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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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und als er fertig mit ihm war, gab er ihm den
Ranzen wieder voll Kehrdreck und sprach: "geh'
hin und sag' dem Wirth, er sollt' dir dein Gold
wieder herausgeben, sonst wollt' ich kommen und
ihn abholen an deinen Platz." Hans ging hin-
auf und sprach zum Wirth: "du hast mein Gold
gestohlen, gibst du's nicht wieder, so kommst du
in die Hölle an meinen Platz und sollst aussehen,
wie ich." Da gab ihm der Wirth das Gold und
noch mehr dazu und bat ihn nur still davon zu
seyn, und Hans war nun ein reicher Mann.

Hans machte sich auf den Weg heim zu sei-
nem Vater, kaufte sich einen schlechten Linnen-
kittel auf den Leib, ging herum und machte Musik,
denn das hatte er bei dem Teufel in der Hölle ge-
lernt. Es war aber ein alter König im Land,
vor dem mußt' er spielen und der gerieth darüber
in solche Freude, daß er dem Hans seine älteste
Tochter zur Ehe versprach. Als die aber hörte,
daß sie so einen gemeinen Kerl im weißen Kittel
heirathen sollte, sprach sie: eh' ich das thät',
wollt' ich lieber in's tiefste Wasser gehen." Da
gab ihm der König die jüngste Prinzessin, die
wollt's ihrem Vater zu Liebe gern thun, und also
bekam des Teufels rußiger Bruder die Königs-
tochter und als der alte König gestorben war, auch
das ganze Reich.

und als er fertig mit ihm war, gab er ihm den
Ranzen wieder voll Kehrdreck und ſprach: „geh’
hin und ſag’ dem Wirth, er ſollt’ dir dein Gold
wieder herausgeben, ſonſt wollt’ ich kommen und
ihn abholen an deinen Platz.“ Hans ging hin-
auf und ſprach zum Wirth: „du haſt mein Gold
geſtohlen, gibſt du’s nicht wieder, ſo kommſt du
in die Hoͤlle an meinen Platz und ſollſt ausſehen,
wie ich.“ Da gab ihm der Wirth das Gold und
noch mehr dazu und bat ihn nur ſtill davon zu
ſeyn, und Hans war nun ein reicher Mann.

Hans machte ſich auf den Weg heim zu ſei-
nem Vater, kaufte ſich einen ſchlechten Linnen-
kittel auf den Leib, ging herum und machte Muſik,
denn das hatte er bei dem Teufel in der Hoͤlle ge-
lernt. Es war aber ein alter Koͤnig im Land,
vor dem mußt’ er ſpielen und der gerieth daruͤber
in ſolche Freude, daß er dem Hans ſeine aͤlteſte
Tochter zur Ehe verſprach. Als die aber hoͤrte,
daß ſie ſo einen gemeinen Kerl im weißen Kittel
heirathen ſollte, ſprach ſie: eh’ ich das thaͤt’,
wollt’ ich lieber in’s tiefſte Waſſer gehen.“ Da
gab ihm der Koͤnig die juͤngſte Prinzeſſin, die
wollt’s ihrem Vater zu Liebe gern thun, und alſo
bekam des Teufels rußiger Bruder die Koͤnigs-
tochter und als der alte Koͤnig geſtorben war, auch
das ganze Reich.

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[98/0119] und als er fertig mit ihm war, gab er ihm den Ranzen wieder voll Kehrdreck und ſprach: „geh’ hin und ſag’ dem Wirth, er ſollt’ dir dein Gold wieder herausgeben, ſonſt wollt’ ich kommen und ihn abholen an deinen Platz.“ Hans ging hin- auf und ſprach zum Wirth: „du haſt mein Gold geſtohlen, gibſt du’s nicht wieder, ſo kommſt du in die Hoͤlle an meinen Platz und ſollſt ausſehen, wie ich.“ Da gab ihm der Wirth das Gold und noch mehr dazu und bat ihn nur ſtill davon zu ſeyn, und Hans war nun ein reicher Mann. Hans machte ſich auf den Weg heim zu ſei- nem Vater, kaufte ſich einen ſchlechten Linnen- kittel auf den Leib, ging herum und machte Muſik, denn das hatte er bei dem Teufel in der Hoͤlle ge- lernt. Es war aber ein alter Koͤnig im Land, vor dem mußt’ er ſpielen und der gerieth daruͤber in ſolche Freude, daß er dem Hans ſeine aͤlteſte Tochter zur Ehe verſprach. Als die aber hoͤrte, daß ſie ſo einen gemeinen Kerl im weißen Kittel heirathen ſollte, ſprach ſie: eh’ ich das thaͤt’, wollt’ ich lieber in’s tiefſte Waſſer gehen.“ Da gab ihm der Koͤnig die juͤngſte Prinzeſſin, die wollt’s ihrem Vater zu Liebe gern thun, und alſo bekam des Teufels rußiger Bruder die Koͤnigs- tochter und als der alte Koͤnig geſtorben war, auch das ganze Reich.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/119>, abgerufen am 28.03.2024.