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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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"Ei! da ist ja mein Schatz, der Frosch, sagte die
Prinzessin, nun weil ich's ihm versprochen habe,
so will ich ihm aufmachen," also stand sie auf,
öffnete ihm ein Bischen die Thüre und legte sich
wieder. Der Frosch hüpfte ihr nach und hüpfte
endlich unten in's Bett zu ihren Füßen und blieb
da liegen, und als die Nacht vorüber war und
der Morgen graute, da sprang er wieder herunter
und fort zur Thüre hinaus. Am andern Abend,
als die Prinzessin wieder im Bett lag, krabbelte
es wieder und sang an der Thüre. Die Prin-
zessin machte auf, und der Frosch lag bis es Tag
werden wollte wieder unten zu ihren Füßen. Am
dritten Abend kam er, wie an den vorigen. "Das
ist aber das letztemal, daß ich dir aufmache, sagte
die Prinzessin, in Zukunft geschiehts nicht mehr."
Da sprang der Frosch unter ihr Kopfkissen und
die Prinzessin schlief ein. Wie sie am Morgen
aufwachte und meinte, der Frosch sollte wieder
forthüpfen, da stand ein schöner junger Prinz vor
ihr, der sagte, daß er der bezauberte Frosch gewe-
sen, und daß sie ihn erlöst hätte, weil sie verspro-
chen sein Schatz zu seyn. Da gingen sie beide
zum König, der gab ihnen seinen Segen und da
ward Hochzeit gehalten. Die zwei andern Schwe-
stern aber ärgerten sich, daß sie den Frosch nicht
zum Schatz genommen hatten.

„Ei! da iſt ja mein Schatz, der Froſch, ſagte die
Prinzeſſin, nun weil ich’s ihm verſprochen habe,
ſo will ich ihm aufmachen,“ alſo ſtand ſie auf,
oͤffnete ihm ein Bischen die Thuͤre und legte ſich
wieder. Der Froſch huͤpfte ihr nach und huͤpfte
endlich unten in’s Bett zu ihren Fuͤßen und blieb
da liegen, und als die Nacht voruͤber war und
der Morgen graute, da ſprang er wieder herunter
und fort zur Thuͤre hinaus. Am andern Abend,
als die Prinzeſſin wieder im Bett lag, krabbelte
es wieder und ſang an der Thuͤre. Die Prin-
zeſſin machte auf, und der Froſch lag bis es Tag
werden wollte wieder unten zu ihren Fuͤßen. Am
dritten Abend kam er, wie an den vorigen. „Das
iſt aber das letztemal, daß ich dir aufmache, ſagte
die Prinzeſſin, in Zukunft geſchiehts nicht mehr.“
Da ſprang der Froſch unter ihr Kopfkiſſen und
die Prinzeſſin ſchlief ein. Wie ſie am Morgen
aufwachte und meinte, der Froſch ſollte wieder
forthuͤpfen, da ſtand ein ſchoͤner junger Prinz vor
ihr, der ſagte, daß er der bezauberte Froſch gewe-
ſen, und daß ſie ihn erloͤſt haͤtte, weil ſie verſpro-
chen ſein Schatz zu ſeyn. Da gingen ſie beide
zum Koͤnig, der gab ihnen ſeinen Segen und da
ward Hochzeit gehalten. Die zwei andern Schwe-
ſtern aber aͤrgerten ſich, daß ſie den Froſch nicht
zum Schatz genommen hatten.

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[93/0114] „Ei! da iſt ja mein Schatz, der Froſch, ſagte die Prinzeſſin, nun weil ich’s ihm verſprochen habe, ſo will ich ihm aufmachen,“ alſo ſtand ſie auf, oͤffnete ihm ein Bischen die Thuͤre und legte ſich wieder. Der Froſch huͤpfte ihr nach und huͤpfte endlich unten in’s Bett zu ihren Fuͤßen und blieb da liegen, und als die Nacht voruͤber war und der Morgen graute, da ſprang er wieder herunter und fort zur Thuͤre hinaus. Am andern Abend, als die Prinzeſſin wieder im Bett lag, krabbelte es wieder und ſang an der Thuͤre. Die Prin- zeſſin machte auf, und der Froſch lag bis es Tag werden wollte wieder unten zu ihren Fuͤßen. Am dritten Abend kam er, wie an den vorigen. „Das iſt aber das letztemal, daß ich dir aufmache, ſagte die Prinzeſſin, in Zukunft geſchiehts nicht mehr.“ Da ſprang der Froſch unter ihr Kopfkiſſen und die Prinzeſſin ſchlief ein. Wie ſie am Morgen aufwachte und meinte, der Froſch ſollte wieder forthuͤpfen, da ſtand ein ſchoͤner junger Prinz vor ihr, der ſagte, daß er der bezauberte Froſch gewe- ſen, und daß ſie ihn erloͤſt haͤtte, weil ſie verſpro- chen ſein Schatz zu ſeyn. Da gingen ſie beide zum Koͤnig, der gab ihnen ſeinen Segen und da ward Hochzeit gehalten. Die zwei andern Schwe- ſtern aber aͤrgerten ſich, daß ſie den Froſch nicht zum Schatz genommen hatten.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/114>, abgerufen am 20.04.2024.