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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.

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keiner frembden Wörter bedürfftig / wann man diese und andere nur recht gebraucht; Roß / Pferd und Gaul bedeutet zwar nur ein: gleichwie Frau und Weib ein anders Thier; aber wann man sagt Gaul / so bedeuts daß ein Pferd groß: wann man sagt Roß / daß es arbeitsamb: und wann man Pferd sagt / daß es schön und zierlich sey; gleichwie Frau eigentlich eine Herrscherin: Weib aber nur eine Vermählte bedeutet: also gebührt Knab eigenlich einem wolgezogenen Vornehmen: Bueb einem schlechten Ungerathenen: Jung einem Dienenden: und Jüngling einem bey nah erwachsenen Sohn oder jungen Mannsbild; Butter wird der rohe genandt / wie er ausgeplumbt wird / der gesottene aber Ancken / unnd Schmaltz heist ein jedes Fett / damit man die Speisen schmältzet; so kan auch eine Schönheit wol holdseelig und liebreitzend seyn / ob sie gleich nit freundlich / und eine sonst nicht Schöne sich freundlich erzeigen / und durch eine angenommene Lieblichkeit sich liebwürdig und holdseelig machen; Aber genug hiervon / diß Capitel möcht mir sonst zu lang werden.

keiner frembden Wörter bedürfftig / wann man diese und andere nur recht gebraucht; Roß / Pferd und Gaul bedeutet zwar nur ein: gleichwie Frau und Weib ein anders Thier; aber wann man sagt Gaul / so bedeuts daß ein Pferd groß: wann man sagt Roß / daß es arbeitsamb: und wann man Pferd sagt / daß es schön und zierlich sey; gleichwie Frau eigentlich eine Herrscherin: Weib aber nur eine Vermählte bedeutet: also gebührt Knab eigenlich einem wolgezogenen Vornehmen: Bueb einem schlechten Ungerathenen: Jung einem Dienenden: und Jüngling einem bey nah erwachsenen Sohn oder jungen Mannsbild; Butter wird der rohe genandt / wie er ausgeplumbt wird / der gesottene aber Ancken / unnd Schmaltz heist ein jedes Fett / damit man die Speisen schmältzet; so kan auch eine Schönheit wol holdseelig und liebreitzend seyn / ob sie gleich nit freundlich / und eine sonst nicht Schöne sich freundlich erzeigen / und durch eine angenommene Lieblichkeit sich liebwürdig und holdseelig machen; Aber genug hiervon / diß Capitel möcht mir sonst zu lang werden.

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keiner frembden Wörter bedürfftig / wann man diese und andere nur recht gebraucht; Roß / Pferd und Gaul bedeutet zwar nur ein: gleichwie Frau und Weib ein anders Thier; aber wann man sagt Gaul / so bedeuts daß ein Pferd groß: wann man sagt Roß / daß es arbeitsamb: und wann man Pferd sagt / daß es schön und zierlich sey; gleichwie Frau eigentlich eine Herrscherin: Weib aber nur eine Vermählte bedeutet: also gebührt Knab eigenlich einem wolgezogenen Vornehmen: Bueb einem schlechten Ungerathenen: Jung einem Dienenden: und Jüngling einem bey nah erwachsenen Sohn oder jungen Mannsbild; Butter wird der rohe genandt / wie er ausgeplumbt wird / der gesottene aber Ancken / unnd Schmaltz heist ein jedes Fett / damit man die Speisen schmältzet; so kan auch eine Schönheit wol holdseelig und liebreitzend seyn / ob sie gleich nit freundlich / und eine sonst nicht Schöne sich freundlich erzeigen / und durch eine angenommene Lieblichkeit sich liebwürdig und holdseelig machen; Aber genug hiervon / diß Capitel möcht mir sonst zu lang werden.</p>
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[109/0119] keiner frembden Wörter bedürfftig / wann man diese und andere nur recht gebraucht; Roß / Pferd und Gaul bedeutet zwar nur ein: gleichwie Frau und Weib ein anders Thier; aber wann man sagt Gaul / so bedeuts daß ein Pferd groß: wann man sagt Roß / daß es arbeitsamb: und wann man Pferd sagt / daß es schön und zierlich sey; gleichwie Frau eigentlich eine Herrscherin: Weib aber nur eine Vermählte bedeutet: also gebührt Knab eigenlich einem wolgezogenen Vornehmen: Bueb einem schlechten Ungerathenen: Jung einem Dienenden: und Jüngling einem bey nah erwachsenen Sohn oder jungen Mannsbild; Butter wird der rohe genandt / wie er ausgeplumbt wird / der gesottene aber Ancken / unnd Schmaltz heist ein jedes Fett / damit man die Speisen schmältzet; so kan auch eine Schönheit wol holdseelig und liebreitzend seyn / ob sie gleich nit freundlich / und eine sonst nicht Schöne sich freundlich erzeigen / und durch eine angenommene Lieblichkeit sich liebwürdig und holdseelig machen; Aber genug hiervon / diß Capitel möcht mir sonst zu lang werden.

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/119>, abgerufen am 28.03.2024.