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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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hu, da kam das vierfüßige Gethier dahergerennt mit Gebraus, daß die Erde zitterte; Zaunkönig mit seiner Armee kam auch durch die Luft daher, die schnurrte, schrie und schwärmte daß einem angst und bange ward; und giengen sie da von beiden Seiten an einander. Der Zaunkönig aber schickte die Hornisse hinab, sie sollte sich dem Fuchs unter den Schwanz setzen und aus Leibeskräften stechen. Wie nun der Fuchs den ersten Stich bekam, zuckte er, daß er das eine Bein aufhob, doch ertrug ers und hielt den Schwanz noch in der Höhe: beim zweiten Stich mußt er ihn einen Augenblick herunter lassen: beim dritten aber konnte er sich nicht mehr halten, schrie und nahm den Schwanz zwischen die Beine. Wie das die Thiere sahen, meinten sie alles wäre verloren und fiengen an zu laufen, jeder in seine Höhle: und hatten die Vögel die Schlacht gewonnen.

Da flog der Herr König und die Frau Königin heim zu ihren Kindern, und riefen 'Kinder, seid fröhlich, eßt und trinkt nach Herzenslust, wir haben den Krieg gewonnen.' Die jungen Zaunkönige aber sagten 'noch essen wir nicht, der Bär soll erst vors Nest kommen und Abbitte thun und soll sagen daß wir ehrliche Kinder sind.' Da flog der Zaunkönig vor das Loch des Bären und rief 'Brummbär, du sollst vor das Nest zu meinen Kindern gehen und Abbitte thun und sagen daß sie ehrliche Kinder sind, sonst sollen dir die Rippen im Leib zertreten werden.' Da kroch der Bär in der größten Angst hin und that Abbitte. Jetzt waren die jungen Zaunkönige erst zufrieden, setzten sich zusammen, aßen und tranken und machten sich lustig bis in die späte Nacht hinein.



hu, da kam das vierfüßige Gethier dahergerennt mit Gebraus, daß die Erde zitterte; Zaunkönig mit seiner Armee kam auch durch die Luft daher, die schnurrte, schrie und schwärmte daß einem angst und bange ward; und giengen sie da von beiden Seiten an einander. Der Zaunkönig aber schickte die Hornisse hinab, sie sollte sich dem Fuchs unter den Schwanz setzen und aus Leibeskräften stechen. Wie nun der Fuchs den ersten Stich bekam, zuckte er, daß er das eine Bein aufhob, doch ertrug ers und hielt den Schwanz noch in der Höhe: beim zweiten Stich mußt er ihn einen Augenblick herunter lassen: beim dritten aber konnte er sich nicht mehr halten, schrie und nahm den Schwanz zwischen die Beine. Wie das die Thiere sahen, meinten sie alles wäre verloren und fiengen an zu laufen, jeder in seine Höhle: und hatten die Vögel die Schlacht gewonnen.

Da flog der Herr König und die Frau Königin heim zu ihren Kindern, und riefen ‘Kinder, seid fröhlich, eßt und trinkt nach Herzenslust, wir haben den Krieg gewonnen.’ Die jungen Zaunkönige aber sagten ‘noch essen wir nicht, der Bär soll erst vors Nest kommen und Abbitte thun und soll sagen daß wir ehrliche Kinder sind.’ Da flog der Zaunkönig vor das Loch des Bären und rief ‘Brummbär, du sollst vor das Nest zu meinen Kindern gehen und Abbitte thun und sagen daß sie ehrliche Kinder sind, sonst sollen dir die Rippen im Leib zertreten werden.’ Da kroch der Bär in der größten Angst hin und that Abbitte. Jetzt waren die jungen Zaunkönige erst zufrieden, setzten sich zusammen, aßen und tranken und machten sich lustig bis in die späte Nacht hinein.



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[89/0101] hu, da kam das vierfüßige Gethier dahergerennt mit Gebraus, daß die Erde zitterte; Zaunkönig mit seiner Armee kam auch durch die Luft daher, die schnurrte, schrie und schwärmte daß einem angst und bange ward; und giengen sie da von beiden Seiten an einander. Der Zaunkönig aber schickte die Hornisse hinab, sie sollte sich dem Fuchs unter den Schwanz setzen und aus Leibeskräften stechen. Wie nun der Fuchs den ersten Stich bekam, zuckte er, daß er das eine Bein aufhob, doch ertrug ers und hielt den Schwanz noch in der Höhe: beim zweiten Stich mußt er ihn einen Augenblick herunter lassen: beim dritten aber konnte er sich nicht mehr halten, schrie und nahm den Schwanz zwischen die Beine. Wie das die Thiere sahen, meinten sie alles wäre verloren und fiengen an zu laufen, jeder in seine Höhle: und hatten die Vögel die Schlacht gewonnen. Da flog der Herr König und die Frau Königin heim zu ihren Kindern, und riefen ‘Kinder, seid fröhlich, eßt und trinkt nach Herzenslust, wir haben den Krieg gewonnen.’ Die jungen Zaunkönige aber sagten ‘noch essen wir nicht, der Bär soll erst vors Nest kommen und Abbitte thun und soll sagen daß wir ehrliche Kinder sind.’ Da flog der Zaunkönig vor das Loch des Bären und rief ‘Brummbär, du sollst vor das Nest zu meinen Kindern gehen und Abbitte thun und sagen daß sie ehrliche Kinder sind, sonst sollen dir die Rippen im Leib zertreten werden.’ Da kroch der Bär in der größten Angst hin und that Abbitte. Jetzt waren die jungen Zaunkönige erst zufrieden, setzten sich zusammen, aßen und tranken und machten sich lustig bis in die späte Nacht hinein.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/101>, abgerufen am 23.04.2024.