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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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Da nahm sie ihn mit in ihr verwünschtes Schlöß-
chen, er mußt' ihr dienen und alle Tage Holz
klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Sil-
ber und die Keile und Säge von Silber und der
Schläger war von Kupfer. Nun da machte er's
klein, blieb bei ihm, hatte sein gutes Essen und
Trinken, sah aber niemand als das bunte Kätz-
chen. Einmal sagte es zu ihm: "geh hin und
mäh meine Wiese und mach das Gras trocken"
und gab ihm von Silber eine Sense und von
Gold einen Wetzstein, hieß ihn aber auch alles
wieder richtig abliefern. Da ging der Hans hin
und that was es geheißen hatte und als er fertig
war und die Sense, den Wetzstein und das Heu
nach Haus brachte, fragte er, ob es ihm noch
nicht seinen Lohn geben wollte. "Nein, sagte die
Katze, du sollst mir erst noch einerlei thun, da ist
Bauholz von Silber, Zimmeraxt, Winkeleisen
und was nöthig ist, alles von Silber, daraus bau
mir erst ein kleines Häuschen." Da baute der
Hans das Häuschen fertig und sagte, er hätte
nun alles gethan und noch kein Pferd; die sieben
Jahre aber waren ihm herumgegangen, wie ein
halbes. Da fragte die Katze: ob er ihre Pferde
sehen wollte?" "Ja," sagte Hans. Da machte
sie ihm das Häuschen auf und weil sie die Thüre
so aufmacht, da stehen zwölf Pferde: ach! die
waren gewesen ganz stolz! die hatten geblänkt und
gespiegelt, daß sich sein Herz im Leib darüber

Da nahm ſie ihn mit in ihr verwuͤnſchtes Schloͤß-
chen, er mußt’ ihr dienen und alle Tage Holz
klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Sil-
ber und die Keile und Saͤge von Silber und der
Schlaͤger war von Kupfer. Nun da machte er’s
klein, blieb bei ihm, hatte ſein gutes Eſſen und
Trinken, ſah aber niemand als das bunte Kaͤtz-
chen. Einmal ſagte es zu ihm: „geh hin und
maͤh meine Wieſe und mach das Gras trocken“
und gab ihm von Silber eine Senſe und von
Gold einen Wetzſtein, hieß ihn aber auch alles
wieder richtig abliefern. Da ging der Hans hin
und that was es geheißen hatte und als er fertig
war und die Senſe, den Wetzſtein und das Heu
nach Haus brachte, fragte er, ob es ihm noch
nicht ſeinen Lohn geben wollte. „Nein, ſagte die
Katze, du ſollſt mir erſt noch einerlei thun, da iſt
Bauholz von Silber, Zimmeraxt, Winkeleiſen
und was noͤthig iſt, alles von Silber, daraus bau
mir erſt ein kleines Haͤuschen.“ Da baute der
Hans das Haͤuschen fertig und ſagte, er haͤtte
nun alles gethan und noch kein Pferd; die ſieben
Jahre aber waren ihm herumgegangen, wie ein
halbes. Da fragte die Katze: ob er ihre Pferde
ſehen wollte?“ „Ja,“ ſagte Hans. Da machte
ſie ihm das Haͤuschen auf und weil ſie die Thuͤre
ſo aufmacht, da ſtehen zwoͤlf Pferde: ach! die
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[117/0138] Da nahm ſie ihn mit in ihr verwuͤnſchtes Schloͤß- chen, er mußt’ ihr dienen und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Sil- ber und die Keile und Saͤge von Silber und der Schlaͤger war von Kupfer. Nun da machte er’s klein, blieb bei ihm, hatte ſein gutes Eſſen und Trinken, ſah aber niemand als das bunte Kaͤtz- chen. Einmal ſagte es zu ihm: „geh hin und maͤh meine Wieſe und mach das Gras trocken“ und gab ihm von Silber eine Senſe und von Gold einen Wetzſtein, hieß ihn aber auch alles wieder richtig abliefern. Da ging der Hans hin und that was es geheißen hatte und als er fertig war und die Senſe, den Wetzſtein und das Heu nach Haus brachte, fragte er, ob es ihm noch nicht ſeinen Lohn geben wollte. „Nein, ſagte die Katze, du ſollſt mir erſt noch einerlei thun, da iſt Bauholz von Silber, Zimmeraxt, Winkeleiſen und was noͤthig iſt, alles von Silber, daraus bau mir erſt ein kleines Haͤuschen.“ Da baute der Hans das Haͤuschen fertig und ſagte, er haͤtte nun alles gethan und noch kein Pferd; die ſieben Jahre aber waren ihm herumgegangen, wie ein halbes. Da fragte die Katze: ob er ihre Pferde ſehen wollte?“ „Ja,“ ſagte Hans. Da machte ſie ihm das Haͤuschen auf und weil ſie die Thuͤre ſo aufmacht, da ſtehen zwoͤlf Pferde: ach! die waren geweſen ganz ſtolz! die hatten geblaͤnkt und geſpiegelt, daß ſich ſein Herz im Leib daruͤber

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/138>, abgerufen am 23.04.2024.