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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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Kehrdreck und sprach 'geh hin, und sage dem Wirth er sollte dir dein Gold wieder herausgeben, sonst wollt ich kommen und ihn abholen, und er sollte an deinem Platz das Feuer schüren.' Hans gieng hinauf und sprach zum Wirth 'du hast mein Gold gestohlen, gibst dus nicht wieder, so kommst du in die Hölle an meinen Platz, und sollst aussehen so gräulich wie ich.' Da gab ihm der Wirth das Gold und noch mehr dazu, und bat ihn nur still davon zu sein; und Hans war nun ein reicher Mann.

Hans machte sich auf den Weg heim zu seinem Vater, kaufte sich einen schlechten Linnenkittel auf den Leib, gieng herum und machte Musik, denn das hatte er bei dem Teufel in der Hölle gelernt. Es war aber ein alter König im Land, vor dem mußt er spielen, und der gerieth darüber in solche Freude, daß er dem Hans seine älteste Tochter zur Ehe versprach. Als die aber hörte daß sie so einen gemeinen Kerl im weißen Kittel heirathen sollte, sprach sie 'eh ich das thät, wollt ich lieber ins tiefste Wasser gehen.' Da gab ihm der König die jüngste, die wollts ihrem Vater zu Liebe gerne thun; und also bekam des Teufels rußiger Bruder die Königstochter und als der alte König gestorben war auch das ganze Reich.



Kehrdreck und sprach ‘geh hin, und sage dem Wirth er sollte dir dein Gold wieder herausgeben, sonst wollt ich kommen und ihn abholen, und er sollte an deinem Platz das Feuer schüren.’ Hans gieng hinauf und sprach zum Wirth ‘du hast mein Gold gestohlen, gibst dus nicht wieder, so kommst du in die Hölle an meinen Platz, und sollst aussehen so gräulich wie ich.’ Da gab ihm der Wirth das Gold und noch mehr dazu, und bat ihn nur still davon zu sein; und Hans war nun ein reicher Mann.

Hans machte sich auf den Weg heim zu seinem Vater, kaufte sich einen schlechten Linnenkittel auf den Leib, gieng herum und machte Musik, denn das hatte er bei dem Teufel in der Hölle gelernt. Es war aber ein alter König im Land, vor dem mußt er spielen, und der gerieth darüber in solche Freude, daß er dem Hans seine älteste Tochter zur Ehe versprach. Als die aber hörte daß sie so einen gemeinen Kerl im weißen Kittel heirathen sollte, sprach sie ‘eh ich das thät, wollt ich lieber ins tiefste Wasser gehen.’ Da gab ihm der König die jüngste, die wollts ihrem Vater zu Liebe gerne thun; und also bekam des Teufels rußiger Bruder die Königstochter und als der alte König gestorben war auch das ganze Reich.



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[80/0092] Kehrdreck und sprach ‘geh hin, und sage dem Wirth er sollte dir dein Gold wieder herausgeben, sonst wollt ich kommen und ihn abholen, und er sollte an deinem Platz das Feuer schüren.’ Hans gieng hinauf und sprach zum Wirth ‘du hast mein Gold gestohlen, gibst dus nicht wieder, so kommst du in die Hölle an meinen Platz, und sollst aussehen so gräulich wie ich.’ Da gab ihm der Wirth das Gold und noch mehr dazu, und bat ihn nur still davon zu sein; und Hans war nun ein reicher Mann. Hans machte sich auf den Weg heim zu seinem Vater, kaufte sich einen schlechten Linnenkittel auf den Leib, gieng herum und machte Musik, denn das hatte er bei dem Teufel in der Hölle gelernt. Es war aber ein alter König im Land, vor dem mußt er spielen, und der gerieth darüber in solche Freude, daß er dem Hans seine älteste Tochter zur Ehe versprach. Als die aber hörte daß sie so einen gemeinen Kerl im weißen Kittel heirathen sollte, sprach sie ‘eh ich das thät, wollt ich lieber ins tiefste Wasser gehen.’ Da gab ihm der König die jüngste, die wollts ihrem Vater zu Liebe gerne thun; und also bekam des Teufels rußiger Bruder die Königstochter und als der alte König gestorben war auch das ganze Reich.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/92>, abgerufen am 25.04.2024.