Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Abentheurl. Simplicissimi
grob schreibt/ als ichs damals vorbrachte) scheissen.
Hierüber erhub sich bey allen Anwesenden ein solch
Gelächter/ daß mich mein Herr nicht mehr hören/
geschweige etwas weiters fragen konte/ und zwar
war es auch nicht weiters vonnöten/ man hätte dann
die ehrliche fromme Jungfer scil. auch in Spott brin-
gen wollen.

Hierauff erzehlte der Hofmeister vor der Tafel/
daß ich neulich vom Bollwerck oder Wall heim kom-
men/ und gesagt: Jch wüste wo der Donner und
Blitz herkäme/ ich hätte grosse Plöcher auff halben
Wägen gesehen/ die inwendig hol gewesen/ in die-
selbe hätte man Zwibelsaamen sampt einer eisernen
weissen Rüben/ deren der Schwantz abgeschnitten/
gestopfft/ hernach die Plöcher hinden her ein wenig
mit einem zinckigten Spieß gekützelt/ darvon wäre
vornen herauß Dampff/ Donner und höllisch Feuer
geschlagen. Sie brachten noch mehr dergleichen
Posten auff die Bahn/ also daß man schier denselben
gantzen Jmbiß von sonst nichts/ als nur von mir zu
reden und zu lachen hatte. Solches verursachte ei-
nen allgemeinen Schluß zu meinem Untergang/ wel-
cher war/ daß man mich dapffer agiren solte/ so wür-
de ich mit der Zeit einen raren Tischrath abgeben/
mit dem man auch den grösten Potentaten von der
Welt verehren/ und die Sterbende zu lachen machen
könte.

Das IV. Capitel.

WJe man nun also schlampamte/ und wieder wie
gester gut Geschirr machen wolte/ meldet die
Wacht mit Einhändigung eines Schreibens an den

Gou-

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
grob ſchreibt/ als ichs damals vorbrachte) ſcheiſſen.
Hieruͤber erhub ſich bey allen Anweſenden ein ſolch
Gelaͤchter/ daß mich mein Herꝛ nicht mehr hoͤren/
geſchweige etwas weiters fragen konte/ und zwar
war es auch nicht weiters vonnoͤten/ man haͤtte dann
die ehrliche fromme Jungfer ſcil. auch in Spott brin-
gen wollen.

Hierauff erzehlte der Hofmeiſter vor der Tafel/
daß ich neulich vom Bollwerck oder Wall heim kom-
men/ und geſagt: Jch wuͤſte wo der Donner und
Blitz herkaͤme/ ich haͤtte groſſe Ploͤcher auff halben
Waͤgen geſehen/ die inwendig hol geweſen/ in die-
ſelbe haͤtte man Zwibelſaamen ſampt einer eiſernen
weiſſen Ruͤben/ deren der Schwantz abgeſchnitten/
geſtopfft/ hernach die Ploͤcher hinden her ein wenig
mit einem zinckigten Spieß gekuͤtzelt/ darvon waͤre
vornen herauß Dampff/ Donner und hoͤlliſch Feuer
geſchlagen. Sie brachten noch mehr dergleichen
Poſten auff die Bahn/ alſo daß man ſchier denſelben
gantzen Jmbiß von ſonſt nichts/ als nur von mir zu
reden und zu lachen hatte. Solches verurſachte ei-
nen allgemeinen Schluß zu meinem Untergang/ wel-
cher war/ daß man mich dapffer agiren ſolte/ ſo wuͤr-
de ich mit der Zeit einen raren Tiſchrath abgeben/
mit dem man auch den groͤſten Potentaten von der
Welt verehren/ und die Sterbende zu lachen machen
koͤnte.

Das IV. Capitel.

WJe man nun alſo ſchlampamte/ und wieder wie
geſter gut Geſchirꝛ machen wolte/ meldet die
Wacht mit Einhaͤndigung eines Schreibens an den

