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Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.

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daß sie einen alten Namen wieder zu Ehren gebracht und
durch ihren sittlichen Wandel dabei erhalten haben. -- Gleich
wie wir aber schon hinter aller jener Verderbniß den besse-
ren Ursprung sehen, so soll auch die nun erwachsene Critik
die Wahrheit der Poesie und Geschichte in der oft zerflossenen
Sage wieder suchen und die Spanier und Deutsche nachah-
men, bei denen der rechte Sinn von "hablar" und "sagen"
wohl behalten worden ist.
S. 129. Z. 2. Unter den Städten des Meisterg. hätte vor
andern auch Eßlingen namentliche Erwähnung verdient, allwo
der Daniel Holzmann Schule gehalten, (Eschenburg Denkm.
378.) und wobei einem der alte Schulmeister von Eßlingen
einfallen darf, ungeachtet dessen Amt eine doppelte Ausle-
gung hat und der Ort auch der in Oestreich seyn kann.
S. 133. Z. 9. Einen lebhaften Beleg, daß die Volkspoesie
wieder an den Höfen des 16ten Jahrh. geliebt geworden,
kann der lustige Schwank vom Sänger Grünenwald geben,
den Wikram im Rollwagenbüchlein so gut berichtet. Ver-
muthlich ist das Lied im Wunderh. 3. 147. von demselben.
S. 138. A. 135. Diese Ungewißheit begreift auch weniger die
Reimchronisten als viele Spruch- und Fabliauxdichter, z. B.
den Kaufringer, Joh. von Nürnberg, Jacob Appet, (der in
dem Roman von Reinfried von Braunschweig fast eben so
wie in der Erz. von der Weiber List angeführt wird) u. s. w.
S. 157. Z. 16. Die Fortdauer der gelehrteren Cammern noch
jetzt in Flandern beweist folgendes so eben zu Courtray her-
ausgekommene Buch: het nut van de vrede, in dry ver-
scheide dichten, bekroond in de Vergaadering van den
19 Augusty 1810. door de maatschappy van rhetorica met
ken -- zin: vrede-minnaars binnen Kortryk. 28. S. 8.
S. 159. Z. 18. Zu den angeführten Comödienschreibern (außer-
halb des Meisterges.) gehören besonders noch Puschmann und
Georg Hager, muthmaßlich hat auch die literarisch bekannt
gewordene Comödie von der Singschule einen Meister zum
Verfasser.

daß ſie einen alten Namen wieder zu Ehren gebracht und
durch ihren ſittlichen Wandel dabei erhalten haben. — Gleich
wie wir aber ſchon hinter aller jener Verderbniß den beſſe-
ren Urſprung ſehen, ſo ſoll auch die nun erwachſene Critik
die Wahrheit der Poeſie und Geſchichte in der oft zerfloſſenen
Sage wieder ſuchen und die Spanier und Deutſche nachah-
men, bei denen der rechte Sinn von „hablar“ und „ſagen“
wohl behalten worden iſt.
S. 129. Z. 2. Unter den Staͤdten des Meiſterg. haͤtte vor
andern auch Eßlingen namentliche Erwaͤhnung verdient, allwo
der Daniel Holzmann Schule gehalten, (Eſchenburg Denkm.
378.) und wobei einem der alte Schulmeiſter von Eßlingen
einfallen darf, ungeachtet deſſen Amt eine doppelte Ausle-
gung hat und der Ort auch der in Oeſtreich ſeyn kann.
S. 133. Z. 9. Einen lebhaften Beleg, daß die Volkspoeſie
wieder an den Hoͤfen des 16ten Jahrh. geliebt geworden,
kann der luſtige Schwank vom Saͤnger Gruͤnenwald geben,
den Wikram im Rollwagenbuͤchlein ſo gut berichtet. Ver-
muthlich iſt das Lied im Wunderh. 3. 147. von demſelben.
S. 138. A. 135. Dieſe Ungewißheit begreift auch weniger die
Reimchroniſten als viele Spruch- und Fabliauxdichter, z. B.
den Kaufringer, Joh. von Nuͤrnberg, Jacob Appet, (der in
dem Roman von Reinfried von Braunſchweig faſt eben ſo
wie in der Erz. von der Weiber Liſt angefuͤhrt wird) u. ſ. w.
S. 157. Z. 16. Die Fortdauer der gelehrteren Cammern noch
jetzt in Flandern beweiſt folgendes ſo eben zu Courtray her-
ausgekommene Buch: het nut van de vrede, in dry ver-
scheide dichten, bekroond in de Vergaadering van den
19 Augusty 1810. door de maatschappy van rhetorica met
ken — zin: vrede-minnaars binnen Kortryk. 28. S. 8.
S. 159. Z. 18. Zu den angefuͤhrten Comoͤdienſchreibern (außer-
halb des Meiſtergeſ.) gehoͤren beſonders noch Puſchmann und
Georg Hager, muthmaßlich hat auch die literariſch bekannt
gewordene Comoͤdie von der Singſchule einen Meiſter zum
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[187/0197] daß ſie einen alten Namen wieder zu Ehren gebracht und durch ihren ſittlichen Wandel dabei erhalten haben. — Gleich wie wir aber ſchon hinter aller jener Verderbniß den beſſe- ren Urſprung ſehen, ſo ſoll auch die nun erwachſene Critik die Wahrheit der Poeſie und Geſchichte in der oft zerfloſſenen Sage wieder ſuchen und die Spanier und Deutſche nachah- men, bei denen der rechte Sinn von „hablar“ und „ſagen“ wohl behalten worden iſt. S. 129. Z. 2. Unter den Staͤdten des Meiſterg. haͤtte vor andern auch Eßlingen namentliche Erwaͤhnung verdient, allwo der Daniel Holzmann Schule gehalten, (Eſchenburg Denkm. 378.) und wobei einem der alte Schulmeiſter von Eßlingen einfallen darf, ungeachtet deſſen Amt eine doppelte Ausle- gung hat und der Ort auch der in Oeſtreich ſeyn kann. S. 133. Z. 9. Einen lebhaften Beleg, daß die Volkspoeſie wieder an den Hoͤfen des 16ten Jahrh. geliebt geworden, kann der luſtige Schwank vom Saͤnger Gruͤnenwald geben, den Wikram im Rollwagenbuͤchlein ſo gut berichtet. Ver- muthlich iſt das Lied im Wunderh. 3. 147. von demſelben. S. 138. A. 135. Dieſe Ungewißheit begreift auch weniger die Reimchroniſten als viele Spruch- und Fabliauxdichter, z. B. den Kaufringer, Joh. von Nuͤrnberg, Jacob Appet, (der in dem Roman von Reinfried von Braunſchweig faſt eben ſo wie in der Erz. von der Weiber Liſt angefuͤhrt wird) u. ſ. w. S. 157. Z. 16. Die Fortdauer der gelehrteren Cammern noch jetzt in Flandern beweiſt folgendes ſo eben zu Courtray her- ausgekommene Buch: het nut van de vrede, in dry ver- scheide dichten, bekroond in de Vergaadering van den 19 Augusty 1810. door de maatschappy van rhetorica met ken — zin: vrede-minnaars binnen Kortryk. 28. S. 8. S. 159. Z. 18. Zu den angefuͤhrten Comoͤdienſchreibern (außer- halb des Meiſtergeſ.) gehoͤren beſonders noch Puſchmann und Georg Hager, muthmaßlich hat auch die literariſch bekannt gewordene Comoͤdie von der Singſchule einen Meiſter zum Verfaſſer.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_meistergesang_1811/197>, abgerufen am 28.03.2024.