Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

in der Herrauds ok Bosa Saga S. 49 -- 51. wo gar
Tische, Stühle. Messer und Becher mit tanzen müs-
sen. Vielleicht stammt selbst das Wort Geige von
dem dort auch vorkommenden Gygiarslag (Zau-
berschlag von Gygur, Zauberin, Riesin. Man hat
vom Fandango eine ähnliche Erzählung, Pabst und
Cardinäle, die ihn verdammen wollen, müssen ihn
anheben und freisprechen.

25.
Der gelernte Jäger.

(Aus Zwehrn) Die Schützenkünste erinnern sehr
an An Bogsweigr -- das Aufschneiden und Tren-
nen der Kleider der schlafenden Königstöchter, an
das Zerschneiden des Panzers (slita bryniu) der
Brynhild. -- Das Zungen ausschneiden kommt oft
vor, der Hauptmann ist der Truchseß im Tristan.
Das Märchen geht am Ende in den König Drossel-
bart über I. 52.

26.
Der himmlische Dreschflegel.

(Aus dem Paderbörn.) Münchhausen hat den
Schluß dee Märchens gekannt und in seinen Reisen
S. 53 benutzt. Die meisten dieser volksmäßigen Lü-
gen
sind nicht von diesem erfunden, sondern uraltes
Gut und brauchen nur in einem andern Ton erzählt
zu werden, um in weitverbreitete Mythen einzugrei-
fen; z. B. das Winden eines Seiles aus Spreu ganz
übereinkommend mit dem: vinda or sandi sima
(Harbardsl[.]
17,) und dem latein.: ex arena funem
nectere,
ähnlich der aus Wasser und Wein gedrehten
Peitsche. Wunderhorn II. 411 aus dem Dietmarsen-
lied. Vergl. die rabbin. Mythen bei Helwig Nr. 2.
und 3.

27.
De beiden Künigeskinner.

(Aus dem Paderbörn.) Sehr eigenthümlich, gut
und vollständig aufgefaßt. Verwandt mit dem Lö-

in der Herrauds ok Boſa Saga S. 49 — 51. wo gar
Tiſche, Stuͤhle. Meſſer und Becher mit tanzen muͤſ-
ſen. Vielleicht ſtammt ſelbſt das Wort Geige von
dem dort auch vorkommenden Gygiarſlag (Zau-
berſchlag von Gygur, Zauberin, Rieſin. Man hat
vom Fandango eine aͤhnliche Erzaͤhlung, Pabſt und
Cardinaͤle, die ihn verdammen wollen, muͤſſen ihn
anheben und freiſprechen.

25.
Der gelernte Jaͤger.

(Aus Zwehrn) Die Schuͤtzenkuͤnſte erinnern ſehr
an An Bogſweigr — das Aufſchneiden und Tren-
nen der Kleider der ſchlafenden Koͤnigstoͤchter, an
das Zerſchneiden des Panzers (ſlita bryniu) der
Brynhild. — Das Zungen ausſchneiden kommt oft
vor, der Hauptmann iſt der Truchſeß im Triſtan.
Das Maͤrchen geht am Ende in den Koͤnig Droſſel-
bart uͤber I. 52.

26.
Der himmliſche Dreſchflegel.

(Aus dem Paderboͤrn.) Muͤnchhauſen hat den
Schluß dee Maͤrchens gekannt und in ſeinen Reiſen
S. 53 benutzt. Die meiſten dieſer volksmaͤßigen Luͤ-
gen
ſind nicht von dieſem erfunden, ſondern uraltes
Gut und brauchen nur in einem andern Ton erzaͤhlt
zu werden, um in weitverbreitete Mythen einzugrei-
fen; z. B. das Winden eines Seiles aus Spreu ganz
uͤbereinkommend mit dem: vinda or ſandi ſima
(Harbardsl[.]
17,) und dem latein.: ex arena funem
nectere,
aͤhnlich der aus Waſſer und Wein gedrehten
Peitſche. Wunderhorn II. 411 aus dem Dietmarſen-
lied. Vergl. die rabbin. Mythen bei Helwig Nr. 2.
und 3.