Gou-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0138" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß Abentheurl. <hi rendition="#aq">Simplici&#x017F;&#x017F;imi</hi></hi></fw><lb/>
grob &#x017F;chreibt/ als ichs damals vorbrachte) &#x017F;chei&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Hieru&#x0364;ber erhub &#x017F;ich bey allen Anwe&#x017F;enden ein &#x017F;olch<lb/>
Gela&#x0364;chter/ daß mich mein Her&#xA75B; nicht mehr ho&#x0364;ren/<lb/>
ge&#x017F;chweige etwas weiters fragen konte/ und zwar<lb/>
war es auch nicht weiters vonno&#x0364;ten/ man ha&#x0364;tte dann<lb/>
die ehrliche fromme Jungfer <hi rendition="#aq">&#x017F;cil.</hi> auch in Spott brin-<lb/>
gen wollen.</p><lb/>
        <p>Hierauff erzehlte der Hofmei&#x017F;ter vor der Tafel/<lb/>
daß ich neulich vom Bollwerck oder Wall heim kom-<lb/>
men/ und ge&#x017F;agt: Jch wu&#x0364;&#x017F;te wo der Donner und<lb/>
Blitz herka&#x0364;me/ ich ha&#x0364;tte gro&#x017F;&#x017F;e Plo&#x0364;cher auff halben<lb/>
Wa&#x0364;gen ge&#x017F;ehen/ die inwendig hol gewe&#x017F;en/ in die-<lb/>
&#x017F;elbe ha&#x0364;tte man Zwibel&#x017F;aamen &#x017F;ampt einer ei&#x017F;ernen<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Ru&#x0364;ben/ deren der Schwantz abge&#x017F;chnitten/<lb/>
ge&#x017F;topfft/ hernach die Plo&#x0364;cher hinden her ein wenig<lb/>
mit einem zinckigten Spieß geku&#x0364;tzelt/ darvon wa&#x0364;re<lb/>
vornen herauß Dampff/ Donner und ho&#x0364;lli&#x017F;ch Feuer<lb/>
ge&#x017F;chlagen. Sie brachten noch mehr dergleichen<lb/>
Po&#x017F;ten auff die Bahn/ al&#x017F;o daß man &#x017F;chier den&#x017F;elben<lb/>
gantzen Jmbiß von &#x017F;on&#x017F;t nichts/ als nur von mir zu<lb/>
reden und zu lachen hatte. Solches verur&#x017F;achte ei-<lb/>
nen allgemeinen Schluß zu meinem Untergang/ wel-<lb/>
cher war/ daß man mich dapffer <hi rendition="#aq">agi</hi>ren &#x017F;olte/ &#x017F;o wu&#x0364;r-<lb/>
de ich mit der Zeit einen raren Ti&#x017F;chrath abgeben/<lb/>
mit dem man auch den gro&#x0364;&#x017F;ten Potentaten von der<lb/>
Welt verehren/ und die Sterbende zu lachen machen<lb/>
ko&#x0364;nte.</p>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">IV.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Je man nun al&#x017F;o &#x017F;chlampamte/ und wieder wie<lb/>
ge&#x017F;ter gut Ge&#x017F;chir&#xA75B; machen wolte/ meldet die<lb/>
Wacht mit Einha&#x0364;ndigung eines Schreibens an den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Gou-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0138] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi grob ſchreibt/ als ichs damals vorbrachte) ſcheiſſen. Hieruͤber erhub ſich bey allen Anweſenden ein ſolch Gelaͤchter/ daß mich mein Herꝛ nicht mehr hoͤren/ geſchweige etwas weiters fragen konte/ und zwar war es auch nicht weiters vonnoͤten/ man haͤtte dann die ehrliche fromme Jungfer ſcil. auch in Spott brin- gen wollen. Hierauff erzehlte der Hofmeiſter vor der Tafel/ daß ich neulich vom Bollwerck oder Wall heim kom- men/ und geſagt: Jch wuͤſte wo der Donner und Blitz herkaͤme/ ich haͤtte groſſe Ploͤcher auff halben Waͤgen geſehen/ die inwendig hol geweſen/ in die- ſelbe haͤtte man Zwibelſaamen ſampt einer eiſernen weiſſen Ruͤben/ deren der Schwantz abgeſchnitten/ geſtopfft/ hernach die Ploͤcher hinden her ein wenig mit einem zinckigten Spieß gekuͤtzelt/ darvon waͤre vornen herauß Dampff/ Donner und hoͤlliſch Feuer geſchlagen. Sie brachten noch mehr dergleichen Poſten auff die Bahn/ alſo daß man ſchier denſelben gantzen Jmbiß von ſonſt nichts/ als nur von mir zu reden und zu lachen hatte. Solches verurſachte ei- nen allgemeinen Schluß zu meinem Untergang/ wel- cher war/ daß man mich dapffer agiren ſolte/ ſo wuͤr- de ich mit der Zeit einen raren Tiſchrath abgeben/ mit dem man auch den groͤſten Potentaten von der Welt verehren/ und die Sterbende zu lachen machen koͤnte. Das IV. Capitel. WJe man nun alſo ſchlampamte/ und wieder wie geſter gut Geſchirꝛ machen wolte/ meldet die Wacht mit Einhaͤndigung eines Schreibens an den Gou-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/138
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/138>, abgerufen am 16.04.2024.