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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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früh, wenn der König auf der Wachtparade ist, so stellt euch hin mitten in die Straße, wo er vorbei kommen muß, nehmt ein großes Fischgarn, und thut als fischtet ihr, und fischt also fort, und schüttet es aus, als wenn ihrs voll hättet,' und sagte ihm auch was er antworten sollte, wenn er vom König gefragt würde. Also stand der Bauer am andern Tag da, und fischte auf einem trockenen Platz. Wie der König vorbei kam und das sah, schickte er seinen Laufer hin, der sollte fragen was der närrische Mann vor hätte. Da gab er zur Antwort 'ich fische.' Fragte der Laufer wie er fischen könnte, es wäre ja kein Wasser da. Sagte der Bauer 'so gut als zwei Ochsen können ein Füllen kriegen, so gut kann ich auch auf dem trockenen Platz fischen.' Der Laufer gieng hin, und brachte dem König die Antwort, da ließ er den Bauer vor sich kommen, und sagte ihm das hätte er nicht von sich, von wem er das hätte? und sollts gleich bekennen. Der Bauer aber wollts nicht thun, und sagte immer Gott bewahr! er hätt es von sich. Sie banden ihn aber auf ein Gebund Stroh, und schlugen und drangsalten ihn so lange, bis ers bekannte, daß ers von der Frau Königin hätte. Als der König nach Haus kam, sagte er zu seiner Frau 'warum bist du so falsch mit mir, ich will dich nicht mehr zur Gemahlin: deine Zeit ist um, geh wieder hin, woher du kommen bist, in dein Bauernhäuschen.' Doch erlaubte er ihr eins, sie sollte sich das Liebste und Beste mitnehmen was sie wüßte, und das sollte ihr Abschied sein. Sie sagte 'ja, lieber Mann, wenn dus so befiehlst, will ich es auch thun,' und fiel über ihn her, und küßte ihn, und sprach sie

früh, wenn der König auf der Wachtparade ist, so stellt euch hin mitten in die Straße, wo er vorbei kommen muß, nehmt ein großes Fischgarn, und thut als fischtet ihr, und fischt also fort, und schüttet es aus, als wenn ihrs voll hättet,’ und sagte ihm auch was er antworten sollte, wenn er vom König gefragt würde. Also stand der Bauer am andern Tag da, und fischte auf einem trockenen Platz. Wie der König vorbei kam und das sah, schickte er seinen Laufer hin, der sollte fragen was der närrische Mann vor hätte. Da gab er zur Antwort ‘ich fische.’ Fragte der Laufer wie er fischen könnte, es wäre ja kein Wasser da. Sagte der Bauer ‘so gut als zwei Ochsen können ein Füllen kriegen, so gut kann ich auch auf dem trockenen Platz fischen.’ Der Laufer gieng hin, und brachte dem König die Antwort, da ließ er den Bauer vor sich kommen, und sagte ihm das hätte er nicht von sich, von wem er das hätte? und sollts gleich bekennen. Der Bauer aber wollts nicht thun, und sagte immer Gott bewahr! er hätt es von sich. Sie banden ihn aber auf ein Gebund Stroh, und schlugen und drangsalten ihn so lange, bis ers bekannte, daß ers von der Frau Königin hätte. Als der König nach Haus kam, sagte er zu seiner Frau ‘warum bist du so falsch mit mir, ich will dich nicht mehr zur Gemahlin: deine Zeit ist um, geh wieder hin, woher du kommen bist, in dein Bauernhäuschen.’ Doch erlaubte er ihr eins, sie sollte sich das Liebste und Beste mitnehmen was sie wüßte, und das sollte ihr Abschied sein. Sie sagte ‘ja, lieber Mann, wenn dus so befiehlst, will ich es auch thun,’ und fiel über ihn her, und küßte ihn, und sprach sie

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[58/0068] früh, wenn der König auf der Wachtparade ist, so stellt euch hin mitten in die Straße, wo er vorbei kommen muß, nehmt ein großes Fischgarn, und thut als fischtet ihr, und fischt also fort, und schüttet es aus, als wenn ihrs voll hättet,’ und sagte ihm auch was er antworten sollte, wenn er vom König gefragt würde. Also stand der Bauer am andern Tag da, und fischte auf einem trockenen Platz. Wie der König vorbei kam und das sah, schickte er seinen Laufer hin, der sollte fragen was der närrische Mann vor hätte. Da gab er zur Antwort ‘ich fische.’ Fragte der Laufer wie er fischen könnte, es wäre ja kein Wasser da. Sagte der Bauer ‘so gut als zwei Ochsen können ein Füllen kriegen, so gut kann ich auch auf dem trockenen Platz fischen.’ Der Laufer gieng hin, und brachte dem König die Antwort, da ließ er den Bauer vor sich kommen, und sagte ihm das hätte er nicht von sich, von wem er das hätte? und sollts gleich bekennen. Der Bauer aber wollts nicht thun, und sagte immer Gott bewahr! er hätt es von sich. Sie banden ihn aber auf ein Gebund Stroh, und schlugen und drangsalten ihn so lange, bis ers bekannte, daß ers von der Frau Königin hätte. Als der König nach Haus kam, sagte er zu seiner Frau ‘warum bist du so falsch mit mir, ich will dich nicht mehr zur Gemahlin: deine Zeit ist um, geh wieder hin, woher du kommen bist, in dein Bauernhäuschen.’ Doch erlaubte er ihr eins, sie sollte sich das Liebste und Beste mitnehmen was sie wüßte, und das sollte ihr Abschied sein. Sie sagte ‘ja, lieber Mann, wenn dus so befiehlst, will ich es auch thun,’ und fiel über ihn her, und küßte ihn, und sprach sie

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/68>, abgerufen am 29.03.2024.