Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Mühle zu Mühle fliesst die Lauterbach unterhalb Schönberg nach dem eine halbe Stunde entfernten Städtchen Bensheim, und tritt, dieses durchfliessend, in die Ebene hinaus. Hier aber verliert sie ihren Namen, und fliesst als Ziegelbach zwischen der Bergstrasse und dem alten Neckarufer bei Schwanheim und Rodau in einem nördlichen Bogen nach Langwaden. Von dort zieht sie in kleinen Krümmungen und in nordwestlicher Richtung unter dem Namen Winkelbach nach Gernsheim, wo sie sich in den Rhein ergiesst.



V.
Das Gebiet der Weschnitz.
Lindenfels, Birkenau.


In der Nähe des hochgelegenen Dorfes Hammelbach zieht die Hauptschneeschmelze des Odenwaldes vorbei, und an diese schliesst sich hier die Höhenreihe an, welche das Weschnitzgebiet von dem der in den Neckar fliessenden Laxbach scheidet. In dem westlichen Winkel dieser beiden Höhenzüge entspringt die Weschnitz in der Nähe eines gleichnamigen Dorfes.

Der Name Weschnitz hiess früher Wisgoz, und sie kommt unter diesem häufig in den Urkunden des Klosters Lorsch vor. Man vermuthete, dass sie den Namen Wisgoz, Wiese Gottes, von dem Kloster und der Kirche erhalten, welche auf dem Wiesengelände und zwar auf einer von den Armen der Weschnitz umschlossenen Insel lagen, erhalten habe, indem die zu dem Gotteshause gehörigen Wiesen zuerst diesen Namen erhalten, und von dem Wiesenland sei er dann auch auf das dasselbe bewässernde Flüsschen übergegangen. Soll diess wirklich der Fall sein, so kann der Name jedoch nicht von dem Kloster herrühren, denn in der Urkunde, wodurch Graf Cancor und seine Mutter Williswinda im

Von Mühle zu Mühle fliesst die Lauterbach unterhalb Schönberg nach dem eine halbe Stunde entfernten Städtchen Bensheim, und tritt, dieses durchfliessend, in die Ebene hinaus. Hier aber verliert sie ihren Namen, und fliesst als Ziegelbach zwischen der Bergstrasse und dem alten Neckarufer bei Schwanheim und Rodau in einem nördlichen Bogen nach Langwaden. Von dort zieht sie in kleinen Krümmungen und in nordwestlicher Richtung unter dem Namen Winkelbach nach Gernsheim, wo sie sich in den Rhein ergiesst.



V.
Das Gebiet der Weschnitz.
Lindenfels, Birkenau.


In der Nähe des hochgelegenen Dorfes Hammelbach zieht die Hauptschneeschmelze des Odenwaldes vorbei, und an diese schliesst sich hier die Höhenreihe an, welche das Weschnitzgebiet von dem der in den Neckar fliessenden Laxbach scheidet. In dem westlichen Winkel dieser beiden Höhenzüge entspringt die Weschnitz in der Nähe eines gleichnamigen Dorfes.

Der Name Weschnitz hiess früher Wisgoz, und sie kommt unter diesem häufig in den Urkunden des Klosters Lorsch vor. Man vermuthete, dass sie den Namen Wisgoz, Wiese Gottes, von dem Kloster und der Kirche erhalten, welche auf dem Wiesengelände und zwar auf einer von den Armen der Weschnitz umschlossenen Insel lagen, erhalten habe, indem die zu dem Gotteshause gehörigen Wiesen zuerst diesen Namen erhalten, und von dem Wiesenland sei er dann auch auf das dasselbe bewässernde Flüsschen übergegangen. Soll diess wirklich der Fall sein, so kann der Name jedoch nicht von dem Kloster herrühren, denn in der Urkunde, wodurch Graf Cancor und seine Mutter Williswinda im

