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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Erstes Buch.
ches an zehen Soldaten also wett machen/ und zu
jedem mal sagen solte: Hiermit lesche ich wider
auß/ und wische ab die Schand/ die sich die
Soldaten einbilden empfangen zu haben/
als uns ein Bernheuter hinden leckte.
Nach-
gehends wolten sie sich erst resolviren/ was sie mit
den Bauren weiters anfahen wolten/ wenn sie diese
saubere Arbeit verrichtet haben würden: Hierauff
schritten sie zur Sach/ aber die Baurn warn so hals-
starrig/ daß sie weder durch Verheissung/ sie mit dem
Leben darvon zu lassen/ noch durch einigerley Mar-
ter/ hierzu gezwungen werden kunten. Einer führte
den fünfften Bauren/ der nicht geleckt war worden/
etwas beyseits/ und sagte zu ihm: Wenn du GOtt
und alle seine Heiligen verleugnen wilt/ so werde ich
dich lauffen lassen/ wohin du begehrest; Hierauff
antwortet der Baur/ Er hätte sein Lebtag nichts auff
die Heilige gehalten/ und auch bißher noch geringe
Kundschafft mit GOtt selbst gehabt/ schwur auch
darauff solenniter, daß er Gott nicht kenne/ und kein
Theil an seinem Reich zu haben begehre; hierauff
jagte ihm der Soldat ein Kugel an die Stirn/ wel-
che aber so viel effectuirt/ als wann sie an einen stäb-
lernen Berg gangen wäre/ darauff zuckte er seine
Plauten/ und sagte: Holla/ bistu der Haar? ich hab
versprochen/ dich lauffen zu lassen/ wohin du begeh-
rest/ sihe/ so schicke ich dich nun ins höllische Reich/
weil du nicht in Himmel wilt/ und spaltete ihm da-
mit den Kopff biß auff die Zähn voneinander/ als er
dorthin fiele/ sagte der Soldat: So muß man sich
rächen/ und diese lose Schelmen zeitlich und ewig
straffen.

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Erſtes Buch.
ches an zehen Soldaten alſo wett machen/ und zu
jedem mal ſagen ſolte: Hiermit leſche ich wider
auß/ und wiſche ab die Schand/ die ſich die
Soldaten einbilden empfangen zu haben/
als uns ein Bernheuter hinden leckte.
Nach-
gehends wolten ſie ſich erſt reſolviren/ was ſie mit
den Bauren weiters anfahen wolten/ wenn ſie dieſe
ſaubere Arbeit verꝛichtet haben wuͤrden: Hierauff
ſchritten ſie zur Sach/ aber die Baurn warn ſo hals-
ſtarꝛig/ daß ſie weder durch Verheiſſung/ ſie mit dem
Leben darvon zu laſſen/ noch durch einigerley Mar-
ter/ hierzu gezwungen werden kunten. Einer fuͤhrte
den fuͤnfften Bauren/ der nicht geleckt war worden/
etwas beyſeits/ und ſagte zu ihm: Wenn du GOtt
und alle ſeine Heiligen verleugnen wilt/ ſo werde ich
dich lauffen laſſen/ wohin du begehreſt; Hierauff
antwortet der Baur/ Er haͤtte ſein Lebtag nichts auff
die Heilige gehalten/ und auch bißher noch geringe
Kundſchafft mit GOtt ſelbſt gehabt/ ſchwur auch
darauff ſolenniter, daß er Gott nicht kenne/ und kein
Theil an ſeinem Reich zu haben begehre; hierauff
jagte ihm der Soldat ein Kugel an die Stirn/ wel-
che aber ſo viel effectuirt/ als wann ſie an einen ſtaͤb-
lernen Berg gangen waͤre/ darauff zuckte er ſeine
Plauten/ und ſagte: Holla/ biſtu der Haar? ich hab
verſprochen/ dich lauffen zu laſſen/ wohin du begeh-
reſt/ ſihe/ ſo ſchicke ich dich nun ins hoͤlliſche Reich/
weil du nicht in Himmel wilt/ und ſpaltete ihm da-
mit den Kopff biß auff die Zaͤhn voneinander/ als er
dorthin fiele/ ſagte der Soldat: So muß man ſich
raͤchen/ und dieſe loſe Schelmen zeitlich und ewig
ſtraffen.

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[51/0057] Erſtes Buch. ches an zehen Soldaten alſo wett machen/ und zu jedem mal ſagen ſolte: Hiermit leſche ich wider auß/ und wiſche ab die Schand/ die ſich die Soldaten einbilden empfangen zu haben/ als uns ein Bernheuter hinden leckte. Nach- gehends wolten ſie ſich erſt reſolviren/ was ſie mit den Bauren weiters anfahen wolten/ wenn ſie dieſe ſaubere Arbeit verꝛichtet haben wuͤrden: Hierauff ſchritten ſie zur Sach/ aber die Baurn warn ſo hals- ſtarꝛig/ daß ſie weder durch Verheiſſung/ ſie mit dem Leben darvon zu laſſen/ noch durch einigerley Mar- ter/ hierzu gezwungen werden kunten. Einer fuͤhrte den fuͤnfften Bauren/ der nicht geleckt war worden/ etwas beyſeits/ und ſagte zu ihm: Wenn du GOtt und alle ſeine Heiligen verleugnen wilt/ ſo werde ich dich lauffen laſſen/ wohin du begehreſt; Hierauff antwortet der Baur/ Er haͤtte ſein Lebtag nichts auff die Heilige gehalten/ und auch bißher noch geringe Kundſchafft mit GOtt ſelbſt gehabt/ ſchwur auch darauff ſolenniter, daß er Gott nicht kenne/ und kein Theil an ſeinem Reich zu haben begehre; hierauff jagte ihm der Soldat ein Kugel an die Stirn/ wel- che aber ſo viel effectuirt/ als wann ſie an einen ſtaͤb- lernen Berg gangen waͤre/ darauff zuckte er ſeine Plauten/ und ſagte: Holla/ biſtu der Haar? ich hab verſprochen/ dich lauffen zu laſſen/ wohin du begeh- reſt/ ſihe/ ſo ſchicke ich dich nun ins hoͤlliſche Reich/ weil du nicht in Himmel wilt/ und ſpaltete ihm da- mit den Kopff biß auff die Zaͤhn voneinander/ als er dorthin fiele/ ſagte der Soldat: So muß man ſich raͤchen/ und dieſe loſe Schelmen zeitlich und ewig ſtraffen. Jn C iij

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/57>, abgerufen am 29.03.2024.