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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

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Stock, mit dem sie die Mäuse verjagen wollte, 'siehst du, so will ich auf ihn losschlagen.' Sie holte aus, traf aber unglücklicherweise den Honigkrug über dem Bette. Der Krug sprang wider die Wand und fiel in Scherben herab, und der schöne Honig floß auf den Boden. 'Da liegt nun die Gans mit den jungen Gänslein,' sagte Heinz, 'und braucht nicht gehütet zu werden. Aber ein Glück ist es, daß mir der Krug nicht auf den Kopf gefallen ist, wie haben alle Ursache mit unserm Schicksal zufrieden zu sein.' Und da er in einer Scherbe noch etwas Honig bemerkte, so langte er danach und sprach ganz vergnügt 'das Restchen, Frau, wollen wir uns noch schmecken lassen und dann nach dem gehabten Schrecken ein wenig ausruhen, was thuts, wenn wir etwas später als gewöhnlich aufstehen, der Tag ist doch noch lang genug.' 'Ja' antwortete Trine, 'man kommt immer noch zu rechter Zeit. Weißt du, die Schnecke war einmal zur Hochzeit eingeladen, machte sich auf den Weg, kam aber zur Kindtaufe an. Vor dem Haus stürzte sie noch über den Zaun und sagte 'eilen thut nicht gut.'



Stock, mit dem sie die Mäuse verjagen wollte, ‘siehst du, so will ich auf ihn losschlagen.’ Sie holte aus, traf aber unglücklicherweise den Honigkrug über dem Bette. Der Krug sprang wider die Wand und fiel in Scherben herab, und der schöne Honig floß auf den Boden. ‘Da liegt nun die Gans mit den jungen Gänslein,’ sagte Heinz, ‘und braucht nicht gehütet zu werden. Aber ein Glück ist es, daß mir der Krug nicht auf den Kopf gefallen ist, wie haben alle Ursache mit unserm Schicksal zufrieden zu sein.’ Und da er in einer Scherbe noch etwas Honig bemerkte, so langte er danach und sprach ganz vergnügt ‘das Restchen, Frau, wollen wir uns noch schmecken lassen und dann nach dem gehabten Schrecken ein wenig ausruhen, was thuts, wenn wir etwas später als gewöhnlich aufstehen, der Tag ist doch noch lang genug.’ ‘Ja’ antwortete Trine, ‘man kommt immer noch zu rechter Zeit. Weißt du, die Schnecke war einmal zur Hochzeit eingeladen, machte sich auf den Weg, kam aber zur Kindtaufe an. Vor dem Haus stürzte sie noch über den Zaun und sagte ‘eilen thut nicht gut.’



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[363/0375] Stock, mit dem sie die Mäuse verjagen wollte, ‘siehst du, so will ich auf ihn losschlagen.’ Sie holte aus, traf aber unglücklicherweise den Honigkrug über dem Bette. Der Krug sprang wider die Wand und fiel in Scherben herab, und der schöne Honig floß auf den Boden. ‘Da liegt nun die Gans mit den jungen Gänslein,’ sagte Heinz, ‘und braucht nicht gehütet zu werden. Aber ein Glück ist es, daß mir der Krug nicht auf den Kopf gefallen ist, wie haben alle Ursache mit unserm Schicksal zufrieden zu sein.’ Und da er in einer Scherbe noch etwas Honig bemerkte, so langte er danach und sprach ganz vergnügt ‘das Restchen, Frau, wollen wir uns noch schmecken lassen und dann nach dem gehabten Schrecken ein wenig ausruhen, was thuts, wenn wir etwas später als gewöhnlich aufstehen, der Tag ist doch noch lang genug.’ ‘Ja’ antwortete Trine, ‘man kommt immer noch zu rechter Zeit. Weißt du, die Schnecke war einmal zur Hochzeit eingeladen, machte sich auf den Weg, kam aber zur Kindtaufe an. Vor dem Haus stürzte sie noch über den Zaun und sagte ‘eilen thut nicht gut.’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/375>, abgerufen am 29.03.2024.