Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

In der Ruhe, welche die Stadt im sechzehnten Jahrhundert genoss, blühte sie auf, und es herrschte grosse Gewerbthätigkeit darin; besonders waren ihre Tuchmacher, ihre Waffen-, Messer- und Klingenschmiede in gutem Rufe.

Als im Jahre 1563 "die Pest" in Heidelberg und der Umgegend um sich griff, verlegte der Kurfürst Friederich III. seinen Hofstaat hierher.

Ihre Schicksale im dreissigjährigen Kriege haben wir schon S. 69 erwähnt, wesshalb wir sie hier übergehen.

So lange sie unter Pfälzischer Regierung stand, war sie der Sitz eines sehr ausgedehnten Oberamtes. Wir finden in dem Verzeichnisse der Fannt- und Amtleute von 1434 viele aus den angesehensten Familien, z. B. der Schenke zu Erbach, Rüde von Kollenberg, Landschaden von Steinach, von Sickingen, Hutten, von der Lippe, Adelsheim, Wieser und Sturmfeder.

In der Gemarkung, zu der auch sehr ausgedehnte und treffliche Waldungen gehören, wird auch Weinbau getrieben, und der sog. Henschelberger (von Hänsel- oder Johannisberg) gehört zu den bessern Neckarweinen.

Nach einem weitern Laufe von einer halben Stunde ergiesst sich die Elz bei Neckarelz in den Neckar. Der Weg dahin führt zwischen einer Allee von edeln Obstbäumen; ein anmuthiger Pfad zieht über die Wiesen. Das Thal dahin trägt allenthalben Spuren rühriger Thätigkeit. Die Runkelrübenzuckerfabrik, welche an der Stelle gegründet werden sollte, wo ehedem das Salzwerk stand, ist in ihrem Entstehen schon wieder untergegangen. Dagegen besteht in der Nähe eine Papiermühle, die in gutem Betriebe steht.



In der Ruhe, welche die Stadt im sechzehnten Jahrhundert genoss, blühte sie auf, und es herrschte grosse Gewerbthätigkeit darin; besonders waren ihre Tuchmacher, ihre Waffen-, Messer- und Klingenschmiede in gutem Rufe.

Als im Jahre 1563 „die Pest“ in Heidelberg und der Umgegend um sich griff, verlegte der Kurfürst Friederich III. seinen Hofstaat hierher.

Ihre Schicksale im dreissigjährigen Kriege haben wir schon S. 69 erwähnt, wesshalb wir sie hier übergehen.

So lange sie unter Pfälzischer Regierung stand, war sie der Sitz eines sehr ausgedehnten Oberamtes. Wir finden in dem Verzeichnisse der Fannt- und Amtleute von 1434 viele aus den angesehensten Familien, z. B. der Schenke zu Erbach, Rüde von Kollenberg, Landschaden von Steinach, von Sickingen, Hutten, von der Lippe, Adelsheim, Wieser und Sturmfeder.

In der Gemarkung, zu der auch sehr ausgedehnte und treffliche Waldungen gehören, wird auch Weinbau getrieben, und der sog. Henschelberger (von Hänsel- oder Johannisberg) gehört zu den bessern Neckarweinen.

