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Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

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durch ihre hefftige Einbildungen alle
ihre Kinder denselben an der Gestalt
ähnlich worden; Welche geraubte
Schönheit ihrem Geschlecht biß ins
vierdte Glied (ob es zwar auff der Liae
Seiten zeitlicher verhimpelt worden)
angeklebt; Unter allen aber seye Joseph
der Sohn Jacobs der Kern und Aus-
bund darvon: Und zwar so unaus-
sprechlich schön gewesen/ daß seine
Schönheit auch die höchste Schönheit
eines jeden Engels übertroffen; Sol-
ches nun ist der Araber/ Perser und Me-
sopotamier Meinung von Josephs
Schönheit; Es wird auch davor ge-
halten/ daß die Götzen Labans so durch
die Rahel wegen ihrer Raritet und son-
derbahren Schönheit ihrem Vatter ge-
stohlen: Und nachmals durch den Ja-
cob bey Sichem unter eine Aich begra-
ben worden/ ein sonderbares Kunst- und
Meisterstuck des Asars: Und die gröste
Ursach beydes der Rahel und des Jo-
sephs Schönheit gewesen seyen/ weil Jo-
sephs und der Rahel Mutter dieselbe

geliebt:

durch ihre hefftige Einbildungen alle
ihre Kinder denſelben an der Geſtalt
aͤhnlich worden; Welche geraubte
Schoͤnheit ihrem Geſchlecht biß ins
vierdte Glied (ob es zwar auff der Liæ
Seiten zeitlicher verhimpelt worden)
angeklebt; Unter allen aber ſeye Joſeph
der Sohn Jacobs der Kern und Aus-
bund darvon: Und zwar ſo unaus-
ſprechlich ſchoͤn geweſen/ daß ſeine
Schoͤnheit auch die hoͤchſte Schoͤnheit
eines jeden Engels uͤbertroffen; Sol-
ches nun iſt der Araber/ Perſer und Me-
ſopotamier Meinung von Joſephs
Schoͤnheit; Es wird auch davor ge-
halten/ daß die Goͤtzen Labans ſo durch
die Rahel wegen ihrer Raritet und ſon-
derbahren Schoͤnheit ihrem Vatter ge-
ſtohlen: Und nachmals durch den Ja-
cob bey Sichem unter eine Aich begra-
ben worden/ ein ſonderbares Kunſt- und
Meiſterſtuck des Aſars: Und die groͤſte
Urſach beydes der Rahel und des Jo-
ſephs Schoͤnheit geweſen ſeyen/ weil Jo-
ſephs und der Rahel Mutter dieſelbe

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[6.[6]/0010] durch ihre hefftige Einbildungen alle ihre Kinder denſelben an der Geſtalt aͤhnlich worden; Welche geraubte Schoͤnheit ihrem Geſchlecht biß ins vierdte Glied (ob es zwar auff der Liæ Seiten zeitlicher verhimpelt worden) angeklebt; Unter allen aber ſeye Joſeph der Sohn Jacobs der Kern und Aus- bund darvon: Und zwar ſo unaus- ſprechlich ſchoͤn geweſen/ daß ſeine Schoͤnheit auch die hoͤchſte Schoͤnheit eines jeden Engels uͤbertroffen; Sol- ches nun iſt der Araber/ Perſer und Me- ſopotamier Meinung von Joſephs Schoͤnheit; Es wird auch davor ge- halten/ daß die Goͤtzen Labans ſo durch die Rahel wegen ihrer Raritet und ſon- derbahren Schoͤnheit ihrem Vatter ge- ſtohlen: Und nachmals durch den Ja- cob bey Sichem unter eine Aich begra- ben worden/ ein ſonderbares Kunſt- und Meiſterſtuck des Aſars: Und die groͤſte Urſach beydes der Rahel und des Jo- ſephs Schoͤnheit geweſen ſeyen/ weil Jo- ſephs und der Rahel Mutter dieſelbe geliebt:

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Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 6.[6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/10>, abgerufen am 29.03.2024.