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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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fel fort, ließ sie im Stich und hatte keine Gewalt
mehr über sie, aber die drei behielten das Peitsch-
gen, schlugen Geld hervor, soviel sie wollten, und
lebten vergnügt bis an ihr Ende.

40.
Ferenand getrü un Ferenand ungetrü.

Et was mal en Mann un 'ne Fru west, de
hadden so lange se rick wören kene Kinner, as se
awerst arm woren, da kregen se en kleinen Jun-
gen. Se kunnen awerst kenen Paen dato kregen,
da segde de Mann, he wulle mal na den annern
Ohre (Orte) gahn un tosehn, ob he da enen krege.
Wie he so gink, begegnete ünn en armen Mann,
de frog en, wo he hünne wulle? he segde, he
wulle hünn un tosehn, dat he 'n Paen kriegte, he
sie arm un da wulle ünn ken Minske to Gevaher
stahn. "O, segde de arme Mann, gi sied arm
un ik sie arm, ik will guhe (euer) Gevaher we-
ren; ik sie awerst so arm, ik kann dem Kinne nix
giwen, gahet hen und segget de Bähmoer (Weh-
mutter), se sulle man mit den Kinne na der Ker-
ken kummen." Ase se nu tohaupe na der Kerken
kummet, da is de Bett er schaun darinne, de givt
dem Kinne den Namen: Ferenand getrü.

Wie he ut der Kerken gahet, da segd de
Bettler: "nu gahet man na Hus, ik kann guh

fel fort, ließ ſie im Stich und hatte keine Gewalt
mehr uͤber ſie, aber die drei behielten das Peitſch-
gen, ſchlugen Geld hervor, ſoviel ſie wollten, und
lebten vergnuͤgt bis an ihr Ende.

40.
Ferenand getruͤ un Ferenand ungetruͤ.

Et was mal en Mann un ’ne Fru weſt, de
hadden ſo lange ſe rick woͤren kene Kinner, as ſe
awerſt arm woren, da kregen ſe en kleinen Jun-
gen. Se kunnen awerſt kenen Paen dato kregen,
da ſegde de Mann, he wulle mal na den annern
Ohre (Orte) gahn un toſehn, ob he da enen krege.
Wie he ſo gink, begegnete uͤnn en armen Mann,
de frog en, wo he huͤnne wulle? he ſegde, he
wulle huͤnn un toſehn, dat he ’n Paen kriegte, he
ſie arm un da wulle uͤnn ken Minſke to Gevaher
ſtahn. „O, ſegde de arme Mann, gi ſied arm
un ik ſie arm, ik will guhe (euer) Gevaher we-
ren; ik ſie awerſt ſo arm, ik kann dem Kinne nix
giwen, gahet hen und ſegget de Baͤhmoer (Weh-
mutter), ſe ſulle man mit den Kinne na der Ker-
ken kummen.“ Aſe ſe nu tohaupe na der Kerken
kummet, da is de Bett er ſchaun darinne, de givt
dem Kinne den Namen: Ferenand getruͤ.

Wie he ut der Kerken gahet, da ſegd de
Bettler: „nu gahet man na Hus, ik kann guh

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[204/0225] fel fort, ließ ſie im Stich und hatte keine Gewalt mehr uͤber ſie, aber die drei behielten das Peitſch- gen, ſchlugen Geld hervor, ſoviel ſie wollten, und lebten vergnuͤgt bis an ihr Ende. 40. Ferenand getruͤ un Ferenand ungetruͤ. Et was mal en Mann un ’ne Fru weſt, de hadden ſo lange ſe rick woͤren kene Kinner, as ſe awerſt arm woren, da kregen ſe en kleinen Jun- gen. Se kunnen awerſt kenen Paen dato kregen, da ſegde de Mann, he wulle mal na den annern Ohre (Orte) gahn un toſehn, ob he da enen krege. Wie he ſo gink, begegnete uͤnn en armen Mann, de frog en, wo he huͤnne wulle? he ſegde, he wulle huͤnn un toſehn, dat he ’n Paen kriegte, he ſie arm un da wulle uͤnn ken Minſke to Gevaher ſtahn. „O, ſegde de arme Mann, gi ſied arm un ik ſie arm, ik will guhe (euer) Gevaher we- ren; ik ſie awerſt ſo arm, ik kann dem Kinne nix giwen, gahet hen und ſegget de Baͤhmoer (Weh- mutter), ſe ſulle man mit den Kinne na der Ker- ken kummen.“ Aſe ſe nu tohaupe na der Kerken kummet, da is de Bett er ſchaun darinne, de givt dem Kinne den Namen: Ferenand getruͤ. Wie he ut der Kerken gahet, da ſegd de Bettler: „nu gahet man na Hus, ik kann guh

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/225>, abgerufen am 29.03.2024.