Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

deten/ die Stelle seines Leutenants zu
vertretten/ dann er liesse mir durchaus
meinen Willen/ hingegen war ich nichts
destoweniger bey den Gesellschafften lu-
stig/ in den Conversationen frech/ aber
auch gegen dem Feind so heroisch/ als
ein Mann/ im Feld so häußlich und zu-
sammen-hebig als immer ein Weib; in
Beobachtung der Pferde besser als ein
guter Stallmeister/ und in den Quar-
tiren von solcher Prosperität/ daß mich
mein Hauptmann nicht besser hätte
wünschen mögen/ und wann er mir zu
Zeiten einzureden Ursach hatte/ litte er
gerne/ daß ich ihm Widerpart hielte/
und auf meinen Kopff hinaus fuhr/ weil
sich unser Geld so sehr dardurch ver-
mehrte/ daß wir einen guten Particul
darvon in eine vornehme Stadt zu ver-
wahren geben musten. Und also lebte
ich trefflich glückselig und vergnügt/ hät-
te mir auch meine Tage keinen anderen
Handel gewünscht/ wann nur mein
Mann etwas besser beritten gewest wä-
re; Aber das Glück oder mein Fatum

liesse

deten/ die Stelle ſeines Leutenants zu
vertretten/ dann er lieſſe mir durchaus
meinen Willen/ hingegen war ich nichts
deſtoweniger bey den Geſellſchafften lu-
ſtig/ in den Converſationen frech/ aber
auch gegen dem Feind ſo heroiſch/ als
ein Mann/ im Feld ſo haͤußlich und zu-
ſammen-hebig als immer ein Weib; in
Beobachtung der Pferde beſſer als ein
guter Stallmeiſter/ und in den Quar-
tiren von ſolcher Proſperitaͤt/ daß mich
mein Hauptmann nicht beſſer haͤtte
wuͤnſchen moͤgen/ und wann er mir zu
Zeiten einzureden Urſach hatte/ litte er
gerne/ daß ich ihm Widerpart hielte/
und auf meinen Kopff hinaus fuhr/ weil
ſich unſer Geld ſo ſehr dardurch ver-
mehrte/ daß wir einen guten Particul
darvon in eine vornehme Stadt zu ver-
wahren geben muſten. Und alſo lebte
ich trefflich gluͤckſelig und vergnuͤgt/ haͤt-
te mir auch meine Tage keinen anderen
Handel gewuͤnſcht/ wann nur mein
Mann etwas beſſer beritten geweſt waͤ-
re; Aber das Gluͤck oder mein Fatum

lieſſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0065" n="63"/>
deten/ die Stelle &#x017F;eines Leutenants zu<lb/>
vertretten/ dann er lie&#x017F;&#x017F;e mir durchaus<lb/>
meinen Willen/ hingegen war ich nichts<lb/>
de&#x017F;toweniger bey den Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften lu-<lb/>
&#x017F;tig/ in den <hi rendition="#aq">Conver&#x017F;atio</hi>nen frech/ aber<lb/>
auch gegen dem Feind &#x017F;o heroi&#x017F;ch/ als<lb/>
ein Mann/ im Feld &#x017F;o ha&#x0364;ußlich und zu-<lb/>
&#x017F;ammen-hebig als immer ein Weib; in<lb/>
Beobachtung der Pferde be&#x017F;&#x017F;er als ein<lb/>
guter Stallmei&#x017F;ter/ und in den Quar-<lb/>
tiren von &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">Pro&#x017F;peri</hi>ta&#x0364;t/ daß mich<lb/>
mein Hauptmann nicht be&#x017F;&#x017F;er ha&#x0364;tte<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chen mo&#x0364;gen/ und wann er mir zu<lb/>
Zeiten einzureden Ur&#x017F;ach hatte/ litte er<lb/>
gerne/ daß ich ihm Widerpart hielte/<lb/>
und auf meinen Kopff hinaus fuhr/ weil<lb/>
&#x017F;ich un&#x017F;er Geld &#x017F;o &#x017F;ehr dardurch ver-<lb/>
mehrte/ daß wir einen guten Particul<lb/>
darvon in eine vornehme Stadt zu ver-<lb/>
wahren geben mu&#x017F;ten. Und al&#x017F;o lebte<lb/>
ich trefflich glu&#x0364;ck&#x017F;elig und vergnu&#x0364;gt/ ha&#x0364;t-<lb/>
te mir auch meine Tage keinen anderen<lb/>
Handel gewu&#x0364;n&#x017F;cht/ wann nur mein<lb/>
Mann etwas be&#x017F;&#x017F;er beritten gewe&#x017F;t wa&#x0364;-<lb/>
re; Aber das Glu&#x0364;ck oder mein <hi rendition="#aq">Fatum</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lie&#x017F;&#x017F;e</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0065] deten/ die Stelle ſeines Leutenants zu vertretten/ dann er lieſſe mir durchaus meinen Willen/ hingegen war ich nichts deſtoweniger bey den Geſellſchafften lu- ſtig/ in den Converſationen frech/ aber auch gegen dem Feind ſo heroiſch/ als ein Mann/ im Feld ſo haͤußlich und zu- ſammen-hebig als immer ein Weib; in Beobachtung der Pferde beſſer als ein guter Stallmeiſter/ und in den Quar- tiren von ſolcher Proſperitaͤt/ daß mich mein Hauptmann nicht beſſer haͤtte wuͤnſchen moͤgen/ und wann er mir zu Zeiten einzureden Urſach hatte/ litte er gerne/ daß ich ihm Widerpart hielte/ und auf meinen Kopff hinaus fuhr/ weil ſich unſer Geld ſo ſehr dardurch ver- mehrte/ daß wir einen guten Particul darvon in eine vornehme Stadt zu ver- wahren geben muſten. Und alſo lebte ich trefflich gluͤckſelig und vergnuͤgt/ haͤt- te mir auch meine Tage keinen anderen Handel gewuͤnſcht/ wann nur mein Mann etwas beſſer beritten geweſt waͤ- re; Aber das Gluͤck oder mein Fatum lieſſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/65
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/65>, abgerufen am 23.04.2024.