnte sie nichts mehr zaubern, und Jorinde stand da, hatte ihn um den Hals gefaßt, so schoͤn wie sie ehemals war. Da machte er auch alle die andern Voͤgel wieder zu Jungfrauen, und da gieng er mit seiner Jorinde nach Hause, und sie lebten lange vergnuͤgt zusammen.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/468>, abgerufen am 20.04.2024.