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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
den/ bey welchem ich mich vor einen Reuterjungen
muste gebrauchen lassen/ worvor ich nichts hatte/ als
diese Promessen/ wenn ich mich wol hielte/ und ein
wenig besser meiner Jugend entgienge/ daß er mich
alsdann auffsetzen/ das ist/ zu einem Reuter machen
wolte/ wormit ich mich dann also dahin gedulden
muste.

Gleich hernach wurde mein Rittmeister zum Obr.
Leutenant vorgestellt/ ich aber bekam das Ampt bey
ihm/ welches David vor alten Zeiten bey dem König
Saul vertretten/ dann in den Quartieren schlug ich
auff der Lauten/ und im marchiren muste ich ihm
seinen Küriß nachführen/ welches mir ein beschwer-
liche Sach war; Und ob zwar diese Waffen/ ihren
Träger vor feindlichen Büffen zu beschützen/ erfun-
den worden/ so befande ich jedoch allerdings das
Widerspil/ weil mich meine eigene Jungen/ die ich
außheckte/ unter ihrem Schutz desto sicherer verfolg-
ten/ darunter hatten sie ihren freyen Paß/ Spaß und
Tummelplatz/ so daß es das Ansehen hatte/ als ob ich
den Harnisch ihnen und nicht mir/ zur Beschützung
antrüge/ sintemal ich mit meinen Armen nicht da-
runter kommen/ und keinen Streiff unter sie thun
konte. Jch war auff allerhand Stratagemata bedacht/
wie ich diese Armada vertilgen möchte/ aber ich hatte
weber Zeit noch Gelegenheit sie durchs Feuer (wie
in den Bach-öfen geschicht) noch durchs Wasser/
oder durch Gifft (massen ich wol wuste/ was das
Quecksilber vermochte) außzurotten; viel weniger
vermochte ich die Mittel/ sie durch ein ander Kleid
oder weisse Hemder abzuschaffen/ sondern muste mich
mit ihnen schleppen/ und Leib und Blut zum besten

geben

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
den/ bey welchem ich mich vor einen Reuterjungen
muſte gebrauchen laſſen/ worvor ich nichts hatte/ als
dieſe Promeſſen/ wenn ich mich wol hielte/ und ein
wenig beſſer meiner Jugend entgienge/ daß er mich
alsdann auffſetzen/ das iſt/ zu einem Reuter machen
wolte/ wormit ich mich dann alſo dahin gedulden
muſte.

Gleich hernach wurde mein Rittmeiſter zum Obr.
Leutenant vorgeſtellt/ ich aber bekam das Ampt bey
ihm/ welches David vor alten Zeiten bey dem Koͤnig
Saul vertretten/ dann in den Quartieren ſchlug ich
auff der Lauten/ und im marchiren muſte ich ihm
ſeinen Kuͤriß nachfuͤhren/ welches mir ein beſchwer-
liche Sach war; Und ob zwar dieſe Waffen/ ihren
Traͤger vor feindlichen Buͤffen zu beſchuͤtzen/ erfun-
den worden/ ſo befande ich jedoch allerdings das
Widerſpil/ weil mich meine eigene Jungen/ die ich
außheckte/ unter ihrem Schutz deſto ſicherer verfolg-
ten/ darunter hatten ſie ihren freyen Paß/ Spaß und
Tummelplatz/ ſo daß es das Anſehen hatte/ als ob ich
den Harniſch ihnen und nicht mir/ zur Beſchuͤtzung
antruͤge/ ſintemal ich mit meinen Armen nicht da-
runter kommen/ und keinen Streiff unter ſie thun
konte. Jch war auff allerhand Stratagemata bedacht/
wie ich dieſe Armada vertilgen moͤchte/ aber ich hatte
weber Zeit noch Gelegenheit ſie durchs Feuer (wie
in den Bach-oͤfen geſchicht) noch durchs Waſſer/
oder durch Gifft (maſſen ich wol wuſte/ was das
Queckſilber vermochte) außzurotten; viel weniger
vermochte ich die Mittel/ ſie durch ein ander Kleid
oder weiſſe Hemder abzuſchaffen/ ſondern muſte mich
mit ihnen ſchleppen/ und Leib und Blut zum beſten

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[236/0242] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi den/ bey welchem ich mich vor einen Reuterjungen muſte gebrauchen laſſen/ worvor ich nichts hatte/ als dieſe Promeſſen/ wenn ich mich wol hielte/ und ein wenig beſſer meiner Jugend entgienge/ daß er mich alsdann auffſetzen/ das iſt/ zu einem Reuter machen wolte/ wormit ich mich dann alſo dahin gedulden muſte. Gleich hernach wurde mein Rittmeiſter zum Obr. Leutenant vorgeſtellt/ ich aber bekam das Ampt bey ihm/ welches David vor alten Zeiten bey dem Koͤnig Saul vertretten/ dann in den Quartieren ſchlug ich auff der Lauten/ und im marchiren muſte ich ihm ſeinen Kuͤriß nachfuͤhren/ welches mir ein beſchwer- liche Sach war; Und ob zwar dieſe Waffen/ ihren Traͤger vor feindlichen Buͤffen zu beſchuͤtzen/ erfun- den worden/ ſo befande ich jedoch allerdings das Widerſpil/ weil mich meine eigene Jungen/ die ich außheckte/ unter ihrem Schutz deſto ſicherer verfolg- ten/ darunter hatten ſie ihren freyen Paß/ Spaß und Tummelplatz/ ſo daß es das Anſehen hatte/ als ob ich den Harniſch ihnen und nicht mir/ zur Beſchuͤtzung antruͤge/ ſintemal ich mit meinen Armen nicht da- runter kommen/ und keinen Streiff unter ſie thun konte. Jch war auff allerhand Stratagemata bedacht/ wie ich dieſe Armada vertilgen moͤchte/ aber ich hatte weber Zeit noch Gelegenheit ſie durchs Feuer (wie in den Bach-oͤfen geſchicht) noch durchs Waſſer/ oder durch Gifft (maſſen ich wol wuſte/ was das Queckſilber vermochte) außzurotten; viel weniger vermochte ich die Mittel/ ſie durch ein ander Kleid oder weiſſe Hemder abzuſchaffen/ ſondern muſte mich mit ihnen ſchleppen/ und Leib und Blut zum beſten geben

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/242>, abgerufen am 29.03.2024.