Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Proportion-Tabellen.
und fürweisen können/ weil man hier aus so wohl/
was die Art und Weise der neuen Fortification
selbst anlanget/ als auch einiger massen die behö-
rigen Unkosten hierzu/ urtheilen/ auch alle Linien
und Winckel darnach leicht im Felde abstecken
kan.

(7.) Frage.
Wie wird eine Festung nach der Sce-
nographie
verjüngt auffgerissen und
fürgestellet?

Man muß wissen/ daß die Scenographie, oder
die perspectivische Vorstellung eines Gebäudes
auf zweyerley weise pfleget gemachet und einge-
theilet zu werden/ nemlichen auf eine nicht schwe-
re so genante Cavalirische/ und dann auf eine
schwere und kunstreiche mahlerische Manier. Die
so genante Cavalirische Perspectiv wird mehren-
theils nur bey der Kriegs-Bau-Kunst gebrau-
chet/ weil sie eine Festung an ihrem Lager und
Form nicht so verändert/ als wie die andere mit
ihren gewöhnlichen zwey Puncten/ nemlichen
dem Aug- und Distantz-Punct/ so gemeiniglich nur
bey der Civil Bau-Kunst in derselben Abreissung
und perspectivischen Vorstellung pfleget gebrau-
chet zu werden: Jedoch stehet es einem Cavalier,
Kriegs-Man und sonderlich einem ingenieur gar
wohl an/ wann er auch diese schwere Manier
nebst der andern leichten verstehet/ und über dein

ein-
T 4

Von den Proportion-Tabellen.
und fuͤrweiſen koͤnnen/ weil man hier aus ſo wohl/
was die Art und Weiſe der neuen Fortification
ſelbſt anlanget/ als auch einiger maſſen die behoͤ-
rigen Unkoſten hierzu/ urtheilen/ auch alle Linien
und Winckel darnach leicht im Felde abſtecken
kan.

(7.) Frage.
Wie wird eine Feſtung nach der Sce-
nographie
verjuͤngt auffgeriſſen und
fuͤrgeſtellet?

Man muß wiſſen/ daß die Scenographie, oder
die perſpectiviſche Vorſtellung eines Gebaͤudes
auf zweyerley weiſe pfleget gemachet und einge-
theilet zu werden/ nemlichen auf eine nicht ſchwe-
re ſo genante Cavaliriſche/ und dann auf eine
ſchwere und kunſtreiche mahleriſche Manier. Die
ſo genante Cavaliriſche Perſpectiv wird mehren-
theils nur bey der Kriegs-Bau-Kunſt gebrau-
chet/ weil ſie eine Feſtung an ihrem Lager und
Form nicht ſo veraͤndert/ als wie die andere mit
ihren gewoͤhnlichen zwey Puncten/ nemlichen
dem Aug- und Diſtantz-Punct/ ſo gemeiniglich nur
bey der Civil Bau-Kunſt in derſelben Abreiſſung
und perſpectiviſchen Vorſtellung pfleget gebrau-
chet zu werden: Jedoch ſtehet es einem Cavalier,
Kriegs-Man und ſonderlich einem ingenieur gar
wohl an/ wann er auch dieſe ſchwere Manier
nebſt der andern leichten verſtehet/ und uͤber dein