27.
De beiden Kuͤnigeskinner.

(Aus dem Paderboͤrn.) Sehr eigenthuͤmlich, gut
und vollſtaͤndig aufgefaßt. Verwandt mit dem Loͤ-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0347" n="XXVIII"/>
in der Herrauds ok Bo&#x017F;a Saga S. 49 &#x2014; 51. wo gar<lb/>
Ti&#x017F;che, Stu&#x0364;hle. Me&#x017F;&#x017F;er und Becher mit tanzen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Vielleicht &#x017F;tammt &#x017F;elb&#x017F;t das Wort <hi rendition="#g">Geige</hi> von<lb/>
dem dort auch vorkommenden <hi rendition="#g">Gygiar&#x017F;lag</hi> (Zau-<lb/>
ber&#x017F;chlag von Gygur, Zauberin, Rie&#x017F;in. Man hat<lb/>
vom Fandango eine a&#x0364;hnliche Erza&#x0364;hlung, Pab&#x017F;t und<lb/>
Cardina&#x0364;le, die ihn verdammen wollen, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihn<lb/>
anheben und frei&#x017F;prechen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>25.<lb/><hi rendition="#g">Der gelernte Ja&#x0364;ger</hi>.</head><lb/>
          <p>(Aus Zwehrn) Die Schu&#x0364;tzenku&#x0364;n&#x017F;te erinnern &#x017F;ehr<lb/>
an An Bog&#x017F;weigr &#x2014; das Auf&#x017F;chneiden und Tren-<lb/>
nen der Kleider der <choice><sic>fchlafenden</sic><corr>&#x017F;chlafenden</corr></choice> Ko&#x0364;nigsto&#x0364;chter, an<lb/>
das Zer&#x017F;chneiden des Panzers (<hi rendition="#aq">&#x017F;lita bryniu</hi>) der<lb/>
Brynhild. &#x2014; Das Zungen aus&#x017F;chneiden kommt oft<lb/>
vor, der Hauptmann i&#x017F;t der Truch&#x017F;eß im Tri&#x017F;tan.<lb/>
Das Ma&#x0364;rchen geht am Ende in den Ko&#x0364;nig Dro&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
bart u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">I.</hi> 52.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>26.<lb/><hi rendition="#g">Der himmli&#x017F;che Dre&#x017F;chflegel</hi>.</head><lb/>
          <p>(Aus dem Paderbo&#x0364;rn.) Mu&#x0364;nchhau&#x017F;en hat den<lb/>
Schluß dee Ma&#x0364;rchens gekannt und in &#x017F;einen Rei&#x017F;en<lb/>
S. 53 benutzt. Die mei&#x017F;ten die&#x017F;er volksma&#x0364;ßigen <hi rendition="#g">Lu&#x0364;-<lb/>
gen</hi> &#x017F;ind nicht von die&#x017F;em erfunden, &#x017F;ondern uraltes<lb/>
Gut und brauchen nur in einem andern Ton erza&#x0364;hlt<lb/>
zu werden, um in weitverbreitete Mythen einzugrei-<lb/>
fen; z. B. das Winden eines Seiles aus Spreu ganz<lb/>
u&#x0364;bereinkommend mit dem: <hi rendition="#aq">vinda or &#x017F;andi &#x017F;ima<lb/>
(Harbardsl<supplied>.</supplied></hi> 17,) und dem latein.: <hi rendition="#aq">ex arena funem<lb/>
nectere,</hi> a&#x0364;hnlich der aus Wa&#x017F;&#x017F;er und Wein gedrehten<lb/>
Peit&#x017F;che. Wunderhorn <hi rendition="#aq">II.</hi> 411 aus dem Dietmar&#x017F;en-<lb/>
lied. Vergl. die rabbin. Mythen bei Helwig Nr. 2.<lb/>
und 3.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>27.<lb/><hi rendition="#g">De beiden Ku&#x0364;nigeskinner</hi>.</head><lb/>
          <p>(Aus dem Paderbo&#x0364;rn.) Sehr eigenthu&#x0364;mlich, gut<lb/>
und voll&#x017F;ta&#x0364;ndig aufgefaßt. Verwandt mit dem Lo&#x0364;-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XXVIII/0347] in der Herrauds ok Boſa Saga S. 49 — 51. wo gar Tiſche, Stuͤhle. Meſſer und Becher mit tanzen muͤſ- ſen. Vielleicht ſtammt ſelbſt das Wort Geige von dem dort auch vorkommenden Gygiarſlag (Zau- berſchlag von Gygur, Zauberin, Rieſin. Man hat vom Fandango eine aͤhnliche Erzaͤhlung, Pabſt und Cardinaͤle, die ihn verdammen wollen, muͤſſen ihn anheben und freiſprechen. 25. Der gelernte Jaͤger. (Aus Zwehrn) Die Schuͤtzenkuͤnſte erinnern ſehr an An Bogſweigr — das Aufſchneiden und Tren- nen der Kleider der ſchlafenden Koͤnigstoͤchter, an das Zerſchneiden des Panzers (ſlita bryniu) der Brynhild. — Das Zungen ausſchneiden kommt oft vor, der Hauptmann iſt der Truchſeß im Triſtan. Das Maͤrchen geht am Ende in den Koͤnig Droſſel- bart uͤber I. 52. 26. Der himmliſche Dreſchflegel. (Aus dem Paderboͤrn.) Muͤnchhauſen hat den Schluß dee Maͤrchens gekannt und in ſeinen Reiſen S. 53 benutzt. Die meiſten dieſer volksmaͤßigen Luͤ- gen ſind nicht von dieſem erfunden, ſondern uraltes Gut und brauchen nur in einem andern Ton erzaͤhlt zu werden, um in weitverbreitete Mythen einzugrei- fen; z. B. das Winden eines Seiles aus Spreu ganz uͤbereinkommend mit dem: vinda or ſandi ſima (Harbardsl. 17,) und dem latein.: ex arena funem nectere, aͤhnlich der aus Waſſer und Wein gedrehten Peitſche. Wunderhorn II. 411 aus dem Dietmarſen- lied. Vergl. die rabbin. Mythen bei Helwig Nr. 2. und 3. 27. De beiden Kuͤnigeskinner. (Aus dem Paderboͤrn.) Sehr eigenthuͤmlich, gut und vollſtaͤndig aufgefaßt. Verwandt mit dem Loͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/347
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. XXVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/347>, abgerufen am 29.03.2024.