Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Abentheurl. Simplicissimi
ihre Beutel/ und kaufften mir ab/ welches nicht allein
meinem hungerigen Magen wol zu paß kam/ sondern
ich machte mich auch wider beritten/ prosperirte noch
darzu viel Geld auff meiner Räis/ und kam glücklich
an die Teutsche Grentz. Darumb ihr liebe Baurn/
glaubt den fremden Marcktschreyern so leicht nicht/
ihr werdet sonst von ihnen betrogen/ als welche nicht
euer Gesundheit/ sondern euer Geld suchen.

Das IX. Capitel.

DA ich durch Lothringen passirte/ gieng mir mei-
ne Wahr auß/ und weilen ich die Guarnisonen
scheuete/ hatte ich keine Gelegenheit andere zuzurich-
ten/ derhalben muste ich wol was anders anfangen/
diß ich wieder Theriac machen könte. Jch kauffte
mir 2. Maaß Brantewein/ färbte ihn mit Saffran/
füllte ihn in halb-löthige Gläslein/ und verkieffe sol-
chen den Leuten vor ein köstlich Güldenwasser/ das
gut vors Fieber seye/ brachte also diesen Brantewein
auff 30. Gülden. Und demnach mirs auch an kleinen
Gläslein zerrinnen wolte/ ich aber von einer Glas-
Hütten hörete/ die in dem Fleckensteinischen Gebiet
lege/ begab ich mich darauff zu/ mich wieder zu mon-
di
rn/ und in dem ich so Abweg suchte/ wurde ich un-
gefähr von einer Partey auß Philipsburg/ die sich
auff dem Schloß Wagelnburg auffhielte/ gefangen;
kam also umb all das jenige/ was ich den Leuten auff
der Räis durch meine Betrügerey abgezwackt hatte/
und weil der Baur/ so mir den Weg zu weisen mit
gieng/ zu den Kerln gesagt/ ich wäre ein Doctor, wur-
de ich wider deß Teuffels Danck vor einen Doctor
nach Philipsburg geführt.

Da-

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
ihre Beutel/ und kaufften mir ab/ welches nicht allein
meinem hungerigen Magen wol zu paß kam/ ſondern
ich machte mich auch wider beritten/ proſperirte noch
darzu viel Geld auff meiner Raͤis/ und kam gluͤcklich
an die Teutſche Grentz. Darumb ihr liebe Baurn/
glaubt den fremden Marcktſchreyern ſo leicht nicht/
ihr werdet ſonſt von ihnen betrogen/ als welche nicht
euer Geſundheit/ ſondern euer Geld ſuchen.

Das IX. Capitel.

DA ich durch Lothringen paſſirte/ gieng mir mei-
ne Wahr auß/ und weilen ich die Guarniſonen
ſcheuete/ hatte ich keine Gelegenheit andere zuzurich-
ten/ derhalben muſte ich wol was anders anfangen/
diß ich wieder Theriac machen koͤnte. Jch kauffte
mir 2. Maaß Brantewein/ faͤrbte ihn mit Saffran/
fuͤllte ihn in halb-loͤthige Glaͤslein/ und verkieffe ſol-
chen den Leuten vor ein koͤſtlich Guͤldenwaſſer/ das
gut vors Fieber ſeye/ brachte alſo dieſen Brantewein
auff 30. Guͤlden. Und demnach mirs auch an kleinen
Glaͤslein zerꝛinnen wolte/ ich aber von einer Glas-
Huͤtten hoͤrete/ die in dem Fleckenſteiniſchen Gebiet
lege/ begab ich mich darauff zu/ mich wieder zu mon-
di
rn/ und in dem ich ſo Abweg ſuchte/ wurde ich un-
gefaͤhr von einer Partey auß Philipsburg/ die ſich
auff dem Schloß Wagelnburg auffhielte/ gefangen;
kam alſo umb all das jenige/ was ich den Leuten auff
der Raͤis durch meine Betruͤgerey abgezwackt hatte/
und weil der Baur/ ſo mir den Weg zu weiſen mit
gieng/ zu den Kerln geſagt/ ich waͤre ein Doctor, wur-
de ich wider deß Teuffels Danck vor einen Doctor
nach Philipsburg gefuͤhrt.

