Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

JN erstgemeltem Treffen kame ich vermit-
telst meines guten Maulesels darvon/ nach
dem ich zuvor meine Zelt und schlechteste Baga-
ge hinweg geworffen/ retterirte mich auch mit
dem Rest der übrig gebliebenen Armee/ so wohl
als der Touraine selbsten biß nach Cassel; und
demnach mein Mann todt geblieben/ und ich
niemand mehr hatte/ zu dem ich mich hätte gesel-
len mögen/ oder der sich meiner angenommen/
nahme ich endlich meine Zuflucht zu den Ziegeu-
nern/ die sich von der Schwedischen Haubt-Ar-
mada bey den Königsmarckischen Völckern be-
fanden/ welche sich mit uns bey Wartburg con-
jungirt/ und in dem ich bey ihnen einen Leutenant
antraffe/ der gleich meiner guten Qualitäten und
trefflichen Hand zum stehlen/ wie auch etwas
Geldes hinter mir wahr nam/ samt andern mehr
Tugenden/ deren sich diese Art Leuth gebrauchen;
Siehe! so wurde ich gleich sein Weib/ und hat-
te diesen Vortheil/ daß ich weder Oleum Talci
noch ander Schmirsel mehr bedorffte/ mich weiß
und schön zu machen/ weil so wohl mein Stand
selbsten als mein Mann die jenige Coleur von
mir erforderte/ die man des Teuffels Leibfarb
nennet; Derowegen finge ich an/ mich mit
Gänß-Schmaltz/ Läußsalbe und andern Haar-
ferbenden Ungventen also fleissig zu beschmiren/
daß ich in kurtzer Zeit so Höll-riglerisch aussahe/
als wann ich mitten in Aegypten geboren wor-
den wäre; Jch muste offt selbst meiner lachen/

und
L vj

JN erſtgemeltem Treffen kame ich vermit-
telſt meines guten Mauleſels darvon/ nach
dem ich zuvor meine Zelt und ſchlechteſte Baga-
ge hinweg geworffen/ retterirte mich auch mit
dem Reſt der uͤbrig gebliebenen Armee/ ſo wohl
als der Touraine ſelbſten biß nach Caſſel; und
demnach mein Mann todt geblieben/ und ich
niemand mehr hatte/ zu dem ich mich haͤtte geſel-
len moͤgen/ oder der ſich meiner angenommen/
nahme ich endlich meine Zuflucht zu den Ziegeu-
nern/ die ſich von der Schwediſchen Haubt-Ar-
mada bey den Koͤnigsmarckiſchen Voͤlckern be-
fanden/ welche ſich mit uns bey Wartburg con-
jungirt/ und in dem ich bey ihnen einen Leutenant
antraffe/ der gleich meiner guten Qualitaͤten und
trefflichen Hand zum ſtehlen/ wie auch etwas
Geldes hinter mir wahr nam/ ſamt andern mehr
Tugenden/ deren ſich dieſe Art Leuth gebrauchen;
Siehe! ſo wurde ich gleich ſein Weib/ und hat-
te dieſen Vortheil/ daß ich weder Oleum Talci
noch ander Schmirſel mehr bedorffte/ mich weiß
und ſchoͤn zu machen/ weil ſo wohl mein Stand
ſelbſten als mein Mann die jenige Coleur von
mir erforderte/ die man des Teuffels Leibfarb
nennet; Derowegen finge ich an/ mich mit
Gaͤnß-Schmaltz/ Laͤußſalbe und andern Haar-
ferbenden Ungventen alſo fleiſſig zu beſchmiren/
daß ich in kurtzer Zeit ſo Hoͤll-rigleriſch ausſahe/
als wann ich mitten in Aegypten geboren wor-
den waͤre; Jch muſte offt ſelbſt meiner lachen/

