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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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er gewonnen hat.' Der König ließ ihn vor sich fordern, und er erschien und hatte wieder sein Hütchen auf dem Kopf. Aber die Königstochter gieng auf ihn zu und nahm es ihm ab, und da fielen seine goldenen Haare über die Schultern, und er war so schön, daß alle erstaunten. 'Bist du der Ritter gewesen, der jeden Tag zu dem Fest gekommen ist, immer in einer andern Farbe, und der die drei goldenen Äpfel gefangen hat?' fragte der König. 'Ja' antwortete er, 'und da sind die Äpfel,' holte sie aus seiner Tasche und reichte sie dem König. 'Wenn ihr noch mehr Beweise verlangt, so könnt ihr die Wunde sehen, die mir eure Leute geschlagen haben, als sie mich verfolgten. Aber ich bin auch der Ritter, der euch zum Sieg über die Feinde geholfen hat.' 'Wenn du solche Thaten verrichten kannst, so bist du kein Gärtnerjunge: sage mir, wer ist dein Vater?' 'Mein Vater ist ein mächtiger König und Goldes habe ich die Fülle und so viel ich nur verlange.' 'Jch sehe wohl,' sprach der König, 'ich bin dir Dank schuldig, kann ich dir etwas zu Gefallen thun?' 'Ja' antwortete er, 'das könnt ihr wohl, gebt mir eure Tochter zur Frau.' Da lachte die Jungfrau und sprach 'der macht keine Umstände, aber ich habe schon an seinen goldenen Haaren gesehen daß er kein Gärtnerjunge ist:' gieng dann hin und küßte ihn. Zu der Vermählung kam sein Vater und seine Mutter und waren in großer Freude, denn sie hatten schon alle Hoffnung aufgegeben ihren lieben Sohn wieder zu sehen. Und als sie an der Hochzeitstafel saßen, da schwieg auf einmal die Musik, die Thüren giengen auf und ein stolzer König trat herein mit großem Gefolge. Er gieng auf den Jüngling zu, umarmte ihn und sprach 'ich bin der Eisenhans, und war in einen wilden Mann verwünscht, aber du hast mich erlöst. Alle Schätze, die ich besitze, die sollen dein Eigenthum sein.'



er gewonnen hat.’ Der König ließ ihn vor sich fordern, und er erschien und hatte wieder sein Hütchen auf dem Kopf. Aber die Königstochter gieng auf ihn zu und nahm es ihm ab, und da fielen seine goldenen Haare über die Schultern, und er war so schön, daß alle erstaunten. ‘Bist du der Ritter gewesen, der jeden Tag zu dem Fest gekommen ist, immer in einer andern Farbe, und der die drei goldenen Äpfel gefangen hat?’ fragte der König. ‘Ja’ antwortete er, ‘und da sind die Äpfel,’ holte sie aus seiner Tasche und reichte sie dem König. ‘Wenn ihr noch mehr Beweise verlangt, so könnt ihr die Wunde sehen, die mir eure Leute geschlagen haben, als sie mich verfolgten. Aber ich bin auch der Ritter, der euch zum Sieg über die Feinde geholfen hat.’ ‘Wenn du solche Thaten verrichten kannst, so bist du kein Gärtnerjunge: sage mir, wer ist dein Vater?’ ‘Mein Vater ist ein mächtiger König und Goldes habe ich die Fülle und so viel ich nur verlange.’ ‘Jch sehe wohl,’ sprach der König, ‘ich bin dir Dank schuldig, kann ich dir etwas zu Gefallen thun?’ ‘Ja’ antwortete er, ‘das könnt ihr wohl, gebt mir eure Tochter zur Frau.’ Da lachte die Jungfrau und sprach ‘der macht keine Umstände, aber ich habe schon an seinen goldenen Haaren gesehen daß er kein Gärtnerjunge ist:’ gieng dann hin und küßte ihn. Zu der Vermählung kam sein Vater und seine Mutter und waren in großer Freude, denn sie hatten schon alle Hoffnung aufgegeben ihren lieben Sohn wieder zu sehen. Und als sie an der Hochzeitstafel saßen, da schwieg auf einmal die Musik, die Thüren giengen auf und ein stolzer König trat herein mit großem Gefolge. Er gieng auf den Jüngling zu, umarmte ihn und sprach ‘ich bin der Eisenhans, und war in einen wilden Mann verwünscht, aber du hast mich erlöst. Alle Schätze, die ich besitze, die sollen dein Eigenthum sein.’



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[250/0262] er gewonnen hat.’ Der König ließ ihn vor sich fordern, und er erschien und hatte wieder sein Hütchen auf dem Kopf. Aber die Königstochter gieng auf ihn zu und nahm es ihm ab, und da fielen seine goldenen Haare über die Schultern, und er war so schön, daß alle erstaunten. ‘Bist du der Ritter gewesen, der jeden Tag zu dem Fest gekommen ist, immer in einer andern Farbe, und der die drei goldenen Äpfel gefangen hat?’ fragte der König. ‘Ja’ antwortete er, ‘und da sind die Äpfel,’ holte sie aus seiner Tasche und reichte sie dem König. ‘Wenn ihr noch mehr Beweise verlangt, so könnt ihr die Wunde sehen, die mir eure Leute geschlagen haben, als sie mich verfolgten. Aber ich bin auch der Ritter, der euch zum Sieg über die Feinde geholfen hat.’ ‘Wenn du solche Thaten verrichten kannst, so bist du kein Gärtnerjunge: sage mir, wer ist dein Vater?’ ‘Mein Vater ist ein mächtiger König und Goldes habe ich die Fülle und so viel ich nur verlange.’ ‘Jch sehe wohl,’ sprach der König, ‘ich bin dir Dank schuldig, kann ich dir etwas zu Gefallen thun?’ ‘Ja’ antwortete er, ‘das könnt ihr wohl, gebt mir eure Tochter zur Frau.’ Da lachte die Jungfrau und sprach ‘der macht keine Umstände, aber ich habe schon an seinen goldenen Haaren gesehen daß er kein Gärtnerjunge ist:’ gieng dann hin und küßte ihn. Zu der Vermählung kam sein Vater und seine Mutter und waren in großer Freude, denn sie hatten schon alle Hoffnung aufgegeben ihren lieben Sohn wieder zu sehen. Und als sie an der Hochzeitstafel saßen, da schwieg auf einmal die Musik, die Thüren giengen auf und ein stolzer König trat herein mit großem Gefolge. Er gieng auf den Jüngling zu, umarmte ihn und sprach ‘ich bin der Eisenhans, und war in einen wilden Mann verwünscht, aber du hast mich erlöst. Alle Schätze, die ich besitze, die sollen dein Eigenthum sein.’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/262>, abgerufen am 23.04.2024.