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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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es ist Tag draußen.' Da antwortete sie 'das däucht mich auch, ich meint ich hörte meines Vaters Hörnchen tüten.' 'So bist du ja eine Schweinehirtentochter, dann geh gleich fort, und laß die Königstochter kommen; und sag ihr es sollt ihr widerfahren was ich ihr versprochen hätte, und wenn sie nicht käme, sollte im ganzen Reich alles zerfallen und einstürzen, und kein Stein auf dem andern bleiben.' Als die Königstochter das hörte, fieng sie an zu weinen, es war aber nun nicht anders, sie mußte ihr Versprechen halten. Da nahm sie Abschied von ihrem Vater, steckte ein Messer ein, und gieng zu dem Eisenofen in den Wald hinaus. Wie sie nun angekommen war, hub sie an zu schrappen, und das Eisen gab nach, und wie zwei Stunden vorbei waren, hatte sie schon ein kleines Loch geschabt. Da guckte sie hinein, und sah einen so schönen Königssohn, ach, der glimmerte, daß er ihr recht in der Seele gefiel. Nun da schrappte sie noch weiter fort, und machte das Loch so groß, daß er heraus konnte. Da sprach er 'du bist mein, und ich bin dein, du bist meine Braut, und hast mich erlöst.' Sie bat sich aus daß sie noch einmal dürfte zu ihrem Vater gehen, und der Königssohn erlaubte es ihr, sie sollte aber nicht mehr mit ihrem Vater sprechen als drei Worte, und dann sollte sie wiederkommen. Also gieng sie heim, sie sprach aber mehr als drei Worte, da verschwand alsbald der Eisenofen und war weit weg über gläserne Berge und schneidende Schwerter; doch war der Königssohn erlöst, und nicht mehr darin eingeschlossen. Danach nahm sie Abschied von ihrem Vater, und nahm etwas Geld mit, aber nicht viel, gieng wieder in den großen Wald, und suchte den Eisenofen,

es ist Tag draußen.’ Da antwortete sie ‘das däucht mich auch, ich meint ich hörte meines Vaters Hörnchen tüten.’ ‘So bist du ja eine Schweinehirtentochter, dann geh gleich fort, und laß die Königstochter kommen; und sag ihr es sollt ihr widerfahren was ich ihr versprochen hätte, und wenn sie nicht käme, sollte im ganzen Reich alles zerfallen und einstürzen, und kein Stein auf dem andern bleiben.’ Als die Königstochter das hörte, fieng sie an zu weinen, es war aber nun nicht anders, sie mußte ihr Versprechen halten. Da nahm sie Abschied von ihrem Vater, steckte ein Messer ein, und gieng zu dem Eisenofen in den Wald hinaus. Wie sie nun angekommen war, hub sie an zu schrappen, und das Eisen gab nach, und wie zwei Stunden vorbei waren, hatte sie schon ein kleines Loch geschabt. Da guckte sie hinein, und sah einen so schönen Königssohn, ach, der glimmerte, daß er ihr recht in der Seele gefiel. Nun da schrappte sie noch weiter fort, und machte das Loch so groß, daß er heraus konnte. Da sprach er ‘du bist mein, und ich bin dein, du bist meine Braut, und hast mich erlöst.’ Sie bat sich aus daß sie noch einmal dürfte zu ihrem Vater gehen, und der Königssohn erlaubte es ihr, sie sollte aber nicht mehr mit ihrem Vater sprechen als drei Worte, und dann sollte sie wiederkommen. Also gieng sie heim, sie sprach aber mehr als drei Worte, da verschwand alsbald der Eisenofen und war weit weg über gläserne Berge und schneidende Schwerter; doch war der Königssohn erlöst, und nicht mehr darin eingeschlossen. Danach nahm sie Abschied von ihrem Vater, und nahm etwas Geld mit, aber nicht viel, gieng wieder in den großen Wald, und suchte den Eisenofen,

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[230/0240] es ist Tag draußen.’ Da antwortete sie ‘das däucht mich auch, ich meint ich hörte meines Vaters Hörnchen tüten.’ ‘So bist du ja eine Schweinehirtentochter, dann geh gleich fort, und laß die Königstochter kommen; und sag ihr es sollt ihr widerfahren was ich ihr versprochen hätte, und wenn sie nicht käme, sollte im ganzen Reich alles zerfallen und einstürzen, und kein Stein auf dem andern bleiben.’ Als die Königstochter das hörte, fieng sie an zu weinen, es war aber nun nicht anders, sie mußte ihr Versprechen halten. Da nahm sie Abschied von ihrem Vater, steckte ein Messer ein, und gieng zu dem Eisenofen in den Wald hinaus. Wie sie nun angekommen war, hub sie an zu schrappen, und das Eisen gab nach, und wie zwei Stunden vorbei waren, hatte sie schon ein kleines Loch geschabt. Da guckte sie hinein, und sah einen so schönen Königssohn, ach, der glimmerte, daß er ihr recht in der Seele gefiel. Nun da schrappte sie noch weiter fort, und machte das Loch so groß, daß er heraus konnte. Da sprach er ‘du bist mein, und ich bin dein, du bist meine Braut, und hast mich erlöst.’ Sie bat sich aus daß sie noch einmal dürfte zu ihrem Vater gehen, und der Königssohn erlaubte es ihr, sie sollte aber nicht mehr mit ihrem Vater sprechen als drei Worte, und dann sollte sie wiederkommen. Also gieng sie heim, sie sprach aber mehr als drei Worte, da verschwand alsbald der Eisenofen und war weit weg über gläserne Berge und schneidende Schwerter; doch war der Königssohn erlöst, und nicht mehr darin eingeschlossen. Danach nahm sie Abschied von ihrem Vater, und nahm etwas Geld mit, aber nicht viel, gieng wieder in den großen Wald, und suchte den Eisenofen,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/240>, abgerufen am 29.03.2024.