und
L vj
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0249" n="253"/>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>N er&#x017F;tgemeltem Treffen kame ich vermit-<lb/>
tel&#x017F;t meines guten Maule&#x017F;els darvon/ nach<lb/>
dem ich zuvor meine Zelt und &#x017F;chlechte&#x017F;te Baga-<lb/>
ge hinweg geworffen/ retterirte mich auch mit<lb/>
dem Re&#x017F;t der u&#x0364;brig gebliebenen Armee/ &#x017F;o wohl<lb/>
als der Touraine &#x017F;elb&#x017F;ten biß nach Ca&#x017F;&#x017F;el; und<lb/>
demnach mein Mann todt geblieben/ und ich<lb/>
niemand mehr hatte/ zu dem ich mich ha&#x0364;tte ge&#x017F;el-<lb/>
len mo&#x0364;gen/ oder der &#x017F;ich meiner angenommen/<lb/>
nahme ich endlich meine Zuflucht zu den Ziegeu-<lb/>
nern/ die &#x017F;ich von der Schwedi&#x017F;chen Haubt-Ar-<lb/>
mada bey den Ko&#x0364;nigsmarcki&#x017F;chen Vo&#x0364;lckern be-<lb/>
fanden/ welche &#x017F;ich mit uns bey Wartburg con-<lb/>
jungirt/ und in dem ich bey ihnen einen Leutenant<lb/>
antraffe/ der gleich meiner guten Qualita&#x0364;ten und<lb/>
trefflichen Hand zum &#x017F;tehlen/ wie auch etwas<lb/>
Geldes hinter mir wahr nam/ &#x017F;amt andern mehr<lb/>
Tugenden/ deren &#x017F;ich die&#x017F;e Art Leuth gebrauchen;<lb/>
Siehe! &#x017F;o wurde ich gleich &#x017F;ein Weib/ und hat-<lb/>
te die&#x017F;en Vortheil/ daß ich weder <hi rendition="#aq">Oleum Talci</hi><lb/>
noch ander Schmir&#x017F;el mehr bedorffte/ mich weiß<lb/>
und &#x017F;cho&#x0364;n zu machen/ weil &#x017F;o wohl mein Stand<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten als mein Mann die jenige Coleur von<lb/>
mir erforderte/ die man des Teuffels Leibfarb<lb/>
nennet; Derowegen finge ich an/ mich mit<lb/>
Ga&#x0364;nß-Schmaltz/ La&#x0364;&#x017F;albe und andern Haar-<lb/>
ferbenden Ungventen al&#x017F;o flei&#x017F;&#x017F;ig zu be&#x017F;chmiren/<lb/>
daß ich in kurtzer Zeit &#x017F;o Ho&#x0364;ll-rigleri&#x017F;ch aus&#x017F;ahe/<lb/>
als wann ich mitten in Aegypten geboren wor-<lb/>
den wa&#x0364;re; Jch mu&#x017F;te offt &#x017F;elb&#x017F;t meiner lachen/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L vj</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0249] JN erſtgemeltem Treffen kame ich vermit- telſt meines guten Mauleſels darvon/ nach dem ich zuvor meine Zelt und ſchlechteſte Baga- ge hinweg geworffen/ retterirte mich auch mit dem Reſt der uͤbrig gebliebenen Armee/ ſo wohl als der Touraine ſelbſten biß nach Caſſel; und demnach mein Mann todt geblieben/ und ich niemand mehr hatte/ zu dem ich mich haͤtte geſel- len moͤgen/ oder der ſich meiner angenommen/ nahme ich endlich meine Zuflucht zu den Ziegeu- nern/ die ſich von der Schwediſchen Haubt-Ar- mada bey den Koͤnigsmarckiſchen Voͤlckern be- fanden/ welche ſich mit uns bey Wartburg con- jungirt/ und in dem ich bey ihnen einen Leutenant antraffe/ der gleich meiner guten Qualitaͤten und trefflichen Hand zum ſtehlen/ wie auch etwas Geldes hinter mir wahr nam/ ſamt andern mehr Tugenden/ deren ſich dieſe Art Leuth gebrauchen; Siehe! ſo wurde ich gleich ſein Weib/ und hat- te dieſen Vortheil/ daß ich weder Oleum Talci noch ander Schmirſel mehr bedorffte/ mich weiß und ſchoͤn zu machen/ weil ſo wohl mein Stand ſelbſten als mein Mann die jenige Coleur von mir erforderte/ die man des Teuffels Leibfarb nennet; Derowegen finge ich an/ mich mit Gaͤnß-Schmaltz/ Laͤußſalbe und andern Haar- ferbenden Ungventen alſo fleiſſig zu beſchmiren/ daß ich in kurtzer Zeit ſo Hoͤll-rigleriſch ausſahe/ als wann ich mitten in Aegypten geboren wor- den waͤre; Jch muſte offt ſelbſt meiner lachen/ und L vj

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/249
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/249>, abgerufen am 25.04.2024.