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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abenth. Simplicissimi
sern Cameraden/ die auch mit Sturm ins Stänlein
kommen waren/ bey denselbigen liessen wir uns wol
seyn/ und brachten den übrigen Theil der Nacht mit
Fressen und Sauffen zu/ nachdem ich und Spring-
ins-feld miteinander unsere Beuten getheilt hatten/
ich bekam vor mein Theil den Mohren und die zwey
beste Pferd/ darunter ein Spanisches war/ auff wel-
chem ein Soldat sich gegen seinem Gegentheil dorff-
te sehen lassen/ mit dem ich nachgehends nicht we-
nig prangte/ auß dem Felleisen aber kriegte ich un-
terschiedliche köstliche Ring/ und in einer güldenen
Cappel mit Rubinen besetzt/ deß Printzen von Ura-
nien Conterfäit/ weil ich dem Spring-ins-feld das
übrige alles liesse/ kam also/ wenn ich alles halber
hinweg hätte schencken wollen/ mit Pferden und al-
lem über die 200. Ducaten/ vor den Mohren aber/
der mich am allersaursten ankommen war/ wurde mir
vom Gen. Feldzeugmeister/ als welchen ich ihm prae-
senti
rte/ nicht mehr als zwey Dutzet Thaler verehrt.
Von dannen giengen wir schnell an die Embs/ rich-
teten aber wenig auß/ und weil sichs eben traff/ daß
wir auch gegen Recklinghausen zukamen/ nam ich
Erlaubnus/ mit Spring-ins-feld meinem Pfaffen
zuzusprechen/ dem ich hiebevor den Speck gestohlen
hatte/ mit demselben machte ich mich lustig/ und er-
zehlte ihm/ daß mir der Mohr den Schrecken/ den er
und seine Köchin neulich empfunden/ wieder einge-
tränckt hätte/ verehrte ihm auch ein schöne schlagende
Hals-Uhr zum freundlichen Valete, so ich auß deß
Rittmeisters Felleisen bekommen hatte/ pflegte also
aller Orten die jenige zu Freunden zu machen/ so
sonsten Ursach geha[b]t hätten/ mich zu hassen.

Das

Deß Abenth. Simpliciſſimi
ſern Cameraden/ die auch mit Sturm ins Staͤnlein
kommen waren/ bey denſelbigen lieſſen wir uns wol
ſeyn/ und brachten den uͤbrigen Theil der Nacht mit
Freſſen und Sauffen zu/ nachdem ich und Spring-
ins-feld miteinander unſere Beuten getheilt hatten/
ich bekam vor mein Theil den Mohren und die zwey
beſte Pferd/ darunter ein Spaniſches war/ auff wel-
chem ein Soldat ſich gegen ſeinem Gegentheil dorff-
te ſehen laſſen/ mit dem ich nachgehends nicht we-
nig prangte/ auß dem Felleiſen aber kriegte ich un-
terſchiedliche koͤſtliche Ring/ und in einer guͤldenen
Cappel mit Rubinen beſetzt/ deß Printzen von Ura-
nien Conterfaͤit/ weil ich dem Spring-ins-feld das
uͤbrige alles lieſſe/ kam alſo/ wenn ich alles halber
hinweg haͤtte ſchencken wollen/ mit Pferden und al-
lem uͤber die 200. Ducaten/ vor den Mohren aber/
der mich am allerſaurſten ankommen war/ wurde mir
vom Gen. Feldzeugmeiſter/ als welchen ich ihm præ-
ſenti
rte/ nicht mehr als zwey Dutzet Thaler verehrt.
Von dannen giengen wir ſchnell an die Embs/ rich-
teten aber wenig auß/ und weil ſichs eben traff/ daß
wir auch gegen Recklinghauſen zukamen/ nam ich
Erlaubnus/ mit Spring-ins-feld meinem Pfaffen
zuzuſprechen/ dem ich hiebevor den Speck geſtohlen
hatte/ mit demſelben machte ich mich luſtig/ und er-
zehlte ihm/ daß mir der Mohr den Schrecken/ den er
und ſeine Koͤchin neulich empfunden/ wieder einge-
traͤnckt haͤtte/ verehrte ihm auch ein ſchoͤne ſchlagende
Hals-Uhr zum freundlichen Valete, ſo ich auß deß
Rittmeiſters Felleiſen bekommen hatte/ pflegte alſo
aller Orten die jenige zu Freunden zu machen/ ſo
ſonſten Urſach geha[b]t haͤtten/ mich zu haſſen.

Das
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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/306>, abgerufen am 25.04.2024.