Da-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0426" n="420"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß Abentheurl. <hi rendition="#aq">Simplici&#x017F;&#x017F;imi</hi></hi></fw><lb/>
ihre Beutel/ und kaufften mir ab/ welches nicht allein<lb/>
meinem hungerigen Magen wol zu paß kam/ &#x017F;ondern<lb/>
ich machte mich auch wider beritten/ <hi rendition="#aq">pro&#x017F;peri</hi>rte noch<lb/>
darzu viel Geld auff meiner Ra&#x0364;is/ und kam glu&#x0364;cklich<lb/>
an die Teut&#x017F;che Grentz. Darumb ihr liebe Baurn/<lb/>
glaubt den fremden Marckt&#x017F;chreyern &#x017F;o leicht nicht/<lb/>
ihr werdet &#x017F;on&#x017F;t von ihnen betrogen/ als welche nicht<lb/>
euer Ge&#x017F;undheit/ &#x017F;ondern euer Geld &#x017F;uchen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IX</hi>.</hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>A ich durch Lothringen pa&#x017F;&#x017F;irte/ gieng mir mei-<lb/>
ne Wahr auß/ und weilen ich die <hi rendition="#aq">Guarni&#x017F;on</hi>en<lb/>
&#x017F;cheuete/ hatte ich keine Gelegenheit andere zuzurich-<lb/>
ten/ derhalben mu&#x017F;te ich wol was anders anfangen/<lb/>
diß ich wieder Theriac machen ko&#x0364;nte. Jch kauffte<lb/>
mir 2. Maaß Brantewein/ fa&#x0364;rbte ihn mit Saffran/<lb/>
fu&#x0364;llte ihn in halb-lo&#x0364;thige Gla&#x0364;slein/ und verkieffe &#x017F;ol-<lb/>
chen den Leuten vor ein ko&#x0364;&#x017F;tlich Gu&#x0364;ldenwa&#x017F;&#x017F;er/ das<lb/>
gut vors Fieber &#x017F;eye/ brachte al&#x017F;o die&#x017F;en Brantewein<lb/>
auff 30. Gu&#x0364;lden. Und demnach mirs auch an kleinen<lb/>
Gla&#x0364;slein zer&#xA75B;innen wolte/ ich aber von einer Glas-<lb/>
Hu&#x0364;tten ho&#x0364;rete/ die in dem Flecken&#x017F;teini&#x017F;chen Gebiet<lb/>
lege/ begab ich mich darauff zu/ mich wieder zu <hi rendition="#aq">mon-<lb/>
di</hi>rn/ und in dem ich &#x017F;o Abweg &#x017F;uchte/ wurde ich un-<lb/>
gefa&#x0364;hr von einer Partey auß Philipsburg/ die &#x017F;ich<lb/>
auff dem Schloß Wagelnburg auffhielte/ gefangen;<lb/>
kam al&#x017F;o umb all das jenige/ was ich den Leuten auff<lb/>
der Ra&#x0364;is durch meine Betru&#x0364;gerey abgezwackt hatte/<lb/>
und weil der Baur/ &#x017F;o mir den Weg zu wei&#x017F;en mit<lb/>
gieng/ zu den Kerln ge&#x017F;agt/ ich wa&#x0364;re ein <hi rendition="#aq">Doctor,</hi> wur-<lb/>
de ich wider deß Teuffels Danck vor einen <hi rendition="#aq">Doctor</hi><lb/>
nach Philipsburg gefu&#x0364;hrt.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Da-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[420/0426] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi ihre Beutel/ und kaufften mir ab/ welches nicht allein meinem hungerigen Magen wol zu paß kam/ ſondern ich machte mich auch wider beritten/ proſperirte noch darzu viel Geld auff meiner Raͤis/ und kam gluͤcklich an die Teutſche Grentz. Darumb ihr liebe Baurn/ glaubt den fremden Marcktſchreyern ſo leicht nicht/ ihr werdet ſonſt von ihnen betrogen/ als welche nicht euer Geſundheit/ ſondern euer Geld ſuchen. Das IX. Capitel. DA ich durch Lothringen paſſirte/ gieng mir mei- ne Wahr auß/ und weilen ich die Guarniſonen ſcheuete/ hatte ich keine Gelegenheit andere zuzurich- ten/ derhalben muſte ich wol was anders anfangen/ diß ich wieder Theriac machen koͤnte. Jch kauffte mir 2. Maaß Brantewein/ faͤrbte ihn mit Saffran/ fuͤllte ihn in halb-loͤthige Glaͤslein/ und verkieffe ſol- chen den Leuten vor ein koͤſtlich Guͤldenwaſſer/ das gut vors Fieber ſeye/ brachte alſo dieſen Brantewein auff 30. Guͤlden. Und demnach mirs auch an kleinen Glaͤslein zerꝛinnen wolte/ ich aber von einer Glas- Huͤtten hoͤrete/ die in dem Fleckenſteiniſchen Gebiet lege/ begab ich mich darauff zu/ mich wieder zu mon- dirn/ und in dem ich ſo Abweg ſuchte/ wurde ich un- gefaͤhr von einer Partey auß Philipsburg/ die ſich auff dem Schloß Wagelnburg auffhielte/ gefangen; kam alſo umb all das jenige/ was ich den Leuten auff der Raͤis durch meine Betruͤgerey abgezwackt hatte/ und weil der Baur/ ſo mir den Weg zu weiſen mit gieng/ zu den Kerln geſagt/ ich waͤre ein Doctor, wur- de ich wider deß Teuffels Danck vor einen Doctor nach Philipsburg gefuͤhrt. Da-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/426
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/426>, abgerufen am 23.04.2024.