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0052" n="52"/>
          <p>Von Mühle zu Mühle fliesst die Lauterbach unterhalb Schönberg nach dem eine halbe Stunde entfernten Städtchen Bensheim, und tritt, dieses durchfliessend, in die Ebene hinaus. Hier aber verliert sie ihren Namen, und fliesst als <hi rendition="#g">Ziegelbach</hi> zwischen der Bergstrasse und dem alten Neckarufer bei <hi rendition="#g">Schwanheim</hi> und <hi rendition="#g">Rodau</hi> in einem nördlichen Bogen nach <hi rendition="#g">Langwaden</hi>. Von dort zieht sie in kleinen Krümmungen und in nordwestlicher Richtung unter dem Namen <hi rendition="#g">Winkelbach</hi> nach <hi rendition="#g">Gernsheim</hi>, wo sie sich in den Rhein ergiesst.</p>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">V.<lb/>
Das Gebiet der Weschnitz.<lb/>
Lindenfels, Birkenau.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#in">I</hi>n der Nähe des hochgelegenen Dorfes <hi rendition="#g">Hammelbach</hi> zieht die Hauptschneeschmelze des Odenwaldes vorbei, und an diese schliesst sich hier die Höhenreihe an, welche das Weschnitzgebiet von dem der in den Neckar fliessenden Laxbach scheidet. In dem westlichen Winkel dieser beiden Höhenzüge entspringt die Weschnitz in der Nähe eines gleichnamigen Dorfes.</p>
          <p>Der Name Weschnitz hiess früher <hi rendition="#g">Wisgoz</hi>, und sie kommt unter diesem häufig in den Urkunden des Klosters Lorsch vor. Man vermuthete, dass sie den Namen Wisgoz, Wiese Gottes, von dem Kloster und der Kirche erhalten, welche auf dem Wiesengelände und zwar auf einer von den Armen der Weschnitz umschlossenen Insel lagen, erhalten habe, indem die zu dem Gotteshause gehörigen Wiesen zuerst diesen Namen erhalten, und von dem Wiesenland sei er dann auch auf das dasselbe bewässernde Flüsschen übergegangen. Soll diess wirklich der Fall sein, so kann der Name jedoch nicht von dem Kloster herrühren, denn in der Urkunde, wodurch Graf Cancor und seine Mutter Williswinda im
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0052] Von Mühle zu Mühle fliesst die Lauterbach unterhalb Schönberg nach dem eine halbe Stunde entfernten Städtchen Bensheim, und tritt, dieses durchfliessend, in die Ebene hinaus. Hier aber verliert sie ihren Namen, und fliesst als Ziegelbach zwischen der Bergstrasse und dem alten Neckarufer bei Schwanheim und Rodau in einem nördlichen Bogen nach Langwaden. Von dort zieht sie in kleinen Krümmungen und in nordwestlicher Richtung unter dem Namen Winkelbach nach Gernsheim, wo sie sich in den Rhein ergiesst. V. Das Gebiet der Weschnitz. Lindenfels, Birkenau. In der Nähe des hochgelegenen Dorfes Hammelbach zieht die Hauptschneeschmelze des Odenwaldes vorbei, und an diese schliesst sich hier die Höhenreihe an, welche das Weschnitzgebiet von dem der in den Neckar fliessenden Laxbach scheidet. In dem westlichen Winkel dieser beiden Höhenzüge entspringt die Weschnitz in der Nähe eines gleichnamigen Dorfes. Der Name Weschnitz hiess früher Wisgoz, und sie kommt unter diesem häufig in den Urkunden des Klosters Lorsch vor. Man vermuthete, dass sie den Namen Wisgoz, Wiese Gottes, von dem Kloster und der Kirche erhalten, welche auf dem Wiesengelände und zwar auf einer von den Armen der Weschnitz umschlossenen Insel lagen, erhalten habe, indem die zu dem Gotteshause gehörigen Wiesen zuerst diesen Namen erhalten, und von dem Wiesenland sei er dann auch auf das dasselbe bewässernde Flüsschen übergegangen. Soll diess wirklich der Fall sein, so kann der Name jedoch nicht von dem Kloster herrühren, denn in der Urkunde, wodurch Graf Cancor und seine Mutter Williswinda im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-11T17:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-11T17:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-11T17:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/52
Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/52>, abgerufen am 29.03.2024.