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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben?
Trommler, Trommler, hör mich an.'

Plötzlich kam ihm das Gedächtnis wieder. 'Ach,' rief er, 'wie habe ich so treulos handeln können, aber der Kuß, den ich meinen Eltern in der Freude meines Herzens auf die rechte Wange gegeben habe, der ist Schuld daran, der hat mich betäubt.' Er sprang auf, nahm die Königstochter bei der Hand, und führte sie zu dem Bett seiner Eltern. 'Das ist meine rechte Braut,' sprach er, 'wenn ich die andere heirathe, so thue ich großes Unrecht.' Die Eltern, als sie hörten wie alles sich zugetragen hatte, willigten ein. Da wurden die Lichter im Saal wieder angezündet, Pauken und Trompeten herbei geholt, die Freunde und Verwandten eingeladen wieder zu kommen, und die wahre Hochzeit ward mit großer Freude gefeiert. Die erste Braut behielt die schönen Kleider zur Entschädigung, und gab sich zufrieden.



hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben?
Trommler, Trommler, hör mich an.’

Plötzlich kam ihm das Gedächtnis wieder. ‘Ach,’ rief er, ‘wie habe ich so treulos handeln können, aber der Kuß, den ich meinen Eltern in der Freude meines Herzens auf die rechte Wange gegeben habe, der ist Schuld daran, der hat mich betäubt.’ Er sprang auf, nahm die Königstochter bei der Hand, und führte sie zu dem Bett seiner Eltern. ‘Das ist meine rechte Braut,’ sprach er, ‘wenn ich die andere heirathe, so thue ich großes Unrecht.’ Die Eltern, als sie hörten wie alles sich zugetragen hatte, willigten ein. Da wurden die Lichter im Saal wieder angezündet, Pauken und Trompeten herbei geholt, die Freunde und Verwandten eingeladen wieder zu kommen, und die wahre Hochzeit ward mit großer Freude gefeiert. Die erste Braut behielt die schönen Kleider zur Entschädigung, und gab sich zufrieden.



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[501/0511] hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben? Trommler, Trommler, hör mich an.’ Plötzlich kam ihm das Gedächtnis wieder. ‘Ach,’ rief er, ‘wie habe ich so treulos handeln können, aber der Kuß, den ich meinen Eltern in der Freude meines Herzens auf die rechte Wange gegeben habe, der ist Schuld daran, der hat mich betäubt.’ Er sprang auf, nahm die Königstochter bei der Hand, und führte sie zu dem Bett seiner Eltern. ‘Das ist meine rechte Braut,’ sprach er, ‘wenn ich die andere heirathe, so thue ich großes Unrecht.’ Die Eltern, als sie hörten wie alles sich zugetragen hatte, willigten ein. Da wurden die Lichter im Saal wieder angezündet, Pauken und Trompeten herbei geholt, die Freunde und Verwandten eingeladen wieder zu kommen, und die wahre Hochzeit ward mit großer Freude gefeiert. Die erste Braut behielt die schönen Kleider zur Entschädigung, und gab sich zufrieden.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/511>, abgerufen am 28.03.2024.