ein-
T 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0331" n="295"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den <hi rendition="#aq">Proportion-Tabellen.</hi></hi></fw><lb/>
und fu&#x0364;rwei&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ weil man hier aus &#x017F;o wohl/<lb/>
was die Art und Wei&#x017F;e der neuen <hi rendition="#aq">Fortification</hi><lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t anlanget/ als auch einiger ma&#x017F;&#x017F;en die beho&#x0364;-<lb/>
rigen Unko&#x017F;ten hierzu/ urtheilen/ auch alle Linien<lb/>
und Winckel darnach leicht im Felde ab&#x017F;tecken<lb/>
kan.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>(7.) <hi rendition="#fr">Frage.</hi><lb/><hi rendition="#b">Wie wird eine Fe&#x017F;tung nach der <hi rendition="#aq">Sce-<lb/>
nographie</hi> verju&#x0364;ngt auffgeri&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
fu&#x0364;rge&#x017F;tellet?</hi></head><lb/>
            <p>Man muß wi&#x017F;&#x017F;en/ daß die <hi rendition="#aq">Scenographie,</hi> oder<lb/>
die <hi rendition="#aq">per&#x017F;pectivi</hi>&#x017F;che Vor&#x017F;tellung eines Geba&#x0364;udes<lb/>
auf zweyerley wei&#x017F;e pfleget gemachet und einge-<lb/>
theilet zu werden/ nemlichen auf eine nicht &#x017F;chwe-<lb/>
re &#x017F;o genante <hi rendition="#aq">Cavaliri</hi>&#x017F;che/ und dann auf eine<lb/>
&#x017F;chwere und kun&#x017F;treiche mahleri&#x017F;che Manier. Die<lb/>
&#x017F;o genante <hi rendition="#aq">Cavaliri</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Per&#x017F;pectiv</hi> wird mehren-<lb/>
theils nur bey der Kriegs-Bau-Kun&#x017F;t gebrau-<lb/>
chet/ weil &#x017F;ie eine Fe&#x017F;tung an ihrem Lager und<lb/><hi rendition="#aq">Form</hi> nicht &#x017F;o vera&#x0364;ndert/ als wie die andere mit<lb/>
ihren gewo&#x0364;hnlichen zwey Puncten/ nemlichen<lb/>
dem Aug- und <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tan</hi>tz-Punct/ &#x017F;o gemeiniglich nur<lb/>
bey der <hi rendition="#aq">Civil</hi> Bau-Kun&#x017F;t in der&#x017F;elben Abrei&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
und <hi rendition="#aq">per&#x017F;pectivi</hi>&#x017F;chen Vor&#x017F;tellung pfleget gebrau-<lb/>
chet zu werden: Jedoch &#x017F;tehet es einem <hi rendition="#aq">Cavalier,</hi><lb/>
Kriegs-Man und &#x017F;onderlich einem <hi rendition="#aq">ingenieur</hi> gar<lb/>
wohl an/ wann er auch die&#x017F;e &#x017F;chwere Manier<lb/>
neb&#x017F;t der andern leichten ver&#x017F;tehet/ und u&#x0364;ber dein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ein-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0331] Von den Proportion-Tabellen. und fuͤrweiſen koͤnnen/ weil man hier aus ſo wohl/ was die Art und Weiſe der neuen Fortification ſelbſt anlanget/ als auch einiger maſſen die behoͤ- rigen Unkoſten hierzu/ urtheilen/ auch alle Linien und Winckel darnach leicht im Felde abſtecken kan. (7.) Frage. Wie wird eine Feſtung nach der Sce- nographie verjuͤngt auffgeriſſen und fuͤrgeſtellet? Man muß wiſſen/ daß die Scenographie, oder die perſpectiviſche Vorſtellung eines Gebaͤudes auf zweyerley weiſe pfleget gemachet und einge- theilet zu werden/ nemlichen auf eine nicht ſchwe- re ſo genante Cavaliriſche/ und dann auf eine ſchwere und kunſtreiche mahleriſche Manier. Die ſo genante Cavaliriſche Perſpectiv wird mehren- theils nur bey der Kriegs-Bau-Kunſt gebrau- chet/ weil ſie eine Feſtung an ihrem Lager und Form nicht ſo veraͤndert/ als wie die andere mit ihren gewoͤhnlichen zwey Puncten/ nemlichen dem Aug- und Diſtantz-Punct/ ſo gemeiniglich nur bey der Civil Bau-Kunſt in derſelben Abreiſſung und perſpectiviſchen Vorſtellung pfleget gebrau- chet zu werden: Jedoch ſtehet es einem Cavalier, Kriegs-Man und ſonderlich einem ingenieur gar wohl an/ wann er auch dieſe ſchwere Manier nebſt der andern leichten verſtehet/ und uͤber dein ein- T 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/331
Zitationshilfe: Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/331>, abgerufen am 23.04.2024.