Nach einem weitern Laufe von einer halben Stunde ergiesst sich die Elz bei Neckarelz in den Neckar. Der Weg dahin führt zwischen einer Allee von edeln Obstbäumen; ein anmuthiger Pfad zieht über die Wiesen. Das Thal dahin trägt allenthalben Spuren rühriger Thätigkeit. Die Runkelrübenzuckerfabrik, welche an der Stelle gegründet werden sollte, wo ehedem das Salzwerk stand, ist in ihrem Entstehen schon wieder untergegangen. Dagegen besteht in der Nähe eine Papiermühle, die in gutem Betriebe steht.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0080" n="80"/>
          <p>In der Ruhe, welche die Stadt im sechzehnten Jahrhundert genoss, blühte sie auf, und es herrschte grosse Gewerbthätigkeit darin; besonders waren ihre Tuchmacher, ihre Waffen-, Messer- und Klingenschmiede in gutem Rufe.</p>
          <p>Als im Jahre 1563 &#x201E;die Pest&#x201C; in Heidelberg und der Umgegend um sich griff, verlegte der Kurfürst Friederich III. seinen Hofstaat hierher.</p>
          <p>Ihre Schicksale im dreissigjährigen Kriege haben wir schon S. 69 erwähnt, wesshalb wir sie hier übergehen.</p>
          <p>So lange sie unter Pfälzischer Regierung stand, war sie der Sitz eines sehr ausgedehnten Oberamtes. Wir finden in dem Verzeichnisse der Fannt- und Amtleute von 1434 viele aus den angesehensten Familien, z. B. der Schenke zu Erbach, Rüde von Kollenberg, Landschaden von Steinach, von Sickingen, Hutten, von der Lippe, Adelsheim, Wieser und Sturmfeder.</p>
          <p>In der Gemarkung, zu der auch sehr ausgedehnte und treffliche Waldungen gehören, wird auch Weinbau getrieben, und der sog. Henschelberger (von Hänsel- oder Johannisberg) gehört zu den bessern Neckarweinen.</p>
          <p>Nach einem weitern Laufe von einer halben Stunde ergiesst sich die Elz bei Neckarelz in den Neckar. Der Weg dahin führt zwischen einer Allee von edeln Obstbäumen; ein anmuthiger Pfad zieht über die Wiesen. Das Thal dahin trägt allenthalben Spuren rühriger Thätigkeit. Die Runkelrübenzuckerfabrik, welche an der Stelle gegründet werden sollte, wo ehedem das Salzwerk stand, ist in ihrem Entstehen schon wieder untergegangen. Dagegen besteht in der Nähe eine Papiermühle, die in gutem Betriebe steht.</p>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0080] In der Ruhe, welche die Stadt im sechzehnten Jahrhundert genoss, blühte sie auf, und es herrschte grosse Gewerbthätigkeit darin; besonders waren ihre Tuchmacher, ihre Waffen-, Messer- und Klingenschmiede in gutem Rufe. Als im Jahre 1563 „die Pest“ in Heidelberg und der Umgegend um sich griff, verlegte der Kurfürst Friederich III. seinen Hofstaat hierher. Ihre Schicksale im dreissigjährigen Kriege haben wir schon S. 69 erwähnt, wesshalb wir sie hier übergehen. So lange sie unter Pfälzischer Regierung stand, war sie der Sitz eines sehr ausgedehnten Oberamtes. Wir finden in dem Verzeichnisse der Fannt- und Amtleute von 1434 viele aus den angesehensten Familien, z. B. der Schenke zu Erbach, Rüde von Kollenberg, Landschaden von Steinach, von Sickingen, Hutten, von der Lippe, Adelsheim, Wieser und Sturmfeder. In der Gemarkung, zu der auch sehr ausgedehnte und treffliche Waldungen gehören, wird auch Weinbau getrieben, und der sog. Henschelberger (von Hänsel- oder Johannisberg) gehört zu den bessern Neckarweinen. Nach einem weitern Laufe von einer halben Stunde ergiesst sich die Elz bei Neckarelz in den Neckar. Der Weg dahin führt zwischen einer Allee von edeln Obstbäumen; ein anmuthiger Pfad zieht über die Wiesen. Das Thal dahin trägt allenthalben Spuren rühriger Thätigkeit. Die Runkelrübenzuckerfabrik, welche an der Stelle gegründet werden sollte, wo ehedem das Salzwerk stand, ist in ihrem Entstehen schon wieder untergegangen. Dagegen besteht in der Nähe eine Papiermühle, die in gutem Betriebe steht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-11T17:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-11T17:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-11T17:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/80
Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/80>, abgerufen am 24.